Montag, Mai 14, 2007

Vom Sonnenaufgang auf der Düne 45

[Smapokmund, Namibia, 26.04.2007]

...genau da war ich doch stehengeblieben das letzte Mal, oder nicht?

Also dann direkt wieder zurueck ins Sossusvlei, mitten ins Herz der Namib.
Den Sonnenaufgang haben wir vor dem grossen Touristenrush geschafft. Am Ende der 60km ist es dann der Weg selbst, der uns Abstand zu den anderen Touris verschafft. Natuerliche Auslese unter Autos. Hier gehts naemlich nur noch fuer Allrader weiter 5km durch den tiefen Wuestensand. Der gewoehnliche Touri laeuft oder muss auf den Shuttle-Jeep warten.

Also Allrad auf ne hohe Uebersetzung und los. Geil!

Angekommen, schnall ich mir den Camelbag um und los geht es zum Deadvlei, einer Lehmsenke, die von den groessten Wanderduenen der Welt eingefasst wird. Auf dem Weg einen Duehnenkamm hoch werden wir von einem 6er Pack englischer Rentner ueberholt (vollausgestattet im Safarilook, Gamaschen, Wanderstocke, etc.). In bester Tenzing Norgay Manier ziehen die an uns vorbei in Richtung "Big Daddy", der hoechsten Duene der Welt!
Na dann viel Spass beim Herzinfarkt!

Wir rennen die Duene runter und gehen den Vlei zurueck, schauen uns die verdorrten Kameldornbaeume an und machen, dass wir aus der Hitze rauskommen. Inzwischen ist es 10h30 und es ist hoellisch heiss!
Zurueck am Wagen begruesst uns ein eisskaltes Bier aus dem Kuehlschrank des Toyotas... herr-lich!

Mittagschlaefchen unter ein paar Schatten spendenden Baeumen.

Am Nachmittag erkunden wir dann wieder im tiefen, dunkelroten Wuestensand den Rest des Sossusvlei via 4x4.

Via 1x2 (linkes Bein, rechtes Bein, dann wieder linkes Bein) geht es in der Nachmittagssonne eine, dem Big Daddy gegenueberliegende Duene hoch. Auf dem Weg nach oben setzen nur wir unsere Fusspuren in den Sand, an denen der aufkommende Wind sofort anfaengt zu arbeiten. Stellt sozusagen die Geometrie der Duene sofort wieder her...
Als wir oben sind, sieht man die Fussspuren unten schon fast nicht mehr.

Sonnenuntergang. Fantastisches Licht- und Schattenspiel. Wunderbar, den Blick bis hin zu den naechsten Duenen schweifen zu lassen, wohl wissend, dass sich danach sofort wieder die naechsten Duenenkaemme aufreihen, bis hin zum weit, weit entfernten Meer.

Die 60km dann in der Dunkelheit zurueck zum Camp. Ausser ein paar Schakalen laesst sich kein Vieh auf der Strasse blicken. 5 min vor Parkschluss passieren wir das Gate. Just in Time.
Wir fahren bis zur Dusche vor und waschen uns den Sand aus allen(!) Oeffnungen...

In der Nacht kommen uns vereinzelt ein paar Schakale im Camp besuchen, aber die Riesenportion Nudeln fuer Duenenkrabbler ist schon weg!

Am naechsten Morgen komplettieren wir die Sehenswuerdigkeitenliste und schauen uns den Sesriem Canyon an bis es um 8.00h auch hier zu heiss wird. Fruehstueck im Schatten der Baeume in ein paar Meter Entfernung zu einem Springbock an der Elims Duene.

Dann wieder Pad nach Norden. Kraeftiges Auf und Ab durch die ausgewaschenen Riviere bis hin zum Tsautseb River Camp. Hier mieten wir uns in ein einsames 4x4Camp ein; und so geht es auch per 4x4 hin. Wortwoertlich ueber Stock und spitzen Stein. Wow. Kraeftig durchgeschuettelt mit ein paar Kratzern im Lack aber heilen Reifen kommen wir an. Eine Oase der Ruhe, inmitten Baeumen und plaetscherndem Wasser, links und rechts zerklueftete Berge.
Die gruenen Baeume am Fluss geben Lebensraum fuer ne Menge Voegel und Paviane - und wohl auch fuer ein paar Leoparden (das mit den Leoparden hat Sanela beim Briefing auf der Farm nicht verstanden - und ich sags ihr auch garnicht erst...)

Ruckzuck ist das Zelt auf dem Dach des Jeeps aufgeklappt, wir drin und ab in den Mittagsschlaf. Nachmittags erkunden wir das Gelaende - unter wildem Geschimpfe der Paviane, die in die umliegenden Berge fliehen. Wir kraxeln aus dem Tal eine Anhoehe hoch und geniessen dem Ausblick. Auf dem Rueckweg beobachten wir via Fernglas die Paviane - und die uns! (Allerdings ohne Fernglas!).
Zurueck im Camp wird gegrillt, haben wir doch unten in der Farm frisches Kudufilet gekauft. Vor zwei Tagen erst vom Farmer selbst geschossen. Das Fleisch schmeckt, ich kanns euch sagen und Sanela es Euch bestaetigen!

In der Nacht laesst uns der Pavianbulle durch sein Gebruell wissen, wer der Herr im Tal ist.
Dann auf einmal Hufgeraeusche(?). (Am naechsten Tag wird klar, das das eine Herde Kudus gewesen sein muss, die in der Nacht zum Trinken gekommen sind).
Ansonsten nur das Gezirpe der Grillen wo sonst einfach nur Stille war...

Naechster Tag. Heute scheint ein Kudu Tag zu sein. Nach dem Kudu gestern auf dem Grill springt mir heute eine Kudu Kuh vors Auto. Nur ne Vollbremsung rettet ihr das Leben. Das Vieh war bereits aus meiner Sicht und unter der Motorhaube verschwunden!
Und auch bei der anschliessenden, morgendlichen Wanderung durch die Naukluft rennen wir in eine Kudu Gruppe von 6-8 Tieren...

Dann wieder Pad. Ewig und eintoenig geht es Richtung Swakopmund. Zunaechst noch abwechslungsreich, geht es doch ueber zwei Paesse. Gaub und Kuiseb Pass. Hier haben sich anno dazumal zwei Deutsche ueber zwei Jahre versteckt gehalten um dem Internierungslager des 2. Weltkrieges zu entgehen.

Dann aber nix mehr zu sehen. Wirklich nix. Weit und breit nix. Keine Vegetation. Kein Baum, Strauch, Gras, nix, nur Felswueste. Oede. Einzige Abwechslung: ab und an die Farmschilder. So geht es witzigerweise an Rostock vorbei. Dann an Schlesien...

Kurz vor Walvis Bay Sandduenen links und rechts - und mitten auf der Pad. Schliesslich Teerstrasse. Jaaaa! Die letzten 30km hoch an der Kueste nach Swapokmund, das sich als suesses Stadtchen im deutschen Fachwerkhaeuschen Stil mit einigen Kolonialbauten entpuppt. Man fuehlt sich mehr an ein Nordseestaedtchen erinnert, sind doch auch die Temperaturen sehr mild! Stetiger Wind und Nebel sind praesent. Wie wohltuend nach der bruellend heissen Naukluft. Wir mieten uns bei einem Architektenpaaerchen ein, das wohl den Namibia Pavillion fuer die Expo in Lissabon und auch in Hannover gestaltet hat. Wir nicken brav, fuehlen uns aber wohl in ihrem kleinen Guesthouse mit grossen Palmen im Innenhof.

Abendessen gibts im Lighthouse, direkt unterhalb des rot weiss angestrichenen Leuchtturms. "An der Nordseekueste,...."
Im Lighthouse geht es zu wie im Dollhouse - viel zu laut fuer unsere Lagerfeuer und Wuestennacht gewohnten Ohren.
Nachdem es unseren Ohren zu laut und auch unseren Baeuchen schnell zu voll ist, hauen wir uns ins Bett und freuen uns auf den naechsten Tag. Swapokmund ist naemlich deutlich auf den Tourismus ausgerichtet, und wir haben vor die uns angebotene Entertainment-Infrastruktur auch zu nutzen!

Am naechsten Tag geht es naemlich gleich mal zurueck zum Sossusvlei. Per Fly-In Safari! Sanela und ich sitzen mit 3 Maedels im betagten Alter in einer Cessna und schauen uns die Wueste von oben an. In der Nachmittagssonne sehen wir nun von oben, wie sich Duene an Duene reiht. Duene an Duene, an Duene. Wowowiwa!
Formationsspiele der jungen Piloten (es sind drei Maschinen auf den Weg in die Wueste) sorgen fuer Kurzweil. Wilde Hunde sind das! Mal drueber, mal drunter. Teilweise sind die Maschinen nur 2m auseinander!
Sossusvlei. Big Daddy von oben. Cool. Interessanterweise sind keine englischen Rentner auf dem Gipfel zu entdecken...

Zurueck zur Kueste. Jetzt dann nur 3m ueber der Wasseroberflaeche donnern die Cessnas entlang. Sanela und ich sind im Fotorausch! Ab 25 Bildern pro Sekunde wird es ein Film!


Ueber Walvis Bay hunderte Flamingos. Swakopmund, ne scharfe Kurve nach links und Landung. Fertig ist der Airgasmus! Auf der Rueckfahrt(!) im Bus wird Sanela schlecht. Ich kapiers nicht :-)

Jetzt kommen wir gerade vom Sandboarden zurueck. Das ist saulustig! Da die Parallelen zum Snowboarden klar auf der Hand liegen faellt es uns beiden nicht schwer - also klare Vorteile gegenueber den Suedafrikanern mit in der Gruppe!
Great Success! Kicker & Kameramann, Bier und Sandwiches inklusive!

Nur kann ich den beschissenen Skilift nicht finden!

Freunde, ich denke, das das sind fuer ne Weile wieder die letzten Zeilen, die Euch erreichen. Wir machen morgen noch ne Bootsfahrt zu den Robben- und Flamingokolonien und starten dann wieder in die Wueste nach Norden. Naechstes grosses Ziel ist der Etosha Nationalpark. Ich weiss nicht, wie es da mit Internet aussieht...

Also Geduld, die naechsten emails aus dem Suedwesten Afrikas kommen bestimmt!