130 km in 4 Stunden. Das heisst, wir legen die heutige Strecke mit durchschnittlich 30 km/h zurueck. Und das hat mehrere Gruende. Auf der einen Seite die wirklich schweisstreibende Passtrasse durch die Taroko Schlucht 3400m hinauf auf den Hehuanshan.
Wie gestern schon, ist auch hier eine winzige, enge Strasse in und durch den Marmor- und Granitfels gehauen. Im Gegensatz zu gestern ist die Strasse hier oft nur gerade mal ein Fahrzeug breit. Jede Menge Kurven. Kaum Geraden. Viele Überhaenge und viele, unbeleuchtete, genauso enge Tunnel - auch hier gerne mal mit Kurve drin.
Wir ueberholen ein Strassenkehrfahrzeug, dass hier nicht den Staub sondern faustgrosse Steine von der Strasse fegt. Ab und an sieht man Dinger auf der Strasse, die man eher mit einem Bulldozer wegfegen muss. Und direkt neben der Leitplanke geht es senkrecht runter. Gottseidank mit wenig Gegenverkehr.
Wir schrauben uns durch die Wolken nach oben. Das ist der andere Grund fuer die Hochgeschwindigkeitsfahrt: In den Wolken selbst ist die Suppe perfekt. Hier ist die enge Strasse z.T. nur wenige Meter ueberhaupt zu sehen. Aus dem Nebel taucht aus dem voelligen Weiss gespenstisch Kurve um Kurve, bzw. Granitwand an Granitwand auf. Und die Sicht nimmt weiter ab, so dass ich zum Schluss beinahe in Schrittgeschwindigkeit zuckele. Es ist einfach nichts zu sehen und den schnellen Weg nach unten zu nehmen, hab ich keine Lust.
Holy Cow. So ein Ding bin ich in dieser Laenge (70km) noch nie gefahren.
Die Taiwanesen nehmen es sportlich. Zumindest die paar Wagen die mit mir auf der Strecke sind. In gleicher Richtung roehren kleine aufgemotzte Mittelklasse Sportwagen mit uebertriebendem Spoiler an mir vorbei. Entgegen kommend schneidet der ein oder andere mir dreist den Weg. Entweder ist der graue Toyota trotz Abblendlicht und Nebelscheinwerfern so schlecht in der Suppe auszumachen oder man faehrt hier einfach so…
Verrueckt.
Schliesslich stossen wir durch die Wolkendecke und der Spuk ist vorbei. Weiter nach oben. Der Toyota kommt ausser Puste, die Automatik fuehlt sich haeufig nur noch im ersten Gang wohl. Jetzt geht es durch blendenden Sonnenschein weiter dem Gipfel entgegen. Nach der Suppe eine Wohltat. Und auch die Aussicht rechts, bzw. nach der naechsten Spitzkehre links runter ist phaenomenal. Ein Meer aus Wolken. Laengst haben wir die Baumgrenze erreicht und dann sind wir auch oben.
Glaeschen Stop fuer Antonia dann geht es an den Abstieg. Auch hier quaele ich die Automatik um via Motorbremse die Bremsen des MIetwagens nicht heisslaufen zu lassen. Die winzigen Notauslaufflaechen (5m Schotterweg steil nach oben, dann ein Stapel alter Reifen…) kann ich so getrost rechts liegen lassen.
Langsam kommen wir ins Gruen zurueck und endlich kommen wir auch am Sun Moon Lake an. Grau, verregnet, kalt ists hier. Der See selbst ist unspektakulaer und touristisch voll erschlossen. Pinkfarbene kleine Faehren legen im kurzen Takt am Pier an und entlassen Massen an Touristen, die sich die kleine Hauptstrasse mit ihren unzaehligen Strassenstaenden hochfressen. Was es hier an den Staenden zu Essen gibt, ist wirklich sehenswert, beschreib ich hier aber nicht weiter. Wir trauen uns an einen, in einem Fass mit heissem Oel frittierten Teigklotz - eine Art Fruehlingsrolle - ran. Schmeckt einwandfrei!
Den Rest des Nachmittages bleiben wir in unserem heutigem, ziemlich schnuckeligen zweistoeckigem Hotel ganz aus Holz und versuchen die weitere Route in den Sueden abzustecken.