Lasst mich mal ein paar Worte ueber die Naechte hier in der Wueste in unserem Dachzelt sagen.
Wuestennaechte sind
- so leise, dass ich bis zu 30 Sekunden vorher eine Windboe hoeren kann, bis sie dann in das Zelt pfeift. Manchmal ist die Stille aber auch so praegnant, dass ich meine, ebenfalls einen Tinitus zu haben…
- so hell, dass Sanela und ich die beiden letzten Tage im Schein des zunehmenden Mondes gegessen haben. Wir brauchen keine Headlights bei diesem Mond!
- dann aber auch so dunkel, dass man die Sternschnuppen ueber den ganzen Himmel verfolgen kann. Von dem restlichen Sternenhimmel brauch ich euch garnichts weiter zu erzaehlen…
Wuestennaechte sind aber auch so intensiv in den Traeumen! Ich traeume jede Nacht. Und immer geht es um Existentielles - auch wenn die Personen und Situationen schon laengst aus den aktiven Bewusstsein verschwunden sind..
Wenn ich schon ueber Wuestennaechte erzaehle, erzaehle ich euch am besten auch von der letzten Nacht in Swapokmund, da hab ich mir naemlich den Magen verdorben (kenn aber jetzt die Haltbarkeitsperiode der Lebensmittel in dem Kuehlschrank auf unserer Ladeflaeche, vor allem die der Salami..) und mir die Seele aus dem Leib gekotzt.
Da ist klar, dass ich mir die Bootsrundfahrt in Walvis Bay lieber ein andermal gewuenscht haette. Aber ich bleib tapfer – ein gutes Stueck traegt auch die Show auf dem Wasser dazu bei:
Zunaechst werden die angereisten Touristen ueber einen wackeligen Steg auf die eben erst ins Wasser gelassenen, stark motorisierten Boote verfrachtet, dann geht es los.
Plopp, ist auf dem Nachbarschiff die erste Robbe auf dem Boot. Angefuettert mit Fisch wissen die Viecher inzwischen schon, wo der Fischeimer steht und einige Kandidaten raeumen dafuer auch schon mal die Touris aus dem Weg um da hinzukommen.
Damit wir keinen von diesen Kandidaten abkriegen, geht es mit Vollgas weg von der Anlegestelle. Gentlemenstart.
Dann werden Pelikane werden aus der Hand im Flug gefuettert, Flamingos das Standbein weggezogen (Spass!), ein paar russische Wracks gezeigt, die seit dem Zerfall der UDSSR an der Kueste vor Anker liegen, vor sich hinrosten und einen Hafen fuer Kormorane abgeben. Dann geht es zur Robbenkolonie.
Auf dem Weg dorthin bekommen wir Besuch von Delphinen, die sich diesmal lange um und an dem kleinen Boot austoben, ein Stueck mitschwimmen, nen Salti drehen – und wieder verschwinden…
Besuch von Sally, einer anderen “wilden” Robbe, die gegen Fisch Bitte Bitte sagt, sich auf den Ruecken dreht, sich unter ihren Flossen versteckt, in dieselben klatscht und nach ner Menge Fisch zum naechsten Touri-Kahn weiterschwimmt.Nach dem programmmaessigen Austern Essen und Schampus Trinken (Oh Gott, mein Magen!), bekommen wir Besuch von Casanova, ner anderen Robbe, der auf dem Boot mir so nahe ist, dass ich durch die auesseren nassen Haare, die inneren, trockenen Daunen fuehlen kann. Cool. Mit ein paar Fisch geht auch Casanova wieder von Bord.
Ganz anders der letzte (ungebetene) Besucher, der beim Anlegen aufsitzt (als wir sechs Touristen gerade absitzen) und schliesslich auch mit dem Boot von dannen zieht… Hausgemachte Probleme wuerde ich sagen.
Nachdem wir die leere Batterie an unserem Jeep ueberbrueckt haben (Licht an bei der nebeligen Kuestenstrasse – und waehrend der Bootstour = Fremdstart. Mist!) gehts dann Gepaeck holen und Kilometer spulen.
Schliesslich kommen wir im Dunkeln bei einer Farm Naehe Usakos an. Lethargisches Personal laesst uns doch noch Campen. Gottseidank.
In der Nacht weckt mich dann das donnernde Gebruell eines Loewen auf dem Camp! Der Salami Loewe in meinem Darm!
Am naechsten Tag wandern wir ausgiebig auf dem traumhaft schoenen Farmgelaende. So gibt es vor allem die Felsmalereien und die ausgewaschenen, abgerundeten Felsen zu bewundern und ordentlich Filmmaterial zu belichten.Weiter geht es zur Spitzkoppe, dem “Matterhorn” Namibias, wo wir einen tollen Campground direkt davor ergattern koennen – mit bestem Sundowner View!. Wunderschoen.
Leider verzeiht uns das Kudu Steak auf dem Grill den grandiosen Anblick des Sonnenuntergangs nicht so ganz, wir ernten was wir saen und dass ist heute eben ziemlich “well done”.
Tags drauf schauen wir uns die Spitzkoppe noch ein wenig genauer an und fahren dann weiter Richtung Khorixas in den Morgen.
Die Fahrt verlaeuft unspektakulaer, Pad eben. Am spannensten ist noch der Reifenwechsel.
Der Reifenwechsel findet nicht an unserem Toyota sondern an einem anderen Wagen der mit Plattfuss liegengeblieben ist, statt. Als erstes und einziges Auto halte ich an und gemeinsam geht es an den Reifenwechsel. Sein Wagenheber ist zu gross, passt nicht unter das Auto und bei meinem stelle ich fest, das die Kurbel fehlt... Uupps.
In meinem Werkzeug finde ich eine Schaufel und so wird kurzerhand ein Loch in die Pad gegraben, bis der Wagenheber unter die Achse geht. So geht die Karre doch noch hoch – inklusive der 3 Ziegen die der Mensch auf der Rueckbank hat..
(Angekommen auf dem Campingplatz inspiziere ich erstmal ausgiebig mein Werkzeug. Hatte ich zwar schon bei der Uebergabe gemacht, aber die ist doch schon wieder 2 Wochen her. Ich merke, dass ich den Radkranz als Kurbel haette nehmen koennen. Na also, geht doch!)
Leider hat es jetzt Sanela mit Bauchweh erwischt, scheint also wohl eher ein Virus zu sein. Also nur kurz die Burnt Mountains und die Orgelpfeifen aus Basalt. Den Hike zu den Felsgravuren in Twyfelfontaine muessen wir sogar abbrechen.
Also zurueck zum Zeltplatz in das ausgetrocknete Flussbett, wo ich das Zelt aufschlage, Sanela reinwerfe und mich davor setze. Nur kurz versuche ich die Nachmittagsfliegen zu ignorieren – scheitere aber klaeglich und fluechte zu meiner Kranken ins Zelt. Oelen in der Nachmittagssonne.
Zum Sonnenuntergang haben die Fliegen dann Dienstschluss und wir koennen raus. Leider nur fuer mich lecker grillen und ab ins Bett. In den Schlaf geht es mit afrikanischen Liedern, die jemand am benachbarten Zeltplatz wohl organisiert fuer eine andere Reisegruppe singt.
Am naechsten Morgen geht es kurz den versteinerten Wald besichtigen. Die Abfahrt vom Campground geht auf Request meiner Goettergattin nicht auf dem normalen Weg, nein, wir donnern 4x4 durchs Flussbett. Sanela scheints besser zu gehen!
Yeah!
Weiter nach Norden. Die Fahrt geht an Tafelbergen vorbei, man fuehlt sich an Arizona erinnert. Dann ein Tal mit leichtem gruenen Grasbewuchs! Welch eine Wohltat fuer die Augen! Und gleich wieder was fuers Auge: Giraffen, die an einem Baum aesen.. Cool!
Von den Elefanten, vor denen auf Hinweisschildern gewarnt wird, sehen wir nur einen Haufen Spuren auf der Strasse. Und was fuer Haufen! Respekt!Noch interessant: wir sehen zwei Jungs und ihre schmale Herde Kuehe wieder, die wir schon am Vortag in gleicher Richtung ueberholt hatten. Die haben noch weitere 30km vor sich! Wir geben Wasser aus, und fahren weiter.
Dann biegen wir ab und kraxeln mit dem Wagen einen irren steilen Pfad hoch zur Grootberg Lodge. Die Lodge ist ein von der EU finanziertes Beispielprojekt um die Infrastruktur im armen Norden zu foerdern. Einzigartig in Namibia wird diese am Rand einer Schlucht stehende Lodge ausschliesslich von der umliegenden Community betrieben.Alle Angestellten bis auf die Manager Domenik und Simonetta kommen ebenfalls aus der Umgebung und es wird grossen Wert auf die Oeko-Vertraeglichkeit der Lodge gelegt. Vom Feuerholz (es werden nur invasive oder fremde Pflanzen verfeuert), dem naturvertraeglichen Shampoo, der Warmwasser- und der Stromversorgung alles ist smart durchdacht und oekologisch abgestimmt.
Wir machen, was wir immer auf Lodges immer machen: wir waschen unsere Klamotten :-)
Beim Abendessen lernen wir ein australisch-spanisches Aerztepaerchen kennen, die mit ihren Kids aus Malawi kommend 3 Monate nach getaner Arbeit in einem Malaria Forschungsprojekt nun auf der Rundreise sind. Die Zwei beeindrucken, wie sie mit ihren 3 Kleinkindern (1, 5 und 7) in einem 17 Jahre alten Padjero durch Afrika reisen…
Mit der beratenden Expertenmeinung am Abendbrottisch beschliessem wir, diesmal unsere Malaria Medikamente zu nehmen.
Nach dem Fruehstueck geht es am naechsten Tag mit Fahrer, Uebersetzer, einem klapprigen Jeep sowie Sanela und Marc zu Besuch zu einer kleinen Himbafamilie. Guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Himba
Auf dem Weg dahin lernen wir so allerhand ueber den afrikanischen Busch. Und wir haben Glueck: 800m neben der Strasse sehen die zwei Fuehrer Wuestenelefanten. Es beginnt eine Pirschfahrt sondergleichen. Mitten durch die Pampa, durch Buschwerk und ueber riesige Geroellfelder hinweg. Die letzten Meter dann zu Fuss einen Huegel hoch und bumbs: da stehen drei Bullen und ein Junges und aesen gemuetlich Laub ab. Irre!
Aufregend geht es auch weiter zu den Himbas, mitten ins MKS Gebiet Namibias. Wir passieren einen Kontrollpunkt – ab da ist es nunmehr ein Trampelpfad als ein Weg. Felsig mit bis zu 40cm hohen Absaetzen, die der Fahrer muehelos nimmt. Dann auf einmal lange, gruene Palmen in einer Quelle, die einen gruenen Teich speisst. Wir queren den Teich mehrmals dann sehen wir die Himbas: Bruder (13) mit seinen beiden Schwestern (14 und 16) und dem Juengsten (2). Die Maenner sind unterwegs das Viehtreiben. Die Himbas springen auf den Jeep, reichen Sanela den Kleinen (war ja klar!), und weiter gehts zu der Lehmhuette in der sie wohnen. Die Himbas benutzen kein Wasser um sich zu waschen sondern jediglich Rauch. Das kriegen wir prompt in der kleinen Huette vorgefuehrt. Unsere Kamera ist die Attraktion fuer die Maedels, denn auch Spiegel findet sich keiner in der Lehmhuette.
Tief beeindruckt geht es zurueck zur Lodge. Sehen noch ein wenig Tiervolk (ein Pavian, ein Chamaeleon, ein Adler und weite Grossvoegel), doch ueberwiegt der Eindruck dieses Naturvoelkchens…Fahren ein paar Kilometer weiter, da inzwischen ein kompletter Tourbus Italiener eingefallen ist und so fuer uns kein Platz fuer eine weitere Nacht ist.
Palmwag Lodge. Wunderschoen an einer Wasserstelle gelegen, unter Palmen und ner Menge gruen ist die Anlage mit Luxuszelten aber auch mit einem Campground bestueckt, auf dem sogar noch Platz ist und auf dem wir unser Zelt aufschlagen koennen.
Heute scheint Elefantentag zu sein, tummelt sich doch just einer am Wasserloch.
Abends sind wir zu faul zum kochen und so gibts Kudu Kebab an der Bar. Der Kebab und das Bier machen mich ziemlich muede und so verzieh ich mich frueh ins Zelt, waehrend Sanela noch wartet bis die stark strapazierten Kamera Akkus geladen sind.
Waehrend ich also im Zelt doese, hat Sanela eine Begegnung der anderen Art, rennt sie doch fasst in einen Elefanten, der mitten im Camp ist! Mit leuchtenden Augen klettert sie zu mir ins Zelt und erzaehlt mir wie der Dicke sich gelangweilt, 3m von ihr erst die rechte Seite an der Palme reibt, dann die Linke – und schliesslich wieder von dannen trottet…
WOW! Und ich Penner lieg im Zelt und verarbeite Kudu-Stueckchen zu Hauefchen :-)
Heute Vormittag haben wir dann wieder ordentlich Kilometer gemacht, haben wir doch beschlossen zunaechst weiter durch das einsame Kaokoland bis ganz hoch an die Grenze zu Angola zu fahren bevor wir dann ausgiebig uns dem Etosha Park und seiner Tierwelt widmen.
Diese Zeilen kommen also aus einem Internetcafe aus Opuwo. In dem Oertchen hier geht es zu! Wie mitten in Afrika! Keine Weissen weit und breit, dafuer Strassenlaeden, Jungs, Maedels, ein Haufen Kinder. Zwischendrin neben den "normalen" Damaraland-Leuten, Himbas (s.o.), Herero (guckst Du: http://de.wikipedia.org/wiki/Herero) und im Moment: ich (im Radio dazu gerade: Heino - kaum zu fassen!). Sanela liegt oben auf einem Berg am Stadtausgang auf dem gruenen(!) Rasen unseres heutigen Campinggrounds und tueftelt die weitere Route aus. Morgen die Epupa Falls. Dann in ein, zwei Tagen Etosha – und dann wenn die Zeit noch reicht ab in den Caprivi Zipfel. Yeeeaaahhh!
Viele Gruesse soweit von den zwei Suedwestern im Norden Namibias!
Montag, Mai 14, 2007
Wüstennächte
[Opuwo, Nordwesten Namibia, 2. Mai 2007]