[Achtung langer Post, es gibt ne Menge zu erzaehlen!]
Wir starten den Donnerstag mit einem Besuch in die heilige Hallen des Wal-Marts.
Was es hier in einem Markt gibt.. unglaublich! Monstergrills, Gartenhaeuschen, Revolver, Grosskaliber, Schwimmwesten, Speedbootruder und natuerlich: Campinggear ohne Ende. Von Klapperschlangenserum über Knickknack-Leuchtstifte oder Biermugs, die grantiert 12h kühlen bis hin zu Hightech-Hängematten ist alles zu haben... Ich bin im Paradies!
Zumindest solange, bis mich Sanela entnervt am Arm aus dem Bereich rauszieht – nur damit ich dann gleich erneut im benachbarten Elektrobereich strande... Sehr zum Leidwesen meiner Frau, deren Laune sich erst bessert als wir an der Klamottenabteilung vorbeikommen; ist hier doch auch alles irgendwie auf Schwangere (oder soll ich sagen auf etwas Beleibtere) zugeschnitten.
Suess sieht sie da aus in ihrem Big Fat Mama Kleidchen - ob sie mir denn jetzt auch lecker Maisbrot macht...?
Wir entscheiden gegen einen Kanuausleih aber für ein geführtes Tourboot durch die Everglades. So schippern wir die von Mangroven gesäumten Kanäle hoch. Total gechillt. Nur die ab und zu vorbeischiessenden Angler mit ihren hochmotorisierten Booten und die von ihnen erzeugten kräftigen Bugwellen stören. Wieder ein Beispiel für das schizophrene Naturverständnis der Amerikaner.
Wenige Meilen weiter suedlich am aeussersten Ende des Parks („Flamingo“), schlagen wir unser Zelt auf. So wie der Name des Campgrounds klingt, so ist der Zeltplatz auch: total gepflegt, unter Palmen auf gemähtem Rasen mit Blick über denselben raus aufs Was
So gut, das der Grill Besuch aus der Luft bekommt. Ziehen da doch tatsaechlich schwarze Vögel 2-3m über dem Grill Ellipsen. Nun bin ich kein Ornithologe doch weiss ich auf was die Dinger mit ihren ca 1.20m Spannweite aus sind... Auch am Boden sind die Dinger dreist. Hoppeln doch munter auf den Grill zu. Waschbären der Lüfte sozusagen...
Und photscheu sind sie auch noch. Kaum steh ich mit Kamera vom Tisch auf, machen die Teile sich weg.
Nun gut. Wir lassen uns unser erstes Camper Dinee nach Herzem und zu zweieinhalb schmecken. Kaum gegessen (ihr glaubt nicht wie sich Sanela die Maiskolben reinhauen kann!), macht sich noch jemand zum Essen fertig: feinstes Europäerblut für die Everglade Moskitos.
Muss wohl ebenso erstklassig sein, da nicht mal das von Namibia übriggebliebene „Peaceful Sleep“ - unser Moskitorepellent - was auszurichten scheint (ist wohl nur ein besonderes Dressing für die Scheissviecher). Also ab ins Zelt. Gottseidank ohne Moskitos.
Mit dem Gedanken für den Erhalt des Everglade National Parks Blut gespendet zu haben, schlaf ich ein.
Am nächsten Morgen verlassen wir die Everglades und fahren weiter Richtung Süden auf die „Keys“ die vielumworbene Inselkette Floridas. Durch über 40 mehr oder weniger grosse Brücken (die größte ist die „Seven Miles Bridge“) sind die Inseln mit dem Festland verbunden.
Leider ist der für die Übernachtung auserkorene Campground im Bahia Honda State Park bereits ausgebucht. Nur zu gerne haetten wir unser Zelt direkt am Strand dieses Parks aufgestellt. Nun ja. Wochenende eben. Sollte nicht der letzte ausgebuchte Campground auf dieser Reise sein. Also weiter direkt nach Key West. Nach Key West nochmal 90 Meilen weiter und wir wären in Kuba.
Kurven durch die total suesse Stadt, checken recht nah am Zentrum in das Trueman Hotel ein und erkunden den Rest per Pedes. Was hier im Übrigen ohne Probleme geht, denn a) ist die Stadt durch die Insel recht begrenzt, also eher ein Staedtchen und b) besticht das Staedtchen durch ihre kleine Gässchen und die vielen bunten Holzhaeuser.
Genauso bunt ist die Bevölkerung. Neben den ganzen Angetrunkenen, die wohl vom freien Alkoholverkauf an den Strassenständen herrühren, ist die Stadt voll von regenbogenfarbenem Publikum. Schwule, Lesben, Transsexuelle und was weiss ich was noch. Jedenfalls ziemlich aussergewöhnlich fuer eine amerikanische Stadt.
Aber auch die Angetrunkenen unterhalten und sind lustig anzuschauen - Springbreak lässt grüssen. So ziehen z.B zwei dralle Blondinen blank und penetrieren Warnhütchen. Einer von zahllosen Bärtigen wandert vor meinen Augen erst in Handschellen und dann zum Ausnüchtern in den Knast...
Der Sonnenuntergang auf dem Pier ist dann eher wieder im amerikanischen Entertainment-Lot. Gaukler an Gaukler, vom 50jährigen Gummimenschen über den Hundedresseur zum saebelschwingenden Piraten oder Schotten im Kilt. Alles da. Genauso wie die 75m Luxusjacht am anderen Ende.
Doch auch hier geht die Sonne unter. Und zwar im Westen.
Für mich sogar mit einer Margaritha vom Strassenstand. Am nächsten Stand – wie ueberall in der Stadt – gibt es handgerollte Zigarren. Und auch hier probier ich mal und nehm mir eine in Cognac Getraenkte mit zurueck ins Hotel. Die rauch ich dort ganz gemuetlich waehrend Sanela das Nachbarzimmer Jungs zur Ruhe anweist...
Am naechsten Morgen – es ist Samstag – ziehen wir noch mal per Pedes zum Sightseeing los, dann geht es zurueck Richtung Festland. In Key Largo halten wir bei „Dolphins Research“ an. Ich
Ich bin unsicher. Faszinieren mich diese Tiere doch schon lange. Noch laenger gehe ich allerdings in keinen Zoo mehr, weil ich Tiere nicht im Knast, sondern in freier Wildbahn erleben will...
Hmmm, nun gut, der freie Slot, die Non-Profit-Organisation und zuguter letzt auch Christian Foehl geben den Ausschlag. Ich melde mich an und finde mich kurzer Zeit später in einer Zirkusnummer wieder. Hier zieht mich ein abgerichtetes Tier durch den Pool, reicht mir per Handschlag die Flosse und imitiert auf mein Kommando einen Hai.
Nicht schlecht fuer ein Tier, dass sich in freier Wildbahn niemals anfassen laesst und als eines der intelligentesten Lebewesen gilt...
Kurzum: ich bin einer Artistennummer aufgesessen. Von wegen Schwimmen mit Delphinen. Das Ganze findet auf einer abgesenkten Plattform statt. Immerhin gibt es fuer das Schwimmen mit "Tanner" und "AJ" einen kostenlosen Sonnenbrand. Ich habs mir verdient.
Weiter Richtung Norden. Wir wollen unser Camp im John Pennekamp State Park aufschlagen. Doch auch hier bleibt uns der Zutritt verwehrt. Ausgebucht. Wenige Meilen weiter gibt’s noch Platz und unserem Surf&Turf steht nichts mehr im Wege: los geht’s mit dem Grillen: Rind, Pilze mit geschmolzenem Käse, natuerlich Maiskolben plus diesmal Kingsize Shrimp, Salat, Brot und Humus. Eeeaaasy.
Wir kriechen gerade noch in den Chevy, mehr Abendaktivität ist wirklich nicht drin.
Am naechsten Morgen geht es zur Glasbodenbootfahrt raus aufs Riff. D
Den Rest des Tages verbringen wir am Pool des Campingplatzes, der uns beide doch stark an die guten alten Riccione-Zeiten erinnert.
Abends wird mal nicht selbst gekocht, sonder ich fuehre meine Suesse in ein Fischrestaurant, wo wir uns mit tagesfrischem Fisch die Baeuche vollhauen. Shrimp, Maui-Maui (sprich Delphin – ups, war nicht so geplant, Flipper), Thunfisch und Schwertfisch. Yummi! Das ganze Jamaican Jerk Style, sprich: karibisch scharf gewuerzt. Saugeill!
Dann fuehrt mich meine Suesse noch auf einen Drink in die aus dem Film Key Largo beruehmt gewordene Caribean Bar aus (die Bar hat die Humphrey Bogarts Glanzzeiten allerdings hinter sich) dann ist Schluss, morgen wird naemlich ein weiterer Versuch gestartet wirklich mit Delphinen schwimmen zu gehen.
Nach der Enttäuschung am Vortag ist diese Geschichte tatsaechlich anders. Verzichtet diese Organisation auf grossflaechige Werbung am Strassenrand und arbeitet sie zum grossen Teil in einem Therapieprogramm mit Kindern, bietet sie auch tatsaechlich einen „Natural Swim“ an. Hier koennen die Schwimmer nach einem einstuendigen Briefing selbststaendig und allein mit Delphinen schwimmen.
Genau das steht also auch fuer mich an. Kaum hab ich meine Schnorchel-Ausruestung an und tauche ins Wasser, so habe ich den Ersten auch schon neben mir. Der Delphin schaut mich durchdringend an und schwimmt neben mir her. Ich tauche ab. So auch das Tier. Noch ein Moment zusammen nebeneinander, dann ist er weg. Es ist voellig klar, wer hier der bessere Schwimmer ist...
So geht’s gerade weiter. Neugierig kommt mir ein Anderer entgegen. Grinst und klickert mich an und schon ist er im weitlaeufigen Basin wieder verschwunden.
Auch cool, wenn alle 5 Schwimmer im Programm zusammen Formationen schwimmen. So schwimmen wir alle nebeneinander her um eine Bugwelle zu erzeugen, in der sich auch sofort vier der sechs Delphine einfinden. Was wir auf Booten schon haeufiger gesehen haben, funktioniert hier auch. Die Bugwelle scheint zu gefallen. Waehrend der Aktion sind die Tiere oft nur wenige Zentimeter von mir weg – ohne mich zu touchieren – einfach der Hammer. Ehrlich!
Leider ist durch die viele Aktivität im Basin schnell viel Sediment aufgewirbelt und daher die Sicht getruebt; auch geht mir bei den ganzen Kunstückchen (die _ich_ diesmal auffuehren muss um fuer die Tiere interressant zu bleiben) ganz schoen die Pumpe...
Dennoch eine tolle Zeit mit den Tieren. Wer auf die Keys kommt und mit Delphinen schwimmen will, dem sei DolphinsPlus empfohlen!
Wir sagen Bye Bye Key Largo und machen uns auf nach Naples, wo wir nach einem Zwischenstopp in den Everglades zum Airboat fahren auch am späten Nachmittag ankommen.
Wir schlendern an supergepflegten Vorgärten a la Wisteria Lane vorbei Richtung Pier, wo uns zum Sonnenuntergang – da schau her – noch mal ein Delphin besuchen kommt. Definitiv keiner mit dem ich heute morgen geschwommen bin :-)
Gelangweilt schnauft er ein paar Mal durch sein Atemloch bis er wieder abtaucht. Schön.
So wie es aussieht hat sich wohl auch unser Kind heute zum ersten Mal bemerkbar gemacht, was den Tag noch unvergesslicher macht.
Mal schauen was der naechste Tag bringt, steht doch mit Naples auch der erste Outletkomplex auf dem Programm. Irgendwie muessen wir ja unsere Koffer gefüllt nach Hause bringen :-)
bleibt dran, wir halten Euch auf dem Laufenden.
Sanela, Marc + Chili