Der neue Tag begruesst uns mit reichlich Sonne und so sieht der Sun Moon Lake doch um einiges einladender aus. Wir fruehstuecken im Garten des B&Bs, das genauso wie das Hotel selbst ein Kuriosum ist. Vollgestellt mit Statuen, Krimskrams aus allen Stilrichtungen. Im eng verwachsenen Garten stehen Pavillions mit Glastischen unter die wir uns zum Fruehstuecken setzen (ja nicht braun werden!).
Auf dem Weg zu den Pavillions, bleibt Antonia verwundert an Vasen in Katzenform stehen und kommentiert „Mauuu, Mauuu“. Hier koennen wir uns null verstaendlich machen und so wird es auch mit Zuhilfenahme von anderen Gaesten dem Maedchen vom Dienst nicht klar, dass wir neben der Uebernachtung auch noch das Abendessen bezahlen muessen. So werden wir also eingeladen. Unfreiwillig. Hilft ja nix.
Antonia laesst sich in ihrem Buggy von uns wie der Papst in seinem Papamobil durch die Menge schieben - und winkt auch genauso majestaetisch. Die Kleine kennt inzwischen genau ihre Wirkung auf ihre Umgebung. Kaum hebt sie die Hand, wird verrueckt zurueckgewunken.
Was fuer eine Prinzessin.
Waehrend Toni ihr Mittagsglaeschen bekommt, schreitet - noch fotogener – eine Prozession mit Menschen in ueberlebensgrossen Puppen mit abstrakten Fratzen-Masken an uns vorbei. Irgendjemand schmeisst Knallfroesche in ein Feuer. Dazu kommt aus Lautsprechern erdbebenartige Geraeusche.
Witzig. Stell mir vor, ins europaeische Uebertragenen muesste bei uns der Dorfpfarrer seine Ministranten in Fix und Foxy Puppen stecken – dazu wuerde dann aus den Lautsprechern zuenftige Quetschkomodenmusik kommen…
Wir fahren im Delta der Westkueste Richtung Sueden und fahren bei Teinan wieder in die Berge hoch, nach Guanziling. Einer weiteren bekannten Bergregion mit vielen Thermalquellen. Da Guanziling dem Navi unbekannt ist fahren wir mit ungefaehrer Google-Maps Peilung und landen in einem ***** Sterne Hotel wo trotz dem hochpreisigen Ambiente (Badezimmer in Jadeaehnlichem Marmor, zwei Thermalbecken inkl. im Marmor integrierter Plasmafernseher) keine Sau englisch spricht.
Das Abendessen droht zum Desaster zu werden, da auch im Restaurant auf der Dachterasse nur Speisekarten in chinesisch existieren – natuerlich auch hier keiner da, der uebersetzen kann.
Das Abendessen droht zum Desaster zu werden, da auch im Restaurant auf der Dachterasse nur Speisekarten in chinesisch existieren – natuerlich auch hier keiner da, der uebersetzen kann.
Da hilft nur Martin’s deutsch-taiwanesische Speisekarte und sein kleiner Essensratgeber weiter, der per Eee-PC gezueckt werden kann. So gibt es fuer die Kaufmaenner zumindest Chao Fan – geroesteter Reis, mit Shrimps und Huehnchen. Eigentlich eine klassische Beilage; fuer uns hier heute Hauptgericht. Nebenan fuehrt eine japanische(?) Reisegruppe in Kimonos klassische Folkloretaenze auf. Die muessen sich auch denken: „Schau dir die Langnasen an, bestellen sich nur Beilagen. Das „K“ in deren Namen steht bestimmt fuer „K“ulturbanause!“
Am naechsten Morgen geht es tiefer in die Berge hinein. Nach Paolai, ebenfalls eine Gegend mit viel Thermalwasser. Das Zielhotel ist Teil der Route der Muenchner Hochzeitgesellschaft in ein paar Tagen. Da wir zu diesem Zeitpunkt bereits wieder nach Hause zurueckfliegen, schauen wir uns das Hotel jetzt schon an. Leider haben wir hier nur eine Adresse in chinesischen Schriftzeichen und auch die Webseite ist komplett in chinesischen Schriftzeichen gehalten.
So gibt es auch hier nur die grobe Google-Maps Peilung. Sprich: Man gebe die Adresse in die Google Maps ein und versucht dann per Kartenvergleich die angezeigte Ortung per visuellem Abgleich in die Karte des Navigationssystems einzuzeichnen. Fuer uns bedeutet dass an einem signifikanten Flussknick rechts weg vom South Cross Highway und hoch in die Berge.
So gibt es auch hier nur die grobe Google-Maps Peilung. Sprich: Man gebe die Adresse in die Google Maps ein und versucht dann per Kartenvergleich die angezeigte Ortung per visuellem Abgleich in die Karte des Navigationssystems einzuzeichnen. Fuer uns bedeutet dass an einem signifikanten Flussknick rechts weg vom South Cross Highway und hoch in die Berge.
15km vor Paolai wird die Strasse zunehmend abenteuerlicher. Nicht, dass sie wie in der Tarokoschlucht abschuessig in den Granit gehauen ist, nein: hier sieht es aus, als waeren die gesamten Berge in Bewegung geraten – und/oder sind noch in Bewegung.
Welche Naturgewalten das angerichtet haben, kann man sich nur schwer vorstellen.
Absolut gruselig zu fahren: man denkt, dass sich der Berg in jedem Moment ueberlegen koennte sich den Rest der Strasse einzuverleiben, mit einem geologischen Ruelpser - als Nachtisch sozusagen.
Wir fahren durch einen weiteres Provisorium (haeufig hat man das Gefuehl, das jediglich ein wenig Schutt abgeraeumt wurde, um ueber den verbleibenden Schutt einfach neu drueber zu betonieren… der naechste Taifun kommt bestimmt…), biegen um eine Kurve und sehen inmitten von einem Truemmerhang einen intakten Tempel. Verschont, oder neu aufgebaut, wie auch immer: er hebt sich in leuchtenden Farben von dem umgebenen Braun der Erde sowie dem grau der verbogenen Stahltraeger der ehemaligen Streckenbefestigung ab. Ein irres Bild.
Das Navigationssystem laesst uns durch Paolai fahren. Mitten in der Pampa will uns das Ding dann durch das Flussbett fahren lassen. Wo vielleicht mal ne Strasse war ist hier nur Geroell. No Way. Zurueck nach Paolai und im 7Eleven fragen. Man weisst uns den Weg direkt ueber die Strasse einen kleinen Weg ueber eine noch abenteuerlichere Piste den Berghang hoch. Wir praegen uns die Schriftzeichen der Adresse ein – und zeigen zusaetzlich jedem der uns ueber den Weg laueft, die Adresse (寶來溫泉 山水竹林溫泉渡假VILLA 高雄縣六龜鄉寶來村竹林7號 TEL:07-688-2145)
Ueber ein Plakat mit der gleichen Telefonnummer biegen wir schliesslich in eine relativ unscheinbare Hofeinfahrt ein. Der Taiwanese, der uns entgegentritt und Son aus Amerika erstaunlich aehnlich sieht, nickt und versichert uns: wir sind angekommen.
Von wegen grosses Resort. Hier vermittelt die Webpage http://www.zhulin.idv.tw/room.php eindeutig ein anderes Bild. Das hier hat eher den schnukeligen alternativen Charakter einer thailaendischen Huettensiedlung an einem steilen Berghang. Auch hier hat der Berg Tribut gezollt und mindestens zwei der Huetten mit sich hinabgerissen. Die Truemmer kann man von oben noch gut sehen. Mannmannmann. Aufgrund der Sprachbarriere kriegen wir nicht raus, wann das war. Aufgrund der fehlenden Vegetation und dem Zustand der instandgesetzten Strassen schaetzte ich, dass dass ungefahr ein halbes Jahr her ist.
Antonia macht derweil ersten Kontakt mit der Hauskatze, die unter dem Balkon herumschleicht und laut mautzt. Das hat den Effekt das wir recht schnell unsere Tochter auf dem Arm haben, die genauso laut mautzt – und partout nicht vom Arm will. Zu suess.
Wir sind die einzigen Gaeste und versuchen - wie inzwischen fast jeden Tag – mit Haenden und Fuessen die Modalitaeten abzuchecken. Wie wird gezahlt? Wann gegessen? Wann ausgecheckt? Gibt’s Internet?
Das Abendessen bietet eine Ueberraschung. „Son“ hat in Argentinien gelebt und bietet uns zusammen mit seinen zwei Taiwanesinnen ein argentinisches Essen: von den typischen Teigtaschen als Starter bis hin zu zwei saftigen argentinischen Steaks und Vino Tinto ist alles dabei. Angenehme Abwechslung fuer unsere Maegen das eigentlich Chao Fan erwartet.
Nach dem Essen lassen wir uns auf dem Balkon unserer Huette die Wannen einlaufen und schauen ins Tal in dem nur wenige Lichter zu uns hinaufleuchten. Schonener 28. Maerz. Waehrend wir in das Tal schauen gehen unsere Genesungswuensche nach Grunbach.
Endlich ist das Hotel ausgemacht, wir eingecheckt, und auf geht’s zum Tempelsightseeing. Schliesslich soll es hier laut Reisefuehrer vergleichbares zur verbotenen Stadt in Peking zu sehen geben.
Naja, keine Peking ja nicht, dafuer aber den Koenigspalast in Bangkok, und der ist fuer mich, Marc „K“aufmann, deutlich beeindruckender als das wofuer ich hier Eintritt zahle...
Naja, keine Peking ja nicht, dafuer aber den Koenigspalast in Bangkok, und der ist fuer mich, Marc „K“aufmann, deutlich beeindruckender als das wofuer ich hier Eintritt zahle...
Ich unternehme den schwachsinnigen Versuch in einem Schuhgeschaeft mir mein heissgliebtes altes Modell der Superstar 2 Serie zu kaufen, die gibt es hier naemlich noch - nur gehen hier die Groessen bis max. 9. Ich brauche 12. War einen Versuch wert.
Wir kaufen uns unser Essen zusammen. Beim 7 Eleven gibt es die Getraenke und – nachdem wir gesehen haben, wie es laeuft – einen Hotdog. Zwar drehen sich hier die Wuerstchen auf einem Gestaenge, nur haben wir weit und breit keine Semmeln gesehen, in die man die Wuerstchen stecken koennte. Bis es jemand vormacht und neben das Regal in einen Stapel Pappkartons greift, in denen sich – täterätätätää – die Semmeln (jede einzeln eingeschweisst) befinden…
Ausserdem nehm ich noch ein in gruenes Papier eingewickeltes Reisstaeschen mit. Das Papier entpuppt sich nachher als Alge, das Reisstaeschen selbst als eine Art Sushi-Sandwich. Lecker!
Beim Winkelgaesschenselfservicebaecker (winziges Backwarenverkaufstaendchen zum selber rausnehmen wie schon in Taipeh) gibt es Gebaeck und ein paar Fressstaendchen weiter gibt es via Martin’s Reiseempfehlung den von Toni und Sanco's inzwischen heissgeliebten Chao Fan. Ich trau mich wieder ein paar Laeden weiter an eine taiwanesische Dampfnudel ran. Hier findet sich jemand der uns die Fuellung auf englisch erklaert. Wir nehmen einen taiwanesischen Germknoedel mit Pilzfuellung, einen anderen mit Bohnenfuellung mit.
Und so werden wir heute mit diesem Patchworkabendessen auch satt.