Montag, März 29, 2010

Ab in den Sueden

[Tainan, Montag der 29. Maerz 2010]
Der neue Tag begruesst uns mit reichlich Sonne und so sieht der Sun Moon Lake doch um einiges einladender aus. Wir fruehstuecken im Garten des B&Bs, das genauso wie das Hotel selbst ein Kuriosum ist. Vollgestellt mit Statuen, Krimskrams aus allen Stilrichtungen. Im eng verwachsenen Garten stehen Pavillions mit Glastischen unter die wir uns zum Fruehstuecken setzen (ja nicht braun werden!).
Auf dem Weg zu den Pavillions, bleibt Antonia verwundert an Vasen in Katzenform stehen und kommentiert „Mauuu, Mauuu“. Hier koennen wir uns null verstaendlich machen und so wird es auch mit Zuhilfenahme von anderen Gaesten dem Maedchen vom Dienst nicht klar, dass wir neben der Uebernachtung auch noch das Abendessen bezahlen muessen. So werden wir also eingeladen. Unfreiwillig. Hilft ja nix.
Wir fahren das Farmosa Aboriginal Village an – und landen in einem Vergnuegungspark. Von „Aboriginal“ ist hier keine Spur. Auch wenn man die Absichten erkennen kann, wenn man denn erst mal am Freefalltower, der Achterbahn, der Wildwasserbahn und dem Kidspark vorbeikommt, finden sich doch tatsaechlich ein paar, den indigenen Voelkern gewidmeten photogene Huetten – inkl. Fressstand. An den Frittenbuden tragen die Bediensteten neben einem Headset fuer die Ansage auch Blumenschmuck auf dem Kopf. Am ueberfuellten Koi-Karpfenteich vorbei laufen wir zurueck zum Auto.
Antonia laesst sich in ihrem Buggy von uns wie der Papst in seinem Papamobil durch die Menge schieben - und winkt auch genauso majestaetisch. Die Kleine kennt inzwischen genau ihre Wirkung auf ihre Umgebung. Kaum hebt sie die Hand, wird verrueckt zurueckgewunken.
Was fuer eine Prinzessin.
Wir fahren Richtung Sueden und machen kurz halt in Jiji am Wuchuang Tempel, von dem durch das grosse Erdbeben 1999 nur noch das Dach auf seinem eingestuerzten Rest steht. Sehr fotogen.
Waehrend Toni ihr Mittagsglaeschen bekommt, schreitet - noch fotogener – eine Prozession mit Menschen in ueberlebensgrossen Puppen mit abstrakten Fratzen-Masken an uns vorbei. Irgendjemand schmeisst Knallfroesche in ein Feuer. Dazu kommt aus Lautsprechern erdbebenartige Geraeusche.
Witzig. Stell mir vor, ins europaeische Uebertragenen muesste bei uns der Dorfpfarrer seine Ministranten in Fix und Foxy Puppen stecken – dazu wuerde dann aus den Lautsprechern zuenftige Quetschkomodenmusik kommen…
Wir fahren im Delta der Westkueste Richtung Sueden und fahren bei Teinan wieder in die Berge hoch, nach Guanziling. Einer weiteren bekannten Bergregion mit vielen Thermalquellen. Da Guanziling dem Navi unbekannt ist fahren wir mit ungefaehrer Google-Maps Peilung und landen in einem ***** Sterne Hotel wo trotz dem hochpreisigen Ambiente (Badezimmer in Jadeaehnlichem Marmor, zwei Thermalbecken inkl. im Marmor integrierter Plasmafernseher) keine Sau englisch spricht.
Das Abendessen droht zum Desaster zu werden, da auch im Restaurant auf der Dachterasse nur Speisekarten in chinesisch existieren – natuerlich auch hier keiner da, der uebersetzen kann.
Da hilft nur Martin’s deutsch-taiwanesische Speisekarte und sein kleiner Essensratgeber weiter, der per Eee-PC gezueckt werden kann. So gibt es fuer die Kaufmaenner zumindest Chao Fan – geroesteter Reis, mit Shrimps und Huehnchen. Eigentlich eine klassische Beilage; fuer uns hier heute Hauptgericht. Nebenan fuehrt eine japanische(?) Reisegruppe in Kimonos klassische Folkloretaenze auf. Die muessen sich auch denken: „Schau dir die Langnasen an, bestellen sich nur Beilagen. Das „K“ in deren Namen steht bestimmt fuer „K“ulturbanause!“
Abends fahren wir nochmal los und besuchen eine kleine Grotte, in der hochkonzentriertes Erdgas durch einen kleinen See nach oben steigt und sich bei Kontakt mit der Luft entzuendet. So kommt es, dass in einer klaren Vollmondnacht Flammen an der Wasseroberflaeche tanzen. Wir sind alleine und lauschen dem Brodeln der Flammen und den Geraueschen des naechtlichen Dschungels. Antonia kommentiert andaechtig: „heisssss“.
Am naechsten Morgen geht es tiefer in die Berge hinein. Nach Paolai, ebenfalls eine Gegend mit viel Thermalwasser. Das Zielhotel ist Teil der Route der Muenchner Hochzeitgesellschaft in ein paar Tagen. Da wir zu diesem Zeitpunkt bereits wieder nach Hause zurueckfliegen, schauen wir uns das Hotel jetzt schon an. Leider haben wir hier nur eine Adresse in chinesischen Schriftzeichen und auch die Webseite ist komplett in chinesischen Schriftzeichen gehalten.
So gibt es auch hier nur die grobe Google-Maps Peilung. Sprich: Man gebe die Adresse in die Google Maps ein und versucht dann per Kartenvergleich die angezeigte Ortung per visuellem Abgleich in die Karte des Navigationssystems einzuzeichnen. Fuer uns bedeutet dass an einem signifikanten Flussknick rechts weg vom South Cross Highway und hoch in die Berge.
15km vor Paolai wird die Strasse zunehmend abenteuerlicher. Nicht, dass sie wie in der Tarokoschlucht abschuessig in den Granit gehauen ist, nein: hier sieht es aus, als waeren die gesamten Berge in Bewegung geraten – und/oder sind noch in Bewegung.
Ueberall grinst uns das braun von abgerutschten Berghaengen an. Oben drauf steht noch ein wenig gruen, dann kommt die Abrisskante, aus der manchmal noch ein paar Wurzeln oder Strommasten ragen. Reihum sind Berghaenge abgerutscht, die Strassen schwer unterspuelt. Was mal zweispurig war ist jetzt oft einspurig – mit poroesem Teer als Belag. Ganze Bruecken sind weggerissen. Wir fahren durch gigantische, mit Geroll angefuellte Flussbette in denen ab und an noch Haeuserdaecher liegen. Andere Bruecken sind durch provisorisch aneinander gereihte Metallplatten wieder (einspurig) befahrbar. Wow.
Welche Naturgewalten das angerichtet haben, kann man sich nur schwer vorstellen.
Vielerorts sieht man den urspruenglichen Verlauf der Strasse an umgeknickten Strommasten. Hier wurden einfach neue aufgestellt, ohne dass die Alten eingesammelt wurden. Oft sieht man noch die alte, unterbrochene Linienmarkierung der Mittelspur. Nur das das jetzt die Seitenmarkierung, sprich: das seitliche Ende der Strasse ist. Direkt daneben grinst uns wiederrum der braune Hang an, auf dem noch keinerlei Vegetation zu sehen ist.
Absolut gruselig zu fahren: man denkt, dass sich der Berg in jedem Moment ueberlegen koennte sich den Rest der Strasse einzuverleiben, mit einem geologischen Ruelpser - als Nachtisch sozusagen.
Wir fahren durch einen weiteres Provisorium (haeufig hat man das Gefuehl, das jediglich ein wenig Schutt abgeraeumt wurde, um ueber den verbleibenden Schutt einfach neu drueber zu betonieren… der naechste Taifun kommt bestimmt…), biegen um eine Kurve und sehen inmitten von einem Truemmerhang einen intakten Tempel. Verschont, oder neu aufgebaut, wie auch immer: er hebt sich in leuchtenden Farben von dem umgebenen Braun der Erde sowie dem grau der verbogenen Stahltraeger der ehemaligen Streckenbefestigung ab. Ein irres Bild.
Das Navigationssystem laesst uns durch Paolai fahren. Mitten in der Pampa will uns das Ding dann durch das Flussbett fahren lassen. Wo vielleicht mal ne Strasse war ist hier nur Geroell. No Way. Zurueck nach Paolai und im 7Eleven fragen. Man weisst uns den Weg direkt ueber die Strasse einen kleinen Weg ueber eine noch abenteuerlichere Piste den Berghang hoch. Wir praegen uns die Schriftzeichen der Adresse ein – und zeigen zusaetzlich jedem der uns ueber den Weg laueft, die Adresse (寶來溫泉 山水竹林溫泉渡假VILLA 高雄縣六龜鄉寶來村竹林7號 TEL:07-688-2145)
Ueber ein Plakat mit der gleichen Telefonnummer biegen wir schliesslich in eine relativ unscheinbare Hofeinfahrt ein. Der Taiwanese, der uns entgegentritt und Son aus Amerika erstaunlich aehnlich sieht, nickt und versichert uns: wir sind angekommen.
Von wegen grosses Resort. Hier vermittelt die Webpage http://www.zhulin.idv.tw/room.php eindeutig ein anderes Bild. Das hier hat eher den schnukeligen alternativen Charakter einer thailaendischen Huettensiedlung an einem steilen Berghang. Auch hier hat der Berg Tribut gezollt und mindestens zwei der Huetten mit sich hinabgerissen. Die Truemmer kann man von oben noch gut sehen. Mannmannmann. Aufgrund der Sprachbarriere kriegen wir nicht raus, wann das war. Aufgrund der fehlenden Vegetation und dem Zustand der instandgesetzten Strassen schaetzte ich, dass dass ungefahr ein halbes Jahr her ist.
Wir schauen uns unsere Huette an. Traumhaft gelegen, atemberaubender View ueber das Tal, auf dem Balkon zwei Holzwannen, innen drin kann man das Tal von dem riesigen Bett ebenfalls toll ueberblicken. Wie in Thailand zieht man auch hier vor dem Eintreten die Schuhe aus. Zum ersten Mal wird diese asiatische Sitte in Taiwan von uns gefordert. Zum ersten Mal in Taiwan schau ich mir auch die Unterkonstruktion der Huette genau an. Wir stehen auf Stahltraegern, die in ein Fundament von Beton in den Berg hineingegossen sind.
Antonia macht derweil ersten Kontakt mit der Hauskatze, die unter dem Balkon herumschleicht und laut mautzt. Das hat den Effekt das wir recht schnell unsere Tochter auf dem Arm haben, die genauso laut mautzt – und partout nicht vom Arm will. Zu suess.
Wir sind die einzigen Gaeste und versuchen - wie inzwischen fast jeden Tag – mit Haenden und Fuessen die Modalitaeten abzuchecken. Wie wird gezahlt? Wann gegessen? Wann ausgecheckt? Gibt’s Internet?
Das Abendessen bietet eine Ueberraschung. „Son“ hat in Argentinien gelebt und bietet uns zusammen mit seinen zwei Taiwanesinnen ein argentinisches Essen: von den typischen Teigtaschen als Starter bis hin zu zwei saftigen argentinischen Steaks und Vino Tinto ist alles dabei. Angenehme Abwechslung fuer unsere Maegen das eigentlich Chao Fan erwartet.
Nach dem Essen lassen wir uns auf dem Balkon unserer Huette die Wannen einlaufen und schauen ins Tal in dem nur wenige Lichter zu uns hinaufleuchten. Schonener 28. Maerz. Waehrend wir in das Tal schauen gehen unsere Genesungswuensche nach Grunbach.
Der naechste Tag bringt uns nach Tainan. Der aeltesten Stadt Taiwans. Fuer uns aber nicht offensichtlich die Aelteste. Fuer uns vor allem eins: Laut und hektisch. Ausserhalb vom Auto zischen hunderte von Scootern an uns vorbei. Links, rechts, aus jeder Richtung. Aus jeder Seitenstrasse und im Kreisverkehr (8 Strassen treffen hier aufeinander, inkl. mehrerer Ampeln innerhalb des Kreisverkehrs!) kommt man nur mit zweijaehriger franzoesischen Erfahrung auf Anhieb zurecht. Innerhalb vom Auto krakehlt die Tochter, die nach 120min Autofahrt kein Bock mehr auf Autositz hat.
Endlich ist das Hotel ausgemacht, wir eingecheckt, und auf geht’s zum Tempelsightseeing. Schliesslich soll es hier laut Reisefuehrer vergleichbares zur verbotenen Stadt in Peking zu sehen geben.
Naja, keine Peking ja nicht, dafuer aber den Koenigspalast in Bangkok, und der ist fuer mich, Marc „K“aufmann, deutlich beeindruckender als das wofuer ich hier Eintritt zahle...
Ich unternehme den schwachsinnigen Versuch in einem Schuhgeschaeft mir mein heissgliebtes altes Modell der Superstar 2 Serie zu kaufen, die gibt es hier naemlich noch - nur gehen hier die Groessen bis max. 9. Ich brauche 12. War einen Versuch wert.
Wir kaufen uns unser Essen zusammen. Beim 7 Eleven gibt es die Getraenke und – nachdem wir gesehen haben, wie es laeuft – einen Hotdog. Zwar drehen sich hier die Wuerstchen auf einem Gestaenge, nur haben wir weit und breit keine Semmeln gesehen, in die man die Wuerstchen stecken koennte. Bis es jemand vormacht und neben das Regal in einen Stapel Pappkartons greift, in denen sich – täterätätätää – die Semmeln (jede einzeln eingeschweisst) befinden…
Ausserdem nehm ich noch ein in gruenes Papier eingewickeltes Reisstaeschen mit. Das Papier entpuppt sich nachher als Alge, das Reisstaeschen selbst als eine Art Sushi-Sandwich. Lecker!
Beim Winkelgaesschenselfservicebaecker (winziges Backwarenverkaufstaendchen zum selber rausnehmen wie schon in Taipeh) gibt es Gebaeck und ein paar Fressstaendchen weiter gibt es via Martin’s Reiseempfehlung den von Toni und Sanco's inzwischen heissgeliebten Chao Fan. Ich trau mich wieder ein paar Laeden weiter an eine taiwanesische Dampfnudel ran. Hier findet sich jemand der uns die Fuellung auf englisch erklaert. Wir nehmen einen taiwanesischen Germknoedel mit Pilzfuellung, einen anderen mit Bohnenfuellung mit.
Und so werden wir heute mit diesem Patchworkabendessen auch satt.

Freitag, März 26, 2010

In 4 Stunden 130km an den Sun Moon Lake

[Sun Moon Lake, Freitag 26. Maerz 2010]

130 km in 4 Stunden. Das heisst, wir legen die heutige Strecke mit durchschnittlich 30 km/h zurueck. Und das hat mehrere Gruende. Auf der einen Seite die wirklich schweisstreibende Passtrasse durch die Taroko Schlucht 3400m hinauf auf den Hehuanshan.

Wie gestern schon, ist auch hier eine winzige, enge Strasse in und durch den Marmor- und Granitfels gehauen. Im Gegensatz zu gestern ist die Strasse hier oft nur gerade mal ein Fahrzeug breit. Jede Menge Kurven. Kaum Geraden. Viele Überhaenge und viele, unbeleuchtete, genauso enge Tunnel - auch hier gerne mal mit Kurve drin.

Wir ueberholen ein Strassenkehrfahrzeug, dass hier nicht den Staub sondern faustgrosse Steine von der Strasse fegt. Ab und an sieht man Dinger auf der Strasse, die man eher mit einem Bulldozer wegfegen muss. Und direkt neben der Leitplanke geht es senkrecht runter. Gottseidank mit wenig Gegenverkehr.

Wir schrauben uns durch die Wolken nach oben. Das ist der andere Grund fuer die Hochgeschwindigkeitsfahrt: In den Wolken selbst ist die Suppe perfekt. Hier ist die enge Strasse z.T. nur wenige Meter ueberhaupt zu sehen. Aus dem Nebel taucht aus dem voelligen Weiss gespenstisch Kurve um Kurve, bzw. Granitwand an Granitwand auf. Und die Sicht nimmt weiter ab, so dass ich zum Schluss beinahe in Schrittgeschwindigkeit zuckele. Es ist einfach nichts zu sehen und den schnellen Weg nach unten zu nehmen, hab ich keine Lust.

Holy Cow. So ein Ding bin ich in dieser Laenge (70km) noch nie gefahren.

Die Taiwanesen nehmen es sportlich. Zumindest die paar Wagen die mit mir auf der Strecke sind. In gleicher Richtung roehren kleine aufgemotzte Mittelklasse Sportwagen mit uebertriebendem Spoiler an mir vorbei. Entgegen kommend schneidet der ein oder andere mir dreist den Weg. Entweder ist der graue Toyota trotz Abblendlicht und Nebelscheinwerfern so schlecht in der Suppe auszumachen oder man faehrt hier einfach so…

Verrueckt.

Schliesslich stossen wir durch die Wolkendecke und der Spuk ist vorbei. Weiter nach oben. Der Toyota kommt ausser Puste, die Automatik fuehlt sich haeufig nur noch im ersten Gang wohl. Jetzt geht es durch blendenden Sonnenschein weiter dem Gipfel entgegen. Nach der Suppe eine Wohltat. Und auch die Aussicht rechts, bzw. nach der naechsten Spitzkehre links runter ist phaenomenal. Ein Meer aus Wolken. Laengst haben wir die Baumgrenze erreicht und dann sind wir auch oben.

Glaeschen Stop fuer Antonia dann geht es an den Abstieg. Auch hier quaele ich die Automatik um via Motorbremse die Bremsen des MIetwagens nicht heisslaufen zu lassen. Die winzigen Notauslaufflaechen (5m Schotterweg steil nach oben, dann ein Stapel alter Reifen…) kann ich so getrost rechts liegen lassen.

Langsam kommen wir ins Gruen zurueck und endlich kommen wir auch am Sun Moon Lake an. Grau, verregnet, kalt ists hier. Der See selbst ist unspektakulaer und touristisch voll erschlossen. Pinkfarbene kleine Faehren legen im kurzen Takt am Pier an und entlassen Massen an Touristen, die sich die kleine Hauptstrasse mit ihren unzaehligen Strassenstaenden hochfressen. Was es hier an den Staenden zu Essen gibt, ist wirklich sehenswert, beschreib ich hier aber nicht weiter. Wir trauen uns an einen, in einem Fass mit heissem Oel frittierten Teigklotz - eine Art Fruehlingsrolle - ran. Schmeckt einwandfrei!

Den Rest des Nachmittages bleiben wir in unserem heutigem, ziemlich schnuckeligen zweistoeckigem Hotel ganz aus Holz und versuchen die weitere Route in den Sueden abzustecken.

Donnerstag, März 25, 2010

Taroko Gorge

[Taroko Gorge, 25. Maerz, 2010]
Diese Zeilen kommen aus der Taroko Gorge, laut Reisefuehrer Taiwans #1 Top Tourist Destination. Der Grand Canyon Taiwans sozusagen, in der durch staendige vulkanische Aktivitaet/Hebung zusammen mit bestaendiger Erosion und einem schnell fliessenden Fluss ein wirklich sehenswertes Stueck Land entstanden ist.
Zunaechst sind wir aber mit dem Auto die Ostkueste runtergefahren. Erst ueber malerische Reisfelder, in denen sich Tempel an Tempel reiht. (Sanco laesst mich nach 6 fotografierten Tempeln am 7ten dann vorbeifahren, was das Reisetempo deutlich beschleunigt). Dann 130 km den Coastal Express Way Richtung Sueden. Von wegen Express Way. Hier schraubt sich in unzaehligen Kurven eine kleine Strasse die Berge hoch und runter direkt an der steil abfallenden Felskueste lang. Kurve an Kurve hoch und Kurve an Kurve wieder runter. Schoen anzusehen zwar aber hinter einem schweren LKW-Gespann mit heissgelaufenen und dadurch auesserst aromatischen Bremsen ist von Express wirklich keine Spur. Ausserdem sitz ich in unserem Toyota Vios eher drin wie auf einem Trecker. Das Lenkrad mangels Platz direkt zwischen den Knien. Hinter mir die 18 Monate alte Tochter im Kindersitz, die ihre Oberschenkelmuskulatur trainiert und mir damit durch meinen Sitz den Ruecken massiert.
Die Taroko Gorge macht den Hinweg aber dreifach bezahlt. Waren der Expressway schon interessant was Strecken und Kurvenfuehrung angeht, ist das winzige in und durch den Stein gehauene Stueckchen Weg durch die Schlucht hier einfach abenteuerlich. Immer wieder geht’s durch unbeleuchtete Tunnel, unter Felsueberhaengen durch, wo ich mich Frage wie das die Doppeldeckerbusse machen. Mal schnell einspurig, dann ne Spitzkehre. Und 100m direkt unter uns roehrt der Liwu River in seinen Stromschnellen. Woooah!
Wir quartieren uns die erste Nacht in eine Holzhuettensiedlung oberhalb von Bulowang ein. Malerisch auf einem Plateu mit bester Sicht in die Schlucht und auf die umgebenden Berghaenge sitzen wir auf der Veranda unseres Blockhauses und ziehen den View mit jedem Atemzug ein.
Auf dem Vorplatz vor der Hauptgebaeude kommt es zu der schon bekannten Heidi Show als ein Tourbus seine Insassen entlaesst die die Siedlung besichtigen wollen.
Die Situation beginnt total nett – ein Taiwanesisches Maedchen ist scharf auf Tonis LIebLIngspuppe, aber Toni will nur Haendchenhalten. Den dadurch erzeugten entsprechenden Menschenauflauf sind wir inzwischen gewoehnt, dennoch wird’s auf einmal unangenehm: Aus dem ganzen knippsenden Volk springt aus dem Nichts auf einmal eine Frau und reisst sich die Toni auf den Arm. So schnell kann ich garnicht schauen. Total verdattert schau ich zu wie sich Antonia selber hilft: Mit einem extrem schrillen Kreischer direkt unmittelbar in die Ohrmuschel der dreisten Tante verdirbt Toni der Dame die Lust auf jedes Foto. Bereitwillig reicht sie mir mein Kind zurueck - und auf meinem Arm wird der Mindestabsstand jetzt eingehalten. Wir drei haben dennoch die Lust verloren und gehen an unsere Huette zurueck.
So rustikal und einfach die Huetten aussehen, bieten sie dennoch allen Komfort: WLAN, Klimaanlage, auf einem Plateau angelegte Matrazen, kleine Teekueche, Kuehlschrank sowie einen fuer die Huette wirklich vulgaer grossen LCD Fernseher.Auch eine handtellergrosse Spinne gehoert anfangs noch zum Inventar. Sanco macht einen Satz zurueck. Toni und ich schauen interessiert.
Abends gibt es traditionelles Essen des ansaessigen Eingebohrenenstammes. Schmeckt gut, Reis aus dem Bambusrohr, die obligatorische Suppe, ein scharfes Pilz und Fischgericht, frittierter Fisch, Hammel, Papayasalat und frittierte Nudeln. Toni schmeckst auch gut, nur Sanco schaut nicht gluecklich.
Am naechsten Tag fahren wir weiter in die Schlucht hinein. Durchwandern den „Tunnel of 9 Turns Trail“. Mit dem Helm den wir verpflichtend aber umsonst ausleihen und aufsetzen muessen seh ich ein wenig aus wie Conehead. Antonia wie Calimero. Der Trail ist Teil des ehemaligen Cross Island Highwaya und daher betoniert. Hier wirkt Familie Kaufmann (Tochter in der Kraxe von Ingola, Marc in Bergschuhen, Sanco in Touringhosen) ein wenig overequipped, v.a. wenn man die aus dem Tourbus aussteigenden Taiwanesen sieht mit ihren Flipflops und Sonnenregenschirmen. Das tut der Schoenheit der Schlucht allerdings keinen Abbruch. Auf dem Teer sieht man allerdings diverse Einschlaege von richtigen Abbruechen. Da nutzt auch kein Helm mehr…
Mittags sind wir Grand Farmosa Hotel. In der Tat und ohne Zweifel ein Luxushotel. Aufgrund der beginnenden Saison allerdings leer und fuer uns zu einem Sparpreis zu haben. So geniessen wir den Rest des Tages die Annehmlichkeiten des Hotels. Ich trainiere im obersten Stock in einem Glasquarre mit 360Grad Rundumblick auf die Schlucht, die Berge, den tosenden Fluss und hoch oben auf einem Plateau: ein Schrein mit einem irritierenden Zeichen. Den Schrein ist markiert mit einem bewusst plaziertem, riesigem gespiegeltem Hakenkreuz.
WTF?
Mach mich schlau und erfahre das das eine Swastika ist, ein wichtiges buddhistisches Symbol und Gluecksbringer, von den Nazis zweckentfremdet.
Die Swastika ist auch aus den heissen Pools auf dem Dach gut zu sehen. Was sich fuer unsere Augen einfach nicht mit der ganzen anderen malerischen Szenerie in zusammenbringen laesst. Schon komisch. Hier in Asien wohl so normal wie das Kreuz in der Kirche ist und bleibt es fuer mich ein verbranntes, furchtbares Zeichen…
Zum Essengehen muss ich feststellen, das meine Tochter nun in Phase Zwei der Fortbewegung eingetreten ist: Rennen. Rennenrennenrennen. Selbst in ihren Havajannas. Wuerd ich in meinen so schnell flitzen wie sie wuerd ich mich langmachen.
Leider ist Madame auch im Restaurant dabei ihre motorischen Faehigkeiten weiter zu perfektionieren. Und so geht es Treppe hoch, Treppe runter, Treppe hoch, quer durchs Restaurant, Treppe runter. Grrrrrr.
Am naechsten Morgen geht es mit der Kleinen in der Kraxe den Lyushui Trail, da der eigentlich angedachte Trail wegen Steinschlag gesperrt ist. Und auch auf dem Lyushui Trail tuermen sich ueber uns fragmentierte Marmorfelsen auf, durch die bedrohliche Risse gehen. Ein Erdbeben jetzt, und die ganze Chose kommt runter. Mit der pennenden Toni, die auf halb acht in der Kraxe haengt, muss ich auf dem schmalen aber gut gesicherten in den Stein gehauenen Pfad aufpassen, dass ich sie mit ihrer rosa Haarspange nicht an der Felskante langziehe…
Es bieten sich phaenomenale Blicke auf die Schlucht und den geschwungenen Liwu River, der sich a la Colorado River Bend durch das Gestein unter uns zwaengt.
Es geht ueber ne kleine Haengebruecke und durch einen pechschwarzen gerade mal mannhohen und -breiten Tunnel. Wir laufen in das pechschwarze Nichts, gegen das nichtmal das Headlight was Ausrichten kann. Mach den naechsten Schritt, und einen weiteren. Und noch einen. Schliesslich umgibt uns das Schwarz. Boah. Gruselig. Nochmal nen Schritt ins Ungewisse und ein weiterer. Endlich gewoehnen sich die Augen ein wenig an die Dunkelheit und das Headlight kann zumindest die unmittelbar neben uns verlaufende Wand und Decke anleuchten. Es geht um eine Kurve und dann ist nach 30m der Spuk vorbei. Am Ende des Tunnels ist Licht.
Das letzte Licht im Zimmer mach ich jetzt aus, denn morgen geht es frueh los um den anstehenden Wochenendrush zu entgehen. Mir grausts wenn ich an die Doppeldeckerbusse aus beiden Richtungen auf dem engen Bergstraesschen denke…
Next Stop fuer uns: Sun Moon Lake.

Dienstag, März 23, 2010

Von heissen Quellen, hoehen Türmen und netten Unterschieden

[Irgendwo in Ilan County, 22. Maerz 2010]

Eins vorneweg: Torpedo hat mich keiner getroffen, obwohl wir das Vulkanwasser gut bebadet haben.

Jeder hat hier so seinen eigenen Weg mit dem Jetlag fertig zu werden. Meine Frauen wählen den Weg des intensiven Schlafens, solange bis der Koerper einfach keinen Bock mehr hat zu schlafen.
Ich beginne den ersten Tag mit Training im hoteleignen Gym. Die Geraete sind mir zwar alle zu klein, aber es gibt Freihanteln und ein Laufband mit englischer Menufuehrung und HBO auf dem Display.

So kommts, das Robert Redford zur letzten Festung blaest und ich mir – angestachelt vom Film – mehrere Kilometer zu viel genehmige und mir damit astreine Blasen lauf.
Ich Rindvieh. Wollen wir doch morgen Taipeh erkunden.

Mal schauen was die Hotsprings direkt innerhalb des Hotelkomplexes an heilender Wirkung auf meine Fuesse anzubieten haben. Die verpflichtend zu tragenden Pantoffeln sind schonmal eher kontraproduktiv, da mind. 4 Nummern zu klein. Die Haarhaube aus Plastik sorgt fuer subtropischen Klima am Haaransatz und der natuerlich viel zu kleine Bademantel fuer weitere Befremdlichkeit – sieht er an mir doch eher aus wie ein sexy Homo Neglige.

Das Quellwasser ist vor allem heiss. Und angenehm. Wir blicken in 40Grad warmen Wasser die Berge von Beitou runter in den Dunst von Taipeh und schauen dem heissen Dampf zu wie er nach oben steigt. Toni ist mit ihrer Giesskanne auf Mission und versucht einen Hektoliter grosses Basin in ein anderes umzugiessen. Energie hat die Kleine…

Abends erste Gehversuche mit typisch chinesischem Essen. Die schiere Anzahl der Teller und auch der Service ist ein wenig befremdlich. Auf welchem Teller ess ich jetzt? Welchen nimmt er mir jetzt weg? Was mach ich falsch, dass mir der Kellner das Besteck auf die Tischdecke knallt (Ich ess doch schon mit Staebchen…). Warum bringt er mir ein neues Bier und nimmt das alte nicht weg? Das Essen selbst ist nicht schlecht, obwohl der nur als Beilage bestellte Fried Rice am besten gefallen findet. Nicht nur bei Toni.

Am naechsten Morgen geht es mit der MRT in die Innenstadt. Die MRT funktioniert weit besser als die Muenchner U-Bahn. Besser getaktet, neuere Zuege, Hinweisschilder und Leitlinien auf dem Boden sorgen fuer einfaches Umsteigen.
Die Leute sind viel disziplinierter und halten sich strikt an die auf dem Boden gezeichneten Geh-und Stehflaechen. So gibt es auf jeder Plattform eigens bemalte Wartelinien auf denen sich die wartenden Leute aufreihen. Die ebenfalls markierten Haltestellen der Türen bleiben so frei.
Irre ist, dass das tatsaechlich funktioniert. Die Bahn stoppt exakt da, wo sie soll, die Leute stroemen raus ohne behindert zu werden, und die aufgereihten Wartenden stroemen rein. Tuer zu. Schotten dicht. Und weiter. Damit niemand in den Tueren der Bahn eingeklemmt und vielleicht mitgeschleift wird, sind manche Bahnsteigen mit eigenen Aussparungen und automatischen Tueren die mit den Tueren der Bahn korrespondieren, eingefasst. Bevor sich die Tueren der U-Bahn oeffnen und schliessen wird mit diesen Tueren vorgeschlossen und geoeffnet.

Ich bin beeindruckt. Muss bei den Massen wohl auch so organisiert sein. Obwohl wir an einem Sonntag fahren, sind die Bahnsteige ganz schoen voll. Unbeeindruckt bin ich von den Haltegriffen in der Bahn – die sind naemlich bei mir auf Brusthoehe montiert. D.h. ich komm hier sogar wenn ich sitze ran. Wenn ich aufstehe, schlackern mir die Griffe an den Schultern rum…

Ankunft Taipeh 101, das bis vor kurzem hoechsten Gebauede der Welt.

Ein Wahnsinnsbau aus gruenem Glas und Stahl. Einem Bambusrohr nachempfunden und das nicht ohne Grund. Muss das Ding doch 4 Taifune pro Saison aushalten und steht in einer der erdbebenaktivsten Regionen der Erde. Im 88 Stock daher eine massive Stahlkugel die bei Bedarf hydraulisch gesteuert die Schwingungen austariert. Wow.

Im Basement reiht sich ein – absolut austauschbares – Edelarrangement aus Markenshops auf fuenf Etagen aneinander. Auf den Luxus schaut durch die Glaskuppel das phaenomenale Gruen des Turms herab.

Rauf geht’s mit dem nach wie vor schnellsten Fahrstuhl der Welt. Mit 1000m pro Sekunde ist man in 37 Sekunden oben. In den Ohren ploppt es wie die Prosecco Korken der Münchner Schickeria.

Oben angekommen bietet sich ein Bild in weiss. Man sieht das man nichts sieht.

Hat man uns unten an der Kasse schon gesagt – und sich gleich fuers schlechte Wetter mitentschuldigt. Es liegt ein Sandsturm aus China ueber der Stadt.

Nun gut. Sieht man draussen vor lauter Diesigkeit nichts, sieht man drinnen mehr. Zum Beispiel die heimische Mode. Total in ist hier z.B. ein winziger Rock der am Oberschenkel endet in Kombination mit langen, schwarzen Struempfen die ueber dem Knie enden und gerne mit hohen Stiefeln getragen werden. Diese Schulmaedchenfantasie scheint zeitlos zu gelten da sie auch von aelteren Frauen getragen wird. Da reicht der Rock dann allerdings kurz vors Knie. Wuuu.

Da konzentriere ich mich lieber auf Toni, die – das kennen wir ja schon aus Brasilien – den Part Sehenswuerdigkeit gelassen verpennt.

Auf der Plattform draussen und an den hohen Zaeunen gelehnt erinner ich mich an was ich im Netz gelesen habe: 2007 ist hier ein Oesterreicher als erstes illegal mit einem Falschschirm runtergesprungen. Jetzt verstehe ich auch, warum ich mit dem grossen roten Rucksack von Jessy und Silvia auf dem Ruecken hier mit Argusaugen beobachtet und zweimal kontrolliert werde.

Keine Angst. Kein Fallschirm im Rucksack. Nur Windeln und Glaeschen fuer die Toni. Und runter geht es damit sowieso auf dem normalen Weg – was nicht unbedingt fuer die ein oder andere Windel von der Toni gilt...

Unten machen wir einen Abstecher zum Sun Yat Sen Memorial Center, das in Laufweite steht. Ein Riesengebaeude, aehnlich einem grossen Tempel gebaut, sieht man hier interessante Kontraste unmittelbar nebeneinander.

Innendrin sitzt eine monumentale Statue in Regentposition des Staaatsgruenders der Republik China. Davor zwei scheinbar in Stein gegossene Wachen die sich nichtmal fuer eine hingeworfene Muenze bewegen. Nur zur Wachabloesung fuehren sie eine Choreographie mit ihren Knarren auf, das schon mehr mit dem Schwingen eines Spielmannszugs-Stocks zu tun hat als mit einem repraesentativen Wachwechsel. Detlef „D“ Soost waer bestimmt schwer inspiriert.

Das Ganze ist begleitet von einem Blitzlichtgewitter vom Stile eines Robbie Williams Auftritt. Nur gekreischt wird nicht.

Direkt vor dem Haupteingang uebt draussen eine Gruppe in gelben Warnwesten Tai Chi – unmittelbar dahinter Breakdancer ihre Pirouetten. Wenn „D“ drinnen inspiriert ist, ist er hier draussen begeistert.

Ich bin fasziniert von diesem Kontrast und Toni von dem Beat, der an dieser Gedenkstaette von den Boomboxes der mehreren Dutzend(!) Breakdancern kommt, zeigt sie doch selbst ein paar von ihren Moves...

Auf dem weiten Vorplatz vor der Halle zeigt sich deutlich dass wir hier die Exoten – und Toni eindeutig der Koenig unter der Exoten - sind. Antonia Heidi Kaufmann macht ihrem zweiten Vornamen alle Ehre und wird zum Fotomodell. Selbst springt sie eigentlich nur zwischen den Fuessen der Leute rum, auf der Suche nach ihrem Ball. Die Leute aber bleiben stehen. Zuecken die Kameras und schiessen die Toni ab. Wuerden wir fuer jedes Bild einen Euro bekommen, waer der Rueckflug bald bezahlt. Krass. Antonia HEIDI ist es wurscht. „Ball“ ist das einzige, was sie dazu sagt.

Wir schauen uns als naechstes rundum Taipeh Main Station um. Elend lange Gaenge voll mit allerhand winzigen Laeden, dazwischen eine fast 1.90m grosse Untergrundmusikantin, mobile Nackenmasseure in orangenen Warnwesten, Bluetenverkaeufer im Rollstuhl – und wir. Ich kann ueber alle Koepfe ewig weit in die Gaenge reinschauen. Weit und breit kein Fressstand bis wir irgendwie in den Food Court im zweiten Stock finden. Hier gibt’s – wirklich interessant anzuschauen – das gesamte angebotene Menu in Bilderform an der Kasse ausgeschildert. Das Auge ist ja mit – und so landen wir beim Baecker.
Kaufen Rosinenbroetchen und gerollte Sandwiches statt Haehnchenfuss und Tintenfisch mit Spiegelei.

Abends dippen wir die Fuesse in unserem Hotspa und planen die naechste Station der Reise. Das Personal ist total nett und hilfsbereit. Schreibt mir wildes Zeug in chinesischen Lettern auf. Telefoniert mit dem als naechsten geplanten Hotel an der Ostkueste. Im Hintergrund rattert der alte Matrixdrucker mir taiwanesische Karten mit chinesischen Zeichen raus. Sieht so aus als wird man hier mehr gefahren (per Bus oder Bahn) – selber reisen wir wie es tun scheint weniger ueblich.

Ich bedanke mich und druecke die Daumen, dass der gestern gebuchte Mietwagen auch wirklich wie versprochen ein englisches Navigationssystem hat.

Am naechsten Morgen stehen die Zeichen auf weiterreisen: Aufstehen, packen, fruehstuecken und los geht’s. Der Mietwagen hat ein englisches Navigationssystem - nur tut sich eben dieses schwer mit den englischen Namen der Strassen. Laut Reisefuehrer ist die englische Bezeichnung der Strassen und Plaetze keineswegs durchgehend, geschweige denn binden. Dass merk ich gleich bei der Eingabe des ersten Ziels: das National Palace Museum in der Zhiashian Road 211, Section 2.

Haus und Herberge der Schaetze aus der verbotenen Stadt, hier gibt es bis zu 8000(!) Jahre alter Relikte aus der chinesischen Kultur.

Das aber ist dem Navi scheissegal. Erkennt es doch auf Teufel komm raus keine der Strassen Zhiasan, chiashian, zhiasan, o.ä. bis wir schliesslich Aufbrechen Richtung Zhiashian STREET weil nichts anderes bekannt – und prompt in einem Industriehof ankommen.

Uuups.

Immerhin scheint Zhiashian irgendwie eine Art Stadtviertel zu sein, denn ab hier ist das Navigationssystem 0.9 (per Hand und Fuss kommunizieren, sowie auf Schriftzeichen tippen) im Einsatz und das garnicht so ineffektiv. Nach einem erstaunlich kurzem, ungewollten Abstechern zur Universitaet stehen wir schliesslich vor dem Ort, der Laut Canna eines der Must Sees in Taipeh ist.

Wow. Also auf zum Geschichte Atmen. Rein in das Riesending.
Wow. In dem Riesending sind ne Menge Leute.

Und ne Menge Vasen.

Hmm.

Das „K“ in Kaufmann muss wohl wirklich fuer Kulturbanause stehen. Fang ich doch schon mit dem Geschirr im Untergeschoss vom Ikea nichts an - und muss leider auch bei den unzaehligen, winzigen Vasen in einer Vielzahl von angeblich massgeblich unterschiedlichen Designs passen. Am Ende haben sie alle oben ein Loch, in der Mitte einen geschwungenen Bauch und am Ende einen Boden.

Dazu kommt, dass es um mich rum wuselt wie in einem Ameisenstock. Vorneweg laeuft einer mit einer Fahne, danach kommen *Massen* hinterher, die nur so um uns rumspuelen.
Alle mit nem Kopfhoerer auf – und keineswegs ruecksichtnehmend.
Chinesen. Weiterweiterweiter der Fahne hinterher.

Toni wird’s noch vor mir zu viel – klar, ist die doch in ihrem Buggy unmittelbar drin anstatt nur dabei. Ich weiss nicht ob es an dem Gedraenge und/oder an den Leuten liegt, aber ich meine die Taiwanesen in der vollen U-Bahn gestern waren deutlich entspannter, haben mehr gelaechelt und waren hoeflicher…

Als ich meinen Audioguide zurueckgebe und mit dem Maedel am Empfang ueber den Andrang spreche entschuldigt sie sich prompt ueber die Masse an Chinesen… Suess.

Ich bin ich nicht boese und versuche nun unserem Navi die naechste Adresse beizubringen. Aus “No. 36, sec 4, Bin Hi Road, Tauchen, Yi Lan County” laut gestrigem Internetbesuch auf der offiziellen Internetseite des Hotels wird „Toucheng, Ilan County“. Der Rest uebernimmt Navigationssytem 0.9 plus Orientierungssinn 1.0 – liegt das Ding doch direkt an der Ostkueste.

Obwohl diese Adressunschaerfe wirklich schwierig ist muss man aber ganz klar sagen, dass wir ohne das Navi *total* aufgeschmissen waeren. Ist doch der fliessende Verkehr ziemlich hektisch (ueberall zischen die Scooter vorbei – Sao Paolo laesst gruessen), die Spurbegrenzung ist mehr Hinweis als wirklich Grenze und im Schilderwald der Leucht- und sonst. Reklame sind die winzigen englischen Uebersetzungen der Strassennamen extrem schwierig auszumachen…

Alternativ hatte ich eine Route mit dem in Taiwan bereits verfuegbaren Dienst Google Street View vorbereitet – das waer aber ziemlich sicher in die Hose gegangen…

Mit dem Navi schaffen wir es aber problemlos raus aus der Stadt, auf der 5 geht es durch den laengsten Tunnel Asiens. 17km. Anscheinend hat bei dem Bau jeder Kilometer der Baustelle durch diverse Unfaelle und Katastrophen mind. ein Menschenleben gefordert. Die Ingenieure waren wohl drauf und dran, das Projekt einzustellen.

Uns beschert der Tunnel auf jeden Fall einen easy Transit an die Ostkueste in unser heutiges Hotel. So wie es scheint sind wir die einzigen Gaeste, denn es schwirren beinahe staendig mehrere Leute des Personals um uns rum, und sei es nur, um sich mit Heidi, äh, Verzeihung, mit Toni fotografieren zu lassen.

Zum Abendessen wird uns dezent zum Seafood Menu geraten – alles andere waer aus. Wir probieren das acht Gaenge Menu fuer umgerechnet 15EUR – und sind begeistert. Toni haelt Contenaince bis zum 6. Gang was unmittelbar zum Erfolg des Menues beitraegt.

Wir wollen dezent aufs Zimmer verschwinden doch das Personal will fuer uns eine Laterne steigen lassen. So zieht uns das Personal an den heissen Quellen vorbei zum felsigen Strand, laesst uns unsere Wuensche („if it flies really high your wishes come true!“) auf die Laterne schreiben, bevor wir dem Ding Zunder geben.

Dann gehts aufs Zimmer, die Frauen ins Bett und ich ins (japanische?) Teezimmer, ein Separee, hoeher gebaut wo auf schwingenden Bastmatten ein niedriger Tisch steht. Das Ganze mit edlem Blick auf den Pazifik. Traumhaft schoen.

Wofuer das K steht, wisst ihr ja schon, denn bei bei mir gibt’s anstatt T(ee) TGMB - sprich: Taiwans Gold Medal Beer – zum Blogschreiben. Ich hoffe Euch gefaellts.

Beste Gruesse,
Marc

Samstag, März 20, 2010

Auf gehts nach Taiwan

[Taipeh, 20. Maerz 2010]

Zunaechst aber in den Flieger nach Hongkong, wo uns die enge Freigepäckmenge (20kg jeder, 10kg Toni) noetigt, Tonis Glaeschen (11kg) ins Handgepäck und damit mir auf den Rücken zu packen. Also auf nach Hongkong. Lufthansa lässt uns drei auf vier Plätzen fliegen. Was das Ganze natürlich angenehmer macht. Auch gut: Toni geht um 24.00h anstatt um 04.00h (wie nach Brasilien) ins Bett. Hey - ne lange Flugreise ueber Nacht mit sogar ein paar Stunden Schlaf!


In Hongkong gibt es dann neben den ersten chinesischen Schriftzeichen freien WLAN Zugang auf dem Flughafen. Da koennten sich einige europaeische Flughaefen eine Scheibe abschneiden und so gibt es prompt den ersten Facebook Eintrag zwischen Bergen und Wolkenkratzer. Das Wetter kommt diesig daher. Dennoch ist der Ausblick auf die Berge und die Wolkenkratzer Hongkongs durch die Panoramaaussichtsfenster des Flughafens beeindruckend.

Wirklich schoen gelegener Flughafen. Toni malt dagegen wenig beeindruckt eben diese Panorama-Aussichtsfenster mit ihrem angesabberten Keksen voll. Baby Graffiti. Wenn man es so ansieht koennte es auch ein chinesisches Schriftzeichen sein.

Waehrend wir warten, setzt sich ein bekanntes Gesicht zu uns: eine Sitzreihennachbarin aus der Muenchner Maschine. Selbst Asiatin, selbst auf dem Weg nach Taipeh - und selbst aus Zamdorf. Tss,tss. Da muss man erst nach Hongkong fliegen um eine Nachbarin zu treffen…

Und wie kann es auch anders sein: auch im Flieger nach Taipeh sitzen wir nebeneinander - wie sonst im Bus Richtung Max-Weber-Platz. Zeit ueber Schicksal zu sprechen. Schicksal oder Bestimmung – egal. Canna uebernimmt das Steuer und bugsiert uns in Taipeh zu ihrem Fahrer („die Taxifahrer zocken euch ab, ihr seit hier sonst verloren“).
Tja und so bringt uns der Fahrer zunaechst in die Innenstadt von Taipeh. Wir sagen "Tschuess und bis bald im Zamdorfer“ zu Canna, dann setzt uns der kleine Mann in seinem neuen Avensis (der Sitz ist komplett nach vorne geschoben und definiert fuer mich auf der Rueckbank damit Beinfreiheit neu) in Beitou im Hotel ab.

Beim Ausladen darf ich nicht anfassen und so hieft er im fiesen Hohlkreuz die Glaeschentasche aus dem Wagen. Wir springen im Zimmer in den eigenen Marmorspa und kommen bei taiwanesischem Bier in der Entspannung an. Meine Frau entspannt sich und pennt im Spa ein – meine Tochter entspannt sich ebenfalls und seilt einen schoenen Torpedo ins Wasser ab. Jedem das Seine - uns drei jetzt das Bett.

Der Plan fuer morgen? Nix ausser entspannen. Die heissen Quellen im Hotel abchecken, den Torpedos meiner Tochter aus dem Weg gehen und die weitere Lage sondieren.
In diesem Sinne: Augenringe wegbringen.