Montag, Mai 14, 2007

Vom Fishriver-Canyon zum Sossusvlei

[Swapokmund, Namibia, 24. April 2007]
Lebenszeichen aus Namibia!

Diesmal bringen wir ein wenig mehr Zeit und editoriale Muse mit. Die Gruesse erreichen Euch naemlich aus einem Internet Cafe in Swapokmund und nicht via Satellit aus dem Nirgendwo...

Wir haben inzwischen ueber 2000km „Pad“ in unseren Knochen. Das ist das Afrikaans Wort fuer die Dirtroad, die in den ueberall in Namibia als Autobahn dient. Hier gibt es nur zwei geteerte Strassen. Eine Nord-Sued Verbindung und die Strasse zu den Diamantenminen nach Luederitz. Beide sind wir bereits gefahren.

Die letzten Gruesse haben Euch vom Fish River Canyon erreicht. Von da ab ging es ebenfalls via Pad Richtung Norden zurueck. 70 von den 100km Dirtroad haengen wir hinter nem LKW. Ueberholen unmoeglich. Sobald man naeher als 100m dran ist, heissts Blindflug. Man sieht gerade noch die Kuehlerhaube und sonst nichts! Ausserdem fliegen einem die Steine um die Ohren. Also Geduld und mit Abstand hinterher...

Dann Teer durch das Diamantensperrgebiet nach Luederitz. Weite, Weite, Weite. Nur langsam veraendert sich die Landschaft, aber die Weite bleibt. Auf der Haelfte, Tankstopp. Nach mehr als 1150km ist auch der Extratank leer und wir fuellen nach. Moderate Spritpreise. An der Tanke aergert uns kurz ein Franzose, der – ebenfalls Tourist – vom Tanken keine Ahnung hat

Kurz vor Luederitz wird die Strasse dann von grossen, ockerfarbenen Sandduenen gesaeumt. Luederitz selbst ist ein Nest mit lustig anzusehenden, bunt angemalten Fachwerkhaeuschen ganz wie man das in Deutschland kennt. Man faehrt Strassen wie die Bahnhofs- oder Bismarkstrasse runter und auch der Maennerturnverein hat eine Lesehalle. Wir fahren an der Kegelbahn vorbei und kommen bei Marlene Haelbich, ihrem Mann und den drei Schaeferhunden unter. Den Wagen lassen wir gut eingezaeunt zurueck und es geht zum Sightseeing durch Luederitz. Abstrus: die Stadt hat mehr Taxis als Autos.. und natuerlich nette deutsche Haeuschen (inkl. einer statthaften Kirche mit deutschem Aushang der die Glaeubigen zum Gottesdienst ruft).

Am naechsten Morgen geht es auf die Sedina – einem alten Segler, der komplett aus Holz ist. So sieht man dem Mast noch zahlreiche Astgabelungen an. Die ein oder andere Planke ist gesprungen...
Auch der Kapitaen erzaehlt seine Geschichte. Mir hat Marlene bereits am Tag zuvor gesteckt, das der Skipper ein ehemaliger Diamantentaucher ist. Rene hat wohl mehr als 6000 Tauchstunden auf dem Buckel und hat 5 Jah
re unter Wasser den Ansaugschlauch der Diamantenboote gefuehrt, dabei ordentlich verdient (und mit seiner Gesundheit bezahlt).
Jetzt steuert er das Schiff zu einer Halbinsel mit einigen verlassenen Haeusern, die von einer Zwergpinguinen-Kol
onie uebernommen worden sind. Die marschieren fleissig rein in die Haeuser und/oder raus und knallen sich die Felsen runter in die Brandung. Einige Robben liegen faul im Wasser und winken uns mit einer Flosse zu.
Auf dem Rueckweg kreuzen dann Delphine mehrmals das Boot. Allgemeine Aufregung – natuerlich mehr auf als unter dem Schiff.

Anlanden und ab zur Kolmannskuppe, die von Deutschen aufgebaute und 1954 verlassene Diamantenstadt. Abgefahren, die maroden Haeuser, die allmaehlich von den Duenen zurueckerobert werden. Eine Eisfabrik, eine Kegelbahn, ein Casino und ein Krankenhaus mit dem ersten Roentgengeraet auf dem afrikanischen Kontinent (das nicht nur fuer Gallensteinaufnahmen verwendet wurde :-)) zeugen von einem laengst vergangenen Luxus.

Zurueck die Teerstrasse und weiter Pad Richtung Norden in die Tirasberge. Hier kommt uns mehr als 100km kein Auto entgegen, noch steht eins am Strassenrand. Dafuer nehmen wir beinahe ein Rudel Schakale unter die Raeder, die auf einmal sich mit unserer Geschwindigkeit messen...

Wir steuern die Farm Namtib an. Von der Strasse, an der die Farm abzweigt sind
es noch 12km(!) bis wir das Farmhaus erreichen. Die untergehende Sonne taucht den Weg in wildromatischen Abendrot und wir halten mehrmals an um – vergeblich – zu versuchen, diese Stimmung mit der Kamera einzufangen.

Die Farm wird seit mehr als 20 Jahren von Walter Thiel gefuehrt. Am Farmhaus treffen wir auf seinen Sohn Thorsten, der dabei ist die Farm zu uebernehmen. Thorsten bringt uns zu dem 5km entfernten Campground wo wir in erster Reihe mit Blick auf das von einzelnen Baeumen besprengelte riesige Farmareal den Sundownern geniessen, nein, uns von dem Abendrot ueberwaeltigen lassen. Die Schoenheit und Weite dieses Areals ist zu schwer in Worte zu fassen also verzeiht – und wartet auf den armseligen Versuch die Athmosphaere digital festzuhalten...

Morgens geht es nach einem oppulenten selbstzubereiteten Fruehstueck den Berg hinter uns hoch. Ausser ein paar meckernden Pavianen und einer Cobra (Sanela ist schneller weg als ich nach dem Foto fragen kann...) „laufen“ uns nur ein paar schoene Kakteen ueber den Weg. Oben geniessen wir den fantastischen Ausblick ueber die Farm, die in einem von Felsen eingefassten natuerlichen Hufeisen liegt. 164qkm gross – so gross wie Lichtenstein!

Das, und weiteres Interessantes ueber die Farm, die Farmerei selbst, Feenkreise, Oryx, Springbock, Kudu, Ziegen und Rinderherden und wie man sie gesund haelt gibt es auf der abendlichen Rundfahrt mit dem Farmer selbst.

Abendessen und Geschichten ueber seine 6 Security Leute – Hyaenen, deren Wege Walter (selbst Dozent fuers Praktische an der Universitaet Namibia) per Halsband gemonitort hat. Einige gefallen Sanela nicht so besonders, erzaehlen sie doch von seinen Arbeitern, die mal per Fahrrad von einem abendlichen Besuch einer Nachbarsfarm, mal per Pferd, ebenfalls Abends, um ihr Leben gekaempft haben. Aber keine Angst, ich (und Sanela auch) schlafen unbehelligt von den Hyaenen – und auch von den Leoparden, Schakalen und Luchsen auf der Farm. Wildlife pur. Irre.

Am naechsten Tag geht es auf anstrengender Pad weiter nach Norden Richtung Sossusvlei. Die Pad ist anstrengend, da maechtig uneben und aufgeschottert... Auch die Kurvenfahrt fuehrt zu einem neuen Erlebnis, schiebt der Jeep doch maechtig aus der Kurvenmitte Richtung Kurvenauesseres... Die ein oder andere Spur zeugt von noch eindrucksvolleren Erlebnissen, fuehrt die Spur doch noch ein Stueck weiter und Drueberhinaus – oder direkt geradeaus :-)...

Fressen ne Ganze Weile den Staub von einem anderen Wagen vor uns, in ner Kurve kriegen wir ihn dann und es zeigt sich ein Wiedersehen mit dem Franzosen vor Luederitz - der danach unseren Staub frisst :-)

Wir mieten uns in Sesriem („Sechs Riemen“ um Wasser von unten heraufzuholen...) ein. Die letzte Uebernachtungsmoeglichkeit vor den Duenen der Sossusvlei – 60km(!) davor. Das ist in etwa so als uebernachte ich in Augsburg wenn ich mir das Kindl in Muenchen anschauen will! Krass.

In der untergehenden Sonne fahren wir noch ein Stueck in den Park hinein. Hier zeigt uns ein Springbock eindrucksvoll, dass er genauso schnell laufen kann wie wir... Springt mit 40 km/h neben dem Wagen her.
In der Dunkelheit zurueck. Jetzt gehoert die Strasse komplett den Springboecken.
Wir schlagen das Zelt auf und freuen uns auf den naechsten Tag.

Der auch bald kommen soll. Um 4.30h gehts los um den Sonnenaufgang auf der Duene 45 (45 km vom Parkeingang entfernt – daher der Name) zu begruessen. Gute Idee so frueh aufzustehen, da wir noch vor dem Touristenrush oben, und wieder unten sind. Der Sonnenaufgang gehoert uns allein auf der 170m hohen Duene...

Freunde, meine Internetzeit naehert sich dem Ende - dabei gibt es noch so viel zu erzaehlen: vom frisch geschossen Kudufleisch auf dem Grill und dem noch frischerem vor dem Autogrill, der Schlange im Sessriemcanyon und wilden Pavianen und abentuerlichen 4x4 Rides.

Bleibt dran - uns geht es saugut (wir hoffen Euch auch!)

Gruesse, Sanela und Marc