Montag, November 01, 2010

Taiwan Video Episode #2

et voila hier wie versprochen die zweite Episode: Springbreak auf taiwanesisch!
Ihr erinnert Euch vielleicht: gegen Ende unserer Reise und nach der Hochzeitsfeier von Sepp und Joe ist die ganze deutsche Bande in den Kenting National Park abgezischt, wo gerade das "Springscream" Festival lief. Ob nun rein zufaellige Namensaehnlichkeit oder bewusst gewaehlt weiss ich nicht. Fuer mich war es Springbreak auf taiwanesisch!

Mittwoch, Oktober 20, 2010

Tawain Video Episode #1

[München, im Oktober 2010]

So, da ich es ja offensichtlich zeitlich nicht schaffe, meine Taiwanimpressionen am Stueck zusammengeschnitten zu veroeffentlichen, hab ich mir ueberlegt, Euch mit kleinen Haeppchen zu fuettern. Gerade so, wie sie aus meinem Videoschnittprogramm zeitlich passend eben rausfallen.

Anbei Episode #1 - "Driving", wo wir aus Taipeh hinaus mit unserem Mietwagen in den Sueden fahren. Es geht durch die Taroko Schlucht mit ihren direkt neben der teils einspurig-engen Fahrbahn abfallenden Steilhaengen hindurch auf mehr als 3000m und hinunter in den Sueden. Ab in die Pampa der Paolai, geradewegs durch das hindurch, bzw ueber das hinweg, was der Taifun Morakot vor 6 Monaten noch uebriggelassen hat...

Viel Spass!



Wer die Briefmarkengroesse oben als Video nicht mag, kann sich hier das Ding in besserer Aufloesung anschauen.

Mittwoch, Mai 12, 2010

Liu Chiu, Kenting und zurueck nach Muenchen

[Muenchen, 12.Mai 2010]
Ja ja ja, ich weiss, ich bin noch den Rest des wunderbaren Taiwan Abenteuers schuldig. Na dann tue ich das mal, kurz bevor mich der Alltag hier endgueltig wieder durchspuelt...
Also zurueck nach Donggang, der Tag nach der Hochzeit. Der 03. April beginnt hektisch, wollen wir doch die Faehre nach Liu Chiu am Vormittag kriegen. Aber schon die Abfahrt aus dem Hotel gestaltet sich schwierig - bei der grossen Gruppe ist erstmal warten angesagt. Dann sind die Minivans da, ich schwing mich in unseren Mietwagen und sperre zusammen mit Sepp der den einen Minivan faehrt erstmal komplett die Hauptstrasse vor dem Hotel. Mit einem Wendemanoever in einem Pulk von Vespas, die in einem nicht enden wollenden Strom um uns herumfliessen. Jede entstandene freie Luecke wird sofort von einer kommenden Vespa geschlossen. Rigoros wird hier spekuliert das wir schon anhalten, bzw. nicht weiter zuruecksetzen…
Letztendlich wird der 360 Turn nur durch langsames, aber ebenso rigoroses „einfachfahren“ moeglich. Und genauso machen wir das auch. Joe, die den anderen Minivan faehrt, hat im Uebrigen in weisser Voraussicht erst gar nicht gewendet, sondern ist stattdessen weitergefahren (dafuer aber in falscher Fahrtrichtung) und hat einen Turn um den gesamten Block gemacht…
Lustig der Verkehr.
Lustig ist auch dass wir an einer Strassenecke den Hochzeitspavillion von gestern wieder in voller Pracht aufgebaut stehen sehen – mit anderen Hochzeitsgaesten die druntersitzen, natuerlich.
Joe erklaert mir das der gestrige und der heutige Tag astronomisch sehr geeignet ist um zu heiraten. Daher kein Wunder, dass wir den Hochzeitspavillion wieder sehen. Erklaert vielleicht auch ein wenig die gestrige hektische Betriebsamkeit beim Abbau. Vermutlich hatten die alle noch ein oder zwei Hochzeiten vor sich am gestrigen Tag…
Weniger lustig ists an der Faehre. Es ist ein besonderer Tempelfeiertag auf Liuchiu – und damit unglaublich viel los. Es erwartet uns eine schoene lange Schlange, die laenger und laenger wird, je laenger wir ohne Tickets rumstehen. Genug Zeit fuer die Kids auf den Automaten in der Wartehalle rumzuturnen. Und genug Zeit fuer Henni ein paar Minuten Schlaf der durchgemachten letzten Nacht auf den Plastksitzen nachzuholen. Sieht ein wenig aus wie Tom Hanks als Viktor Navorski in Terminal, wie er da so fuer laengere Zeit auf den leeren Sitzen haengt.
Moment mal: Leere Sitze – bei Vollbetrieb? Ja, leere Sitze weil ja alle in der Schlange stehen, die inzwischen bis weit aus der Wartehalle in die mittaegliche Sonne hinausreicht.
Schliesslich sind wir auf der Faehre, die Toni und mich mit einigem Seegang in den Mittagsschlaf schaukelt, andere dagegen ihr Fruehstueck wieder entlockt.
Auf der Insel geht es via Vespinos zum reservierten Hotel und dann schnell weiter an den Strand
wo wir Caroline's achten Geburtstag feiern. Ich erfreu mich an der Vespa und will garnichtmehr absteigen. So kommts, dass ich sogar noch den schmalen Strandsteg entlangfahr und meine Muehle quasi direkt neben dem Sand abstelle. Naeher geht’s also nicht.
Caroline blaest ihren Geburtstagskuchen aus und dann geht es ins Wasser. Neben den wenigen anderen Taiwanesen am Strand sehen wir ein wenig seltsam aus. Kalkweiss, massig, mit schwarzen Badehosen – und nen Haufen quietschfideler blonder Kids. Ich leih mir Alex Schnorchelsachen aus und schau mir den Strand von unterhalb der Wasserlinie an. Und, siehe da man sieht sogar was. Ein paar Papageienfische tummeln sich munter an den Gerippen von einigen wenigen Korallenbaeumen.
Es geht kurz zurueck ins Hotel, dann probier ich ein wenig Sprit aus dem Tank zu fahren. Zum wiederholten male werde ich durch herbes Aufsetzen dran erinnert, dass es sich mit eingeklapptem Seitenstaender besser faehrt – vor allem in der Kurve.
Insgesamt mit sechs Mofachen geht es um die Insel. An der „Beauty Cave“ vorbei, ein Sundowner Bierchen am „Venice Beach“ (Kein Joke!), geradaus entlang an einem herrlichen, nichteingezaeunten Friedhof, schon sind wir am Suedzipfel der Insel und fahren das andere Ende in der Daemmerung wieder zurueck ins Hotel. Nach dem Abendessen im oertliche Fischrestaurant, als wir vor dem Hotel im Garten sitzen und verwundert auf die zwei von den begleitenden Taiwanesen herangeschleppten, grossen Pappkartons voll mit unglaublich vielen 0,6er Kulben Taiwan Bier sehen, stellt Martin eine interessante Theorie auf:
Was waere eigentlich, wenn die taiwanesische Gastfreundschaft es den Taiwanesen gebietet, immer *zu*viel* auf den Tisch zu stellen, also quasi um Überfluss und Luxus herzustellen? Und was waere, wenn es die sueddeutsche Hoeflichkeit gebietet, so viel wie moeglich zu konsumieren um dem Gastgeber Wohlbefinden und Geschmack zu signalisieren - obwohl man eigentlich nicht mehr kann?
Tja, netter Teufelskreis, der sich bei mir definitiv auf der Huefte niederschlaegt. Kampai!
Der Abend ist wirklich nett, wir reduzieren den Karton Bier, fakeln ein eigenes kleines Feuerwerk ab und schmunzeln als selbst die widerstandsfaehige Schwester der standigen Gastgeberei Tribut zollen muss und langsam in dem Gartenstuehl zusammensinkt und einschlaeft.
Dann weckt sie ein Telefonanruf. Der am Hotel anwohnende Nachbar ist gestoert und ruft persoenlich durch. Nicht etwa beim Hotel, nein direkt bei der Schwester selbst. Hier kennen sich irgendwie alle.
Na dann, geht’s halt fuer alle gesammelt ins Bett. Nicht schlimm, die Bierkartonagen waren tatsaechlich sowieso wieder leer ;-)
Am naechsten Tag geht’s weiter. Anziehen, Einpacken, Übersetzen, Umpacken und ab an den Suedzipfel von Taiwan, dem Kenting National Park. Wie es der Zufall so will, ist hier gerade das groesste Musik-Festival Taiwans im Gange - und nebenbei Springbreak auf Taiwanesisch.
Was das heisst? Nun ja, zuerstmal das richtig viel los ist. Jede Menge Autos. Darunter auch ein paar deutsche Automarken, die sonst seeehr selten hier zu sehen sind. An der Handvoll die man sieht, sieht man witzigerweise auch haeufig noch das deutsche Nummernschild . Die kleinere, taiwanesische Plakette ist nur drueber geklebt, links blinkt einen das Eurozonenzeichen an... Nett.
Nun gut. Die paar deutschen Autos machen den Stau mit den ganzen anderen japanischen, koreanischen und chinesischen Autos nicht viel dichter. Je naeher wir Kenting auf der zweispurigen Landstrasse kommen, desto langsamer wird’s. In Kenting selbst geht dann erstmal lange nichts. Der Stau macht schlechte Laune. Schade eigentlich, weil Kenting selbst und die paar Strandbuchten davor herrlich alternativ ist. Keine grossen Hotelkomplexe, nein kleine, bunte, maximal dreistockwerk hohe Pensionen draengeln sich hier eng aneinander. Rechts liegt der Strand, den ich aber vor Autos und Leuten nicht sehen kann.So stellt man sich DAS Badeziel Taiwans eigentlich nicht vor.
Das Navi kuendigt das Ziel an. Durch den Stau haben wir eeewig Zeit uns aufs Abbiegen vorzubereiten – und sind doch verdutzt als wir mitten vor eine Konzertbuehne in eine Menschenmenge abbiegen muessen. Klingt komisch. Ist aber so. Auch der hinzugesprungene Wachmann klingt komisch (spricht kein Englisch) tut aber nicht so, als ihm jemand aus der Menge uebersetzt, wo wir hinwollen und das wir wirklich, wirklich reserviert haben.
Wir sind tatsaechlich richtig und fahren aus der Menschenmenge hinaus durch lichtes Kiefergestruepp hin zu der Unterkunft unserer Taiwanreise, dem Kenting Youth Activity Center. Eine toll gelegene, einem alten Kloster nachempfundenen Anlage, sehr weitlaeufig, sehr schoen direkt am Meer gelegen. Spartanische Zimmer die aber alles haben, was man braucht. Ein cooles Schullandheimflair liegt in der Luft, obwohl keine Schulklassen zu sehen sind.
So, ein letztes Mal unserer Taiwanreise heisst es fuer uns Ankommen, Einchecken, Zimmer prüfen, umziehen, auspacken und los geht es zur ersten Lokalrunde.
Es ist mittlerweile 18.00h und schon ziemlich was zu sehen. Auf der Hauptstrasse draengt sich – natuerlich - Fressstand an Fressstand an Verkaufsstand. Davor – auch klar – jede Menge Leute und in der Mitte der Hauptstrasse: immer noch Verkehr. Hier rollen neben dem normalen Verkehr auch abwechselnd ein paar Bierlaster mit wechselnder Werbung die Strasse hoch und runter. Auf der Ladeflaeche allesamt minimal bekleidete Maedels die sich raekelnd ins Publikum strecken. Auch links und rechts neben dem Verkehr ziehen cheerleaderartige Maedelscombos durch und verteilen Bier, Saft, Flyer oder einfach nur gute Laune – zumindest bei mir ;-)
Auf irgendeinem Fressstand muss jemand alte Autoreifen oder Autobatterien auflegen, denn irgendwoher stinkt es gewaltig. Genau kann man es aber nicht sagen, da eng an eng ueberall was anderes auf Kohle liegt. Ich kann bei bestem Willen nicht aufzaehlen, was hier zum Verzehr aufliegt – und versuchs auch garnicht. Aber es gibt auch andere Kuriositaeten: z.B. Pizza aus dem Automaten, in der Tuete serviert, so wie Softeis. Nur warm. Oder die ganzen Kinderspielautomaten. Z.B. kann man hier ebenfalls direkt an der Hauptstrasse auf max. kniehoch aufgestellten, flipperartigen Automaten sein Kleinkind mit Laserwaffen auf Hello-Kitty Figuren ballern lassen. Sepp wird mir spaeter auf der zweiten Runde zeigen, was es am Stand nebenan in der Bruehe vor sich hinkoechelt: in Stuecken geronnenes Entenblut. Hmmmm...
Schaut man in die Runde der vorbeiziehenden Leute so faellt auf, dass es bei den jungen Paaren ziemlich in ist, einen kleinen Vierbeiner mit auf zwei Armen durch die Menge zu tragen. Ganz schoen haeufig wird so ein Haeppchen von einem Hund an mir vorbeigetragen. Manchmal haben auch beide so eine Flohfalle auf der Schulter. Eine der Sorte wird sogar in einem Hundekoerbchen stolz durch die Menge hergeschoben. Hä?
Apropros Hunde: Meine beiden Miezen ;-) haben sich schon laenger entschlossen, zurueck in die Herberge und ins Bett zu gehen. Ich selbst lauf die Meile nochmal mit den Muenchnern hoch und runter. Neben Taiwans dreckigster Toilette und rosanen von der Betelnuss gefaerbten Zaehnen am Basketballwurfstand seh ich aber nichts wesentlich neues und so entschliesse ich mich zurueckzugehen und bei einem Bier meinen inzwischen deutlich in die Tage gekommenen Reiseblog zu aktualisieren.
Tja, Pustekuchen. In der Herberge stolpere ich ueber eine nette taiwanesische Truppe aus der Reisegruppe und so setze ich mich dazu obwohl an dem Tisch in dem weitlaeufigen Hof eigentlich kein Englisch gesprochen wird. Aber das macht garnichts, die Stimmung ist total nett und geloest und auf einmal sitzt auch die frischverheiratete Braut mit am Tisch und so wird’s auch kommunikativ einfacher.
Dann troepfelt nach und nach der Rest von der Fete auf der Hauptstrasse zurueck und ich bekomme mit, dass wohl am Strand heftig weitergefeiert wird. Der Begriff „Full Moon Party“ faellt und diese Art von Party hab ich ja schon auf Koh Phangan in Thailand kennengelernt. Ob das wirklich so abgeht wie in Thailand? Um das rauszukriegen, gibt es nur eine Möglichkeit. Ab zum Strand.
Und so geht es um 2.00h tatsaechlich nochmal Richtung Strand. Und das nichtmal alleine: zwei Jungs und zwei Maedels vom Tisch kommen mit. Da alle vier nicht mehr so ganz frisch aussehen, riecht es fuer mich ein wenig nach Geleitschutz.
Und Bier ausgeben im 7Eleven darf ich auch nicht. Da ist mit den beiden Jungs absolut nicht zu reden.
Nagut. Es geht die steile Holztreppe durch dickes Gestruepp und Geaest runter zum Strand. Dort oeffnet sich eine tanzende Menschenmenge, die mich sofort an die Sylvesterparty an der Copacabana erinnert. Holy Cow. Sind da viele Leute in Bewegung. Vor der Strandbar ist ein Riesen-DJ Aufbau mit Lasershow. Riesige Lautsprecher aus denen ein Goa Beat die Leute springen laesst. Wowowiewa.
Die vier Freunde von Joe nehmen mich in die Mitte und wir setzen uns in Richtung Wasser in Bewegung. Mittendrin tatsaechlich noch ein Fleckchen Sand in den wir uns setzen. Um uns rum tobt das wilde Treiben, gehen Feuerwehrraketen hoch, die Leute tanzen und fallen uebereinander. Zugegebenermassen, das Laufen ist auch schwierig: Ueberall Leute, Taschen, Getraenke und natuerlich Feuerwerk; abwechselnd sitzen, liegen oder tanzen die Leute im Sand. Das Blitzlichtstroposkop und die Raketenexplosionen hacken das Licht auseinander, geben nur alle paar Sekundenbruchteile einen hellen Ausschnitt auf deine unmittelbare Umgebung wieder. Wenn Du nicht getrunken hast, laeufst du wie besoffen. Wenn Du getrunken hast torkelst Du erbaermlich. Wenn Du richtig besoffen bist, dann krabbelst du besser. Ich wage dennoch eine Lokalrunde, such ich doch noch die restlichen Muenchner.
Die vier um mich rum wirken muede und ich habe die theoretische Moeglichkeit hier in der Masse noch jemand aus der Muenchner Gruppe zu finden aufgegeben. Also geht es zurueck. Die Treppe hoch und da steht dann das rote Tshirt von Henni, nach dem ich solange in der Menge Ausschau gehalten habe. Das Hallo ist gross. Die Vier scheinen erleichtert, mich aufgeraeumt zu haben, winken und steigen die Treppe nach oben. Mit Henni geht’s direkt an die Bar wo doch noch ein paar der Muenchner zu finden sind. Es gibt einen Gin Tonic der mir die Fussnaegel hochrollt. Am Boden steht ein Rieseneisblock den die Jungs angeschleppt haben um das ebenfalls mitgebrachte Bier kalt zu halten... Und irgendwer hat auch noch ne Flasche Gauliang aufgetrieben. Puh.
Mir reichts kurz vor Sonnenaufgang und ich trolle mich nach Hause. Nicht ohne mir noch ein paar Reisroellchen im immer noch offenen 7Eleven mitzunehmen. Irgendwas muss den ganzen Alkohol aufsaugen. Eine Stunde bevor meine Kleine aufsteht bin ich im Bett. Gute Nacht.
In den naechsten Tagen ist vor allem eins angesagt: Strandurlaub und Chillen. Ich seh den Strand auch mal bei Tageslicht, schnorchel an den direkt an den Strand angrenzenden Korallengarten, in dem es neben erstaunlich vielen Fischen ein paar Quallen und ein Haufen abgeschossener Raketen zu sehen gibt. Vor allem plansch ich aber mit unserer Juengsten im Pazifik, die vor der Brandung keine Angst zu haben scheint. Hier gibt es sogar weitere Langnasen zu sehen. Ein paar dicke, falsche Blondinen treiben ebenfalls im Wasser. Uups, Deutsche. Ob die sich fuer den Urlaub extra die Haare so schlecht blond gefaerbt haben?
Die letzten Tage vergehen schnell und es ist bald Zeit fuer den Rueckflug zusammenzupacken. Tonis Glaeschentasche ist leer und verschwindet wieder im Koffer. Meine Glaeschen – mit Taiwanbeer Schriftzug :-) - verschwinden ebenfalls im Koffer. Nachdem Toni mit zwei meiner drei aus diversen Kneipen „gesammelten“ Bierglaeschen den Bruchtest gemacht hat, haben mir Joe's Freunde weitere sechs Bierglaeser aus dem 1 1/2h entfernten Donggang runtergefahren – um gleich wieder selbst zurueckzufahren. Kaum zu glauben.
Am 07. April geht’s zurueck, eine Woche bevor die Aschewolke des Eyjafjallajökull den europaeischen Luftraum und damit das rechtzeitige Zurueckkommen der restlichen Reisegruppe sperrt. Spitzenreiter sind Alex, Lorena und der kleine Alois, die 9 Tage in Peking stranden.
Aber auch unsere Rueckreise ist lang und nicht ganz glatt. Zunaechst haben wir Uebergepaeck (haeh?) was uns zum Umpacken direkt am Checkin zwingt. Dann will uns der Zoll nicht auf den Flieger lassen, da Sanco's Visum bereits seit zwei Tagen abgelaufen ist. Immer der gleiche Aerger wenn man mit Bosniern reist...
Offenbar haben die Gaskoepfe auf dem Konsolat in Muenchen das Visum direkt falsch ausgestellt und jetzt stehen wir da. Sanco wirft alles jugoslawisch-weibliche Verhandlungsgeschick in die Waagschaale und ich denke sie haette die juengeren Zollbeamten rumgekriegt. Nur der Aelteste hat einen noch stureren Kopf und bleibt hart. Wir muessen trotz des Konsulatfehlers Strafe zahlen. Kommen aber rechtzeitig auf den Flieger.
Dann 8h Aufenthalt in Hongkong. Hier geht es fuer mich zum ersten Mal in eine Businesslounge. Feine Sache. Duschen, ein Buffet, mehrere Bars in einem netten Ambiente alles im abgedunkelten Licht. Freie Getraenke und Internet. Cool. Raus aus der Hektik hinein in grosse, bequeme Ledersessel. Toni pennt. Ich blogge. Sanco ist, genau wie ich, schwer zufrieden.
Einige Buffetgaenge spaeter bringt uns der Nachtflieger zurueck nach Muenchen.
Schoen wars.
Danke.

Mittwoch, April 07, 2010

Hochzeit auf Taiwanesisch

[Hongkong Airport Business Lounge, Mittwoch 7. April 2010]

Der 2. April – der Tag der Hochzeit beginnt langsam. Und daran ist nicht unbedingt der Vorabend schuld, sondern auch das Einkostuemieren – haben die Kaufmaenner doch extra Lederhose und zwei Dirndl mitgebracht, in die sich nun bei gefuehlten 30 Grad gezwaengt wird, bevor es um 12.00 Uhr abgeht zu unserer ersten taiwanesischen Hochzeit.

Und die sieht wie folgt aus: Mann sperrt vor einer kleinen Mehrzweckhalle die Strasse ab, spannt eine riesige Roehre aus bunter Zeltbahn. Stellt siebzig Tische a zehn Personen auf. Baut nebenan eine mobile Kueche auf und karrt Lastwagenweise Seafood und Anderes an, das - direkt zubereitet - in dreizehn Gaengen auf den Tischen der Gesellschaft landet.

Die Gesellschaft selbst ist gemischt festlich gekleidet. Kaum Kleider aber – bis auf die Lederhosen von Henni, Martin, Hans und Marc - ueberwiegend lange Hosen. Das darf dann durchaus auch mal Jeans und T-Shirt sein.

Wir kommen an, da sind alle Tische schon besetzt. Also ran an den Fisch und los geht’s mit rotem Thunfisch als Sushi. Lecker. Dann wird es zunehmends unbestimmbarer. Schuessel an Platte an Schuessel kommt bei uns an den Tisch. Bald ist der Tisch restlos voll von Geschirr – ohne das wir auch nur annaehernd das verputzen was da steht, und ohne das das Personal Anzeichen macht abzuraeumen. Das uebernimmt Henni fuer uns. Immer wenn sie neu auftischen, geben wir eine angegessene Platte mit auf den Servierwagen.

Toni schlaeft unter den Bose-Boxen der Band. Neben Saxophon, Querfloete und Saengerin steht ein Familienunternehmen mit auf der Buehne. Papa am Synthesizer, Tochter 1 und Tochter 2 in aeusserst interessantem kurzen Kostuemchen inkl. Huetchen am Kopf auf der Buehne. Beaeugt und kontrolliert von Mama, die am Mischpult neben der Buehne sitzt. Zum Besten gegeben wir ueberwiegend Musik taiwanesisches Geschmacks – genau wie beim Essen, das zunehmend Herausfordernder wird...

Unvergessen das dampfende Etwas, das in einer mit Klarsichtfolie abgeklebten Schuessel angeliefert wird. Klare Bruehe, mit einem grossem Stueck undefinierbaren Schwarzen. Ich brauch einen Moment zu begreifen, was da vor mir schwimmt: ein Huehnchen. Am Stueck. Ausser Federn all inklusive sozusagen. Paloma belebt mit ihrem Staebchen das Huehnchen wieder. Gekonnt greift sie es am Nacken und laesst so den Huehnerkopf sich aus der Suppe erheben. Dazu kraechzt sie ein wunderbar echtes Huehnerkraechzen, so dass schnell allen anderem am Tisch ebenfalls klar ist, was da drin schwimmt…

Bei vielem anderen ist das nicht so klar und so dauert es auch zu bestimmen, was da nach einem Obstgang als Naechstes auf den Tisch kommt. Braune Masse. Sieht nach Fleisch aus, ist aber viel zu wabelig. Nachdem man die Haut durchstossen hat, kommt doch tatsaechlich ein Stueck Fleisch zum Vorschein.
Kostprobe.
Schweinshaxe!
Und, direkt dazu gibt’s doch tatsaechlich weisse Knoedel. Cool.
Die Knoedel entpuppen sich allerdings als Fischknoedel.
Klingt komisch. Ist auch auch komisch. Macht aber nix ;-)

Neben den Kostproben koennen wir gut sehen, wie das Brautpaar von dem Brautvater an alle 70 Tische gejagt wird. An jedem Tisch wird angestossen – mit beiden Haenden am Glas – ein paar Worte gewechselt, dann geht’s weiter. Viel zu Essen gibt es so fuer das Brautpaar auf ihrer eigenen Hochzeit auf jeden Fall nicht. Nebenbei zieht sich die Braut nochmal um und wechselt vom weissen ins rote Kleid. Bezaubernd sieht sie in beiden aus!

Und dann ist auf einmal Schluss. Die Musik spielt noch ein Lied waehrend die Leute am Nebentisch die Tueten zuecken und anfangen die gesamten auf den Tischen verbliebenen restlichen Speisen einzupacken. Auch die Suppen werden in durchsichtige Tueten gegossen und so schwimmen sie dahin, die Huehnchen, die Fischknoedel und alles was noch so auf dem Tisch – inklusive dem Brauttisch – stand, in transparenten Tueten.

Cool.

Dann beginnt das Aufraeumen. Waehrend wir noch am Tisch sitzen, packt die Band zusammen, die Tische werden jetzt in unglaublicher Geschwindigkeit vom Geschirr befreit, die Tische zusammengeklappt, und auch die riesige Roehre aus Zeltbahn ist in weniger als 20min komplett zusammengepackt und verladen. Wie ein Bienenschwarm brummt es um uns herum. Von Fest keine Spur mehr. Um nicht unnoetig im Weg rumzustehen, gehen wir nach draussen und sehen ueberall hektische Betriebsamkeit. Die Teller werden von unzaehligen Leuten per Hand mitten auf der Strasse gespuelt, verpackt und genauso wie der Pavillion der mobilen Kueche auf einen Laster verladen. Wahhaahnnsinn.

Bei uns geht’s deutlich ruhiger zu. Wir latschen in unserer Tracht durch Donggang in unser Hotel zurueck – und werden begafft wie Aliens. Gut. Gewissermassen sehen wir so ja auch aus.

Richtig gechillt wird es am Abend an der Hafenmole. Neben imposanten Wellenbrecher gibt es Barbequeue. Wir sitzen an Tischen, die alle ueber eine Aussparung in der Mitte einen Grill eingelassen haben, in dem die Grillkohle bereits ordentlich fuer Hitze sorgt. Es gibt allerfeinstes an verschieden Spiessen zum selber drauflegen. Raclette auf taiwanesisch sozusagen. Anstatt Kaese hier vor allem Seafood: Tintenfisch, Squid, Fischkekse, Schnecken, Muscheln, Austern, Aal aber auch Rind, Schinkenroellchen und verschiedenes Gemuese findet man. Fies sind die lebenden Krebse, die man draufwirft und bei lebendigem Leibe garbruzelt – da ist auch durch verzweifeltes Zucken der Scheren kein Entrinnen mehr drin.
Cool auch die Muscheln. Geschlossen auf den Grill gelegt, signalisieren sie den perfekten Genusspunkt selbst: sie ploppen auf. Warm, salzig und saftig gehen sie den Gaumen runter. Mmmmhh…

Dazu gibt es natuerlich Taiwan Bier aus 0,6l Humpen in 0,125l Eierbechern. Zeit fuer mein Taiwanesisch: „Kampai“.

Nervig ist nur die unveraendert starke Fotolust an der Toni. Hat man das kleine Energiebuendel endlich mal ruhig am Tisch ist das staendige Angetippe, Abgelenke und Geblitze einfach unangebracht. Caroline Held, die achtjaehrige Nichte von Sepp – selbst blond – spannt beim Spiel mit der Toni einen Regenschirm als Fotoschutz auf. Der wird rigoros weggestossen. Manchmal reichts dann auch. Die anderen kleinen Helds – Fritz (5, blond) und Georg (4, rote Haare) – haben laengst ihre Fotopose drauf: Zunge raus zum Blitz.

Randvoll gefuellt bitte ich um einen Schnaps – und bekomme den beruechtigten Gauliang. Das ist einer, aus Kinmen stammender, aus Reis gebrannter Schnaps. Kinmen, das ist die taiwanesische Insel direkt am chinesischen Festland. Militaerisch schon immer bedeutsam ist die Insel voll mit Soldaten – und Gauliang der Schnaps der Soldaten.
Und so schmeckt er dann auch.

Es geht zurueck ins Hotel. Packen fuer den Inseltrip morgen nach Liuchiu.

Das erzaehl ich Euch im naechsten Blog. Dann wieder aus Muenchen, denn die Zeilen gibt es im Moment aus der Businesslounge im Flughafen von Hongkong. Wir sind bereits wieder auf dem Rueckweg und haben niedliche acht Stunden Aufenthalt in Hongkong.

Es gibt noch einiges zu berichten, von den Motoboys auf Liuchiu oder taiwanesischem Springbreak in Kenting zum Beispiel. Bleibt dran. Es lohnt sich.

Sonntag, April 04, 2010

[Donggang 01. April 2010]

Jojojo. Wir sind bereit fuer die Hochzeit des Jahres. Sepp und Chinyi.

Langsam sammelt sich die Muenchner Meute und das Hotel das Donggang mit seinen 12 Stockwerken ueberragt, wird voll.

Stehengeblieben waren wir aber in Tainan – der aeltesten Stadt Taiwans.
Wir nutzen den Vormittag bevor man hier auscheckt – gegen 12.00h ist die Regel – und schauen uns ein paar der vom Reisefuehrer empfohlenen Tempel an. Auf dem Weg dahin lockt uns ein weit auf die Strasse ragender Salatstand mitten hinein in einen von aussen absolut nicht zu sehenden Strassenmarkt. Unscheinbarer Eingang – mit unglaublicher Tiefe.
Nach dem Salatstand verzweigen sich die Gaenge mitten hinein in das schattige Geflecht eng aneinanderstehender Haueser.
Hier reihen sich Stande mit Uhren, T-Shirts, allerlei frittiertem Gebaeck neben den Staenden mit frisch geschlachtetem Fleisch und Fisch (die frisch gestopfte Wurst haengt an einem Haken von der Querstrebe, alldieweil der Metzger eine Schweinehaxe zerstueckelt...)
Daneben ein Elefantenmensch-Kuriosum mit aufgequollenen, teilweise eitrigen, offenen Beinen.

Auf dem Boden sitzen Haendler, die laut schreiend ihre Waren aus Kartons anpreisen in dem sie mit Teppichklopfern auf die Kartonenden schlagen.

Wir schwimmen durch die Menge – fuer mich natuerlich mit bester Uebersicht. Um uns rum brodelt es in zahlreichen Toepfen der ueberall angebotenen Speisen der Suppenkuechen. Aus dem Nichts draengt sich mitten in dem Gewuehl tatsaechlich eine der Vespas vorbei. Unglaublich. Das ganze Gedraenge scheint fuer den regulaeren Verkehr freigegeben…

Wir drehen um und raus geht’s aus dem Wust von Geruechen, Geschrei und Gedraenge. Ein paar Ecken weiter ist der Dyoungen Tempel. Hier wird laut Reisefuehrer nach wie vor mittels Medien der Kontakt mit bereits verstorbenen Familienangehoerigen gesucht. Bewacht von furchterregenden Statuen mit nagelbesetzten Keulen und langen Baerten aus echtem(?) Haar geht man in die erste Kammer. Die Kammer des „City Gods“, der Stadtgeist wacht hier vor allem ueber die Studenten die hier in Form von rosafarbenen Wunschlisten sich Glueck fuer die anstehenden Klausuren erbitten. In der zweiten Kammer findet man abgefahren abstossene Zeichnugen a la Hieronymus Bosch an der Wand. Die Zeichnungen zeugen von ueblen Hoellenqualen: Hautungen, Verbruehungen, Enthauptungen, Vierteilungen der grausamsten Art.

Es geht weiter durch den Rauch unzaehliger Raeucherstaebchen zur dritten Kammer. Laut Literatur ist das die Kammer der Herrscher der Unterwelt. Interresanterweise ist hier am meisten los. Die Leute knien auf Polstern und verneigen sich vor voll in Gold gekleideten Goetzen. Die Goetzen zeigen abstrakte Fratzen. Die Leute sprechen in zweigeteilte, halbmondfoermige Gebetskloetze aus Holz, klappen sie zusammen und schmeissen sie auf den Boden, wo sie klappernd vor meinen Fuessen zum Halten kommen.

Mich schauderts durch und durch. Im Rueckwartsgehen schiesse ich ein paar Bilder trotz dem schlechten Gefuehl mir dadurch nicht vielleicht den Unmut irgendwelcher boesen Geister auf mich oder meine Familie zu ziehen…

Hinaus in die frische Luft. Wenn man die von den Zweitaktern verpestete Luft so nennen mag.

Wir schauen uns noch den City God Temple an, in dem ebenfalls hunderte pinkfarbene Bittzettel von Studenten haengen...
Yes, school is hard everywhere.

Zureck zum Hotel, auschecken, rein ins Auto, anschnallen und hin zum Fo Guan Shan Kloster, DEM Zentrum des Buddishums in Taiwan. Da DAS Zentrum unserem Navi nicht bekannt ist, verbringen wir einige Zeit mit der Suche im Umkreis. So halten wir u.A. an einem wirklich monumentalen Tempel mit bestimmt dreissig Meter hohen Tuermen – aber nicht an besagtem Kloster.

Schliesslich finden wir das Kloster doch noch. Ueberragt von einer bestimmt 30m hohen, gold glaenzenden Buddhastatue kann man das Ding eigentlich nicht uebersehen. Man muss nur nah genug rankommen.

Wir steigen aus und steigen den steilen Weg nach oben. Hier sind hunderte, fast manngrosse goldenen Buddhastatuen unterhalb der riesigen, einen Statue angeordnet. „Buddha Land“.
Alle tragen das fuer uns gewoehnungsbeduerftige Swastika, das gespiegelte Hakenkreuz.

Wir setzen uns in den Schatten. Nach der Tempelerfahrung heute vormittag lass ich mich von der Weitlaeufigkeit der Anlage wieder einpendeln. Der Unterschied ist bemerkenswert. Von eng, dunkel, weihrauchgeschwaengert , hin zu einer freien, durchweg symmetrischen Anordnung zwischen Blumen.
Die Harmonie stellt sich automatisch ein.

Bleib hier stehen und du findest auch die Harmonie in dir. Klingt ziemlich plakativ, ich weiss. Geht mit aber gerade so.

Wir laufen durch die Anlage. Die neu gewonnene Harmonie wird ein wenig irritiert durch die Kaffee- und Getraenkeautomaten die sich hier tummeln.
Vorbei geht es am „Bamboo Garden“ – einem Hotel. Mitten im Kloster.

Bevor wir uns aufmachen nach Donggang, staerken wir uns noch im „Water Drop“ Teahouse des Klosters mit einem ueppigen Mahl. Nicht vegetarisch, obwohl hier auf dem gesamten Gelaende Fleisch – laut Anschlagtafel – streng verboten ist, wohlgemerkt. Vielleicht liegt es daran, das das Steak eher einer geschredderten Wurst gleicht.
Toni schmeckts. Ziel erfuellt. Weiter nach Sueden.

Nach Donggang. Hier steigt in zwei Tagen die taiwanesische Hochzeit von Sepp und Dschinyin „Joe“ Held. Der Grund, warum wir uns ueberhaupt Taiwan anschauen.

Das Navi fuehrt uns ohne Probleme nach Donggang, wenige Kilometer suedlich von Kaoshiung, danach muessen wir auf Altbewaehrtes umsteigen, da hier weder englische Strassenschilder existieren noch die mitgebrachtete Karte gross Orientierung bringt.

Sprich: wir fragen.
Und: uns wird geholfen. Mit 2 Vespaeskorten werden wir in die entsprechende Strasse gefuehrt. Mit einem universellen Laecheln bedanken wir uns - und genauso werden wir verabschiedet.
Teile der Familie sind bereits da und Joe’s Oma – kurz vor der 90 – hat alle Haende voll zu tun, uns mit Gutem aus ihrem Garten zu verkosten. Beeren, Nuesse, Saft. Bis wir abwinken und zum Hotel zurueckfahren. Auf dem Weg zurueck blitzen uns tatsaechlich die Titten Amerikas an. Und so gibt es fuer die gesamte Familie „K“aufmann heute Fritten, Hackfleischsemmeln und Besatzerbrause – Ronald MacDonald bringt uns mit Fastfood ins Bett.

Am naechsten Tag schauen wir uns die ein paar Kilometer westlich gelegene Insel Lyu Chui an. Hier lebt noch ein Teil von Joes Familie. Abgekoppelt von dem ganzen Vorhochzeitstress in dem sich die Zwei jetzt befinden setzen wir ueber und stolpern mit dem uns typischen Reiseglueck in die Haende eines Tourguides der mit seinen zwei kleinen Kindern und seinem klapprigen Toyota Minivan auf Kundschaft wartet.
Zusammen mit drei hochgestylten chinesischen Maedels mit Nikons und riesigen Teleobjektiven lassen wir uns so gemächlich ueber die Inseln kutschieren. Die Insel selbst glaenzt mit interessanten Felsformationen. Sehr fotogen – nicht nur fuer die Maedels.

An den wenigen Straenden auf der Insel sind massig tote Korallenbaeume angespuelt. Was ich als Taucher unter Wasser tunlichst nicht beruehre, liegt hier in grossen Massen tot am Strand…
Ich sammele ein paar ein und lass sie nachdenklich durch die Finger gleiten. Wie das hier wohl vor 2,3, 5, 10 Jahren aussah? War garantiert ein Paradies unter Wasser...

Am naechsten Tag – inzwischen ist es nur noch ein Tag bis zur Hochzeit – schauen wir uns den Strand von Donggang an. Leider total verwahrlost, zugemuellt, mit starker unberechenbarer Stroemung bleiben wir lieber auf dem Betondeich sitzen.

Am Abend troepfelt der Rest der Muenchner Hochzeitgesellschaft ein und es wird ein lustiges Eingestimme in einem lokalen Fischrestaurant. Bestellung und Bezahlung liegt fest in der Hand von Joes Vater. Ich kann bei Weitem nicht alles benennen, was ich da esse. Aber ich kann sagen dass alles bis auf die Ingwerknolle die ich in einem Topf erwische, mir wirklich gut schmeckt. Sushi, Tintenfisch, karamelisierte Kartoffeln, Calamari so zart fritiert, wie ich sie noch nie gegessen habe. Dazu Sea shell, Meerschnecken. Toll.

Toll neben dem Essen anzuschauen ist auch der Kindermix und das gemeinsame Spiel. Kinder aus Belgien, Schwaben, Bayern und – natuerlich - Taiwan brauchen keine gemeinsame Sprache um sich zu verstehen. Was zum Abkucken fuer die Erwachsenen.

Was fuer mein taiwanesische Vokabular gibt’s auch: „Kampai!“ – „Boden hoch!“ was soviel wie ex und hopp bedeutet. Was fuer uns trinkfeste Deutsche aus den schnappsglass-grossen Bierglaesern kein Problem bedeutet. (Zumindest wie ich hier sitze und diese Zeilen schreiben). Wobei ich mir noch nicht ganz sicher bin, was ich von der Trinkfestigkeit der zarten, taiwanesischen Maedels halten soll, die uns nach dem Fischrestaurant noch an ein Strassencafe am Wasser ausfuehren. Hier gibt es nur Heineken zum Trinken. Ein unbedachter Kommentar von mir verursacht einen Telefonanruf - und Minuten spaeter ist eine Freundin mit einer Tuete voll mit 0,6l Humpen Gold Medal Taiwan Beer zur Stelle…

Prost.

Montag, März 29, 2010

Ab in den Sueden

[Tainan, Montag der 29. Maerz 2010]
Der neue Tag begruesst uns mit reichlich Sonne und so sieht der Sun Moon Lake doch um einiges einladender aus. Wir fruehstuecken im Garten des B&Bs, das genauso wie das Hotel selbst ein Kuriosum ist. Vollgestellt mit Statuen, Krimskrams aus allen Stilrichtungen. Im eng verwachsenen Garten stehen Pavillions mit Glastischen unter die wir uns zum Fruehstuecken setzen (ja nicht braun werden!).
Auf dem Weg zu den Pavillions, bleibt Antonia verwundert an Vasen in Katzenform stehen und kommentiert „Mauuu, Mauuu“. Hier koennen wir uns null verstaendlich machen und so wird es auch mit Zuhilfenahme von anderen Gaesten dem Maedchen vom Dienst nicht klar, dass wir neben der Uebernachtung auch noch das Abendessen bezahlen muessen. So werden wir also eingeladen. Unfreiwillig. Hilft ja nix.
Wir fahren das Farmosa Aboriginal Village an – und landen in einem Vergnuegungspark. Von „Aboriginal“ ist hier keine Spur. Auch wenn man die Absichten erkennen kann, wenn man denn erst mal am Freefalltower, der Achterbahn, der Wildwasserbahn und dem Kidspark vorbeikommt, finden sich doch tatsaechlich ein paar, den indigenen Voelkern gewidmeten photogene Huetten – inkl. Fressstand. An den Frittenbuden tragen die Bediensteten neben einem Headset fuer die Ansage auch Blumenschmuck auf dem Kopf. Am ueberfuellten Koi-Karpfenteich vorbei laufen wir zurueck zum Auto.
Antonia laesst sich in ihrem Buggy von uns wie der Papst in seinem Papamobil durch die Menge schieben - und winkt auch genauso majestaetisch. Die Kleine kennt inzwischen genau ihre Wirkung auf ihre Umgebung. Kaum hebt sie die Hand, wird verrueckt zurueckgewunken.
Was fuer eine Prinzessin.
Wir fahren Richtung Sueden und machen kurz halt in Jiji am Wuchuang Tempel, von dem durch das grosse Erdbeben 1999 nur noch das Dach auf seinem eingestuerzten Rest steht. Sehr fotogen.
Waehrend Toni ihr Mittagsglaeschen bekommt, schreitet - noch fotogener – eine Prozession mit Menschen in ueberlebensgrossen Puppen mit abstrakten Fratzen-Masken an uns vorbei. Irgendjemand schmeisst Knallfroesche in ein Feuer. Dazu kommt aus Lautsprechern erdbebenartige Geraeusche.
Witzig. Stell mir vor, ins europaeische Uebertragenen muesste bei uns der Dorfpfarrer seine Ministranten in Fix und Foxy Puppen stecken – dazu wuerde dann aus den Lautsprechern zuenftige Quetschkomodenmusik kommen…
Wir fahren im Delta der Westkueste Richtung Sueden und fahren bei Teinan wieder in die Berge hoch, nach Guanziling. Einer weiteren bekannten Bergregion mit vielen Thermalquellen. Da Guanziling dem Navi unbekannt ist fahren wir mit ungefaehrer Google-Maps Peilung und landen in einem ***** Sterne Hotel wo trotz dem hochpreisigen Ambiente (Badezimmer in Jadeaehnlichem Marmor, zwei Thermalbecken inkl. im Marmor integrierter Plasmafernseher) keine Sau englisch spricht.
Das Abendessen droht zum Desaster zu werden, da auch im Restaurant auf der Dachterasse nur Speisekarten in chinesisch existieren – natuerlich auch hier keiner da, der uebersetzen kann.
Da hilft nur Martin’s deutsch-taiwanesische Speisekarte und sein kleiner Essensratgeber weiter, der per Eee-PC gezueckt werden kann. So gibt es fuer die Kaufmaenner zumindest Chao Fan – geroesteter Reis, mit Shrimps und Huehnchen. Eigentlich eine klassische Beilage; fuer uns hier heute Hauptgericht. Nebenan fuehrt eine japanische(?) Reisegruppe in Kimonos klassische Folkloretaenze auf. Die muessen sich auch denken: „Schau dir die Langnasen an, bestellen sich nur Beilagen. Das „K“ in deren Namen steht bestimmt fuer „K“ulturbanause!“
Abends fahren wir nochmal los und besuchen eine kleine Grotte, in der hochkonzentriertes Erdgas durch einen kleinen See nach oben steigt und sich bei Kontakt mit der Luft entzuendet. So kommt es, dass in einer klaren Vollmondnacht Flammen an der Wasseroberflaeche tanzen. Wir sind alleine und lauschen dem Brodeln der Flammen und den Geraueschen des naechtlichen Dschungels. Antonia kommentiert andaechtig: „heisssss“.
Am naechsten Morgen geht es tiefer in die Berge hinein. Nach Paolai, ebenfalls eine Gegend mit viel Thermalwasser. Das Zielhotel ist Teil der Route der Muenchner Hochzeitgesellschaft in ein paar Tagen. Da wir zu diesem Zeitpunkt bereits wieder nach Hause zurueckfliegen, schauen wir uns das Hotel jetzt schon an. Leider haben wir hier nur eine Adresse in chinesischen Schriftzeichen und auch die Webseite ist komplett in chinesischen Schriftzeichen gehalten.
So gibt es auch hier nur die grobe Google-Maps Peilung. Sprich: Man gebe die Adresse in die Google Maps ein und versucht dann per Kartenvergleich die angezeigte Ortung per visuellem Abgleich in die Karte des Navigationssystems einzuzeichnen. Fuer uns bedeutet dass an einem signifikanten Flussknick rechts weg vom South Cross Highway und hoch in die Berge.
15km vor Paolai wird die Strasse zunehmend abenteuerlicher. Nicht, dass sie wie in der Tarokoschlucht abschuessig in den Granit gehauen ist, nein: hier sieht es aus, als waeren die gesamten Berge in Bewegung geraten – und/oder sind noch in Bewegung.
Ueberall grinst uns das braun von abgerutschten Berghaengen an. Oben drauf steht noch ein wenig gruen, dann kommt die Abrisskante, aus der manchmal noch ein paar Wurzeln oder Strommasten ragen. Reihum sind Berghaenge abgerutscht, die Strassen schwer unterspuelt. Was mal zweispurig war ist jetzt oft einspurig – mit poroesem Teer als Belag. Ganze Bruecken sind weggerissen. Wir fahren durch gigantische, mit Geroll angefuellte Flussbette in denen ab und an noch Haeuserdaecher liegen. Andere Bruecken sind durch provisorisch aneinander gereihte Metallplatten wieder (einspurig) befahrbar. Wow.
Welche Naturgewalten das angerichtet haben, kann man sich nur schwer vorstellen.
Vielerorts sieht man den urspruenglichen Verlauf der Strasse an umgeknickten Strommasten. Hier wurden einfach neue aufgestellt, ohne dass die Alten eingesammelt wurden. Oft sieht man noch die alte, unterbrochene Linienmarkierung der Mittelspur. Nur das das jetzt die Seitenmarkierung, sprich: das seitliche Ende der Strasse ist. Direkt daneben grinst uns wiederrum der braune Hang an, auf dem noch keinerlei Vegetation zu sehen ist.
Absolut gruselig zu fahren: man denkt, dass sich der Berg in jedem Moment ueberlegen koennte sich den Rest der Strasse einzuverleiben, mit einem geologischen Ruelpser - als Nachtisch sozusagen.
Wir fahren durch einen weiteres Provisorium (haeufig hat man das Gefuehl, das jediglich ein wenig Schutt abgeraeumt wurde, um ueber den verbleibenden Schutt einfach neu drueber zu betonieren… der naechste Taifun kommt bestimmt…), biegen um eine Kurve und sehen inmitten von einem Truemmerhang einen intakten Tempel. Verschont, oder neu aufgebaut, wie auch immer: er hebt sich in leuchtenden Farben von dem umgebenen Braun der Erde sowie dem grau der verbogenen Stahltraeger der ehemaligen Streckenbefestigung ab. Ein irres Bild.
Das Navigationssystem laesst uns durch Paolai fahren. Mitten in der Pampa will uns das Ding dann durch das Flussbett fahren lassen. Wo vielleicht mal ne Strasse war ist hier nur Geroell. No Way. Zurueck nach Paolai und im 7Eleven fragen. Man weisst uns den Weg direkt ueber die Strasse einen kleinen Weg ueber eine noch abenteuerlichere Piste den Berghang hoch. Wir praegen uns die Schriftzeichen der Adresse ein – und zeigen zusaetzlich jedem der uns ueber den Weg laueft, die Adresse (寶來溫泉 山水竹林溫泉渡假VILLA 高雄縣六龜鄉寶來村竹林7號 TEL:07-688-2145)
Ueber ein Plakat mit der gleichen Telefonnummer biegen wir schliesslich in eine relativ unscheinbare Hofeinfahrt ein. Der Taiwanese, der uns entgegentritt und Son aus Amerika erstaunlich aehnlich sieht, nickt und versichert uns: wir sind angekommen.
Von wegen grosses Resort. Hier vermittelt die Webpage http://www.zhulin.idv.tw/room.php eindeutig ein anderes Bild. Das hier hat eher den schnukeligen alternativen Charakter einer thailaendischen Huettensiedlung an einem steilen Berghang. Auch hier hat der Berg Tribut gezollt und mindestens zwei der Huetten mit sich hinabgerissen. Die Truemmer kann man von oben noch gut sehen. Mannmannmann. Aufgrund der Sprachbarriere kriegen wir nicht raus, wann das war. Aufgrund der fehlenden Vegetation und dem Zustand der instandgesetzten Strassen schaetzte ich, dass dass ungefahr ein halbes Jahr her ist.
Wir schauen uns unsere Huette an. Traumhaft gelegen, atemberaubender View ueber das Tal, auf dem Balkon zwei Holzwannen, innen drin kann man das Tal von dem riesigen Bett ebenfalls toll ueberblicken. Wie in Thailand zieht man auch hier vor dem Eintreten die Schuhe aus. Zum ersten Mal wird diese asiatische Sitte in Taiwan von uns gefordert. Zum ersten Mal in Taiwan schau ich mir auch die Unterkonstruktion der Huette genau an. Wir stehen auf Stahltraegern, die in ein Fundament von Beton in den Berg hineingegossen sind.
Antonia macht derweil ersten Kontakt mit der Hauskatze, die unter dem Balkon herumschleicht und laut mautzt. Das hat den Effekt das wir recht schnell unsere Tochter auf dem Arm haben, die genauso laut mautzt – und partout nicht vom Arm will. Zu suess.
Wir sind die einzigen Gaeste und versuchen - wie inzwischen fast jeden Tag – mit Haenden und Fuessen die Modalitaeten abzuchecken. Wie wird gezahlt? Wann gegessen? Wann ausgecheckt? Gibt’s Internet?
Das Abendessen bietet eine Ueberraschung. „Son“ hat in Argentinien gelebt und bietet uns zusammen mit seinen zwei Taiwanesinnen ein argentinisches Essen: von den typischen Teigtaschen als Starter bis hin zu zwei saftigen argentinischen Steaks und Vino Tinto ist alles dabei. Angenehme Abwechslung fuer unsere Maegen das eigentlich Chao Fan erwartet.
Nach dem Essen lassen wir uns auf dem Balkon unserer Huette die Wannen einlaufen und schauen ins Tal in dem nur wenige Lichter zu uns hinaufleuchten. Schonener 28. Maerz. Waehrend wir in das Tal schauen gehen unsere Genesungswuensche nach Grunbach.
Der naechste Tag bringt uns nach Tainan. Der aeltesten Stadt Taiwans. Fuer uns aber nicht offensichtlich die Aelteste. Fuer uns vor allem eins: Laut und hektisch. Ausserhalb vom Auto zischen hunderte von Scootern an uns vorbei. Links, rechts, aus jeder Richtung. Aus jeder Seitenstrasse und im Kreisverkehr (8 Strassen treffen hier aufeinander, inkl. mehrerer Ampeln innerhalb des Kreisverkehrs!) kommt man nur mit zweijaehriger franzoesischen Erfahrung auf Anhieb zurecht. Innerhalb vom Auto krakehlt die Tochter, die nach 120min Autofahrt kein Bock mehr auf Autositz hat.
Endlich ist das Hotel ausgemacht, wir eingecheckt, und auf geht’s zum Tempelsightseeing. Schliesslich soll es hier laut Reisefuehrer vergleichbares zur verbotenen Stadt in Peking zu sehen geben.
Naja, keine Peking ja nicht, dafuer aber den Koenigspalast in Bangkok, und der ist fuer mich, Marc „K“aufmann, deutlich beeindruckender als das wofuer ich hier Eintritt zahle...
Ich unternehme den schwachsinnigen Versuch in einem Schuhgeschaeft mir mein heissgliebtes altes Modell der Superstar 2 Serie zu kaufen, die gibt es hier naemlich noch - nur gehen hier die Groessen bis max. 9. Ich brauche 12. War einen Versuch wert.
Wir kaufen uns unser Essen zusammen. Beim 7 Eleven gibt es die Getraenke und – nachdem wir gesehen haben, wie es laeuft – einen Hotdog. Zwar drehen sich hier die Wuerstchen auf einem Gestaenge, nur haben wir weit und breit keine Semmeln gesehen, in die man die Wuerstchen stecken koennte. Bis es jemand vormacht und neben das Regal in einen Stapel Pappkartons greift, in denen sich – täterätätätää – die Semmeln (jede einzeln eingeschweisst) befinden…
Ausserdem nehm ich noch ein in gruenes Papier eingewickeltes Reisstaeschen mit. Das Papier entpuppt sich nachher als Alge, das Reisstaeschen selbst als eine Art Sushi-Sandwich. Lecker!
Beim Winkelgaesschenselfservicebaecker (winziges Backwarenverkaufstaendchen zum selber rausnehmen wie schon in Taipeh) gibt es Gebaeck und ein paar Fressstaendchen weiter gibt es via Martin’s Reiseempfehlung den von Toni und Sanco's inzwischen heissgeliebten Chao Fan. Ich trau mich wieder ein paar Laeden weiter an eine taiwanesische Dampfnudel ran. Hier findet sich jemand der uns die Fuellung auf englisch erklaert. Wir nehmen einen taiwanesischen Germknoedel mit Pilzfuellung, einen anderen mit Bohnenfuellung mit.
Und so werden wir heute mit diesem Patchworkabendessen auch satt.

Freitag, März 26, 2010

In 4 Stunden 130km an den Sun Moon Lake

[Sun Moon Lake, Freitag 26. Maerz 2010]

130 km in 4 Stunden. Das heisst, wir legen die heutige Strecke mit durchschnittlich 30 km/h zurueck. Und das hat mehrere Gruende. Auf der einen Seite die wirklich schweisstreibende Passtrasse durch die Taroko Schlucht 3400m hinauf auf den Hehuanshan.

Wie gestern schon, ist auch hier eine winzige, enge Strasse in und durch den Marmor- und Granitfels gehauen. Im Gegensatz zu gestern ist die Strasse hier oft nur gerade mal ein Fahrzeug breit. Jede Menge Kurven. Kaum Geraden. Viele Überhaenge und viele, unbeleuchtete, genauso enge Tunnel - auch hier gerne mal mit Kurve drin.

Wir ueberholen ein Strassenkehrfahrzeug, dass hier nicht den Staub sondern faustgrosse Steine von der Strasse fegt. Ab und an sieht man Dinger auf der Strasse, die man eher mit einem Bulldozer wegfegen muss. Und direkt neben der Leitplanke geht es senkrecht runter. Gottseidank mit wenig Gegenverkehr.

Wir schrauben uns durch die Wolken nach oben. Das ist der andere Grund fuer die Hochgeschwindigkeitsfahrt: In den Wolken selbst ist die Suppe perfekt. Hier ist die enge Strasse z.T. nur wenige Meter ueberhaupt zu sehen. Aus dem Nebel taucht aus dem voelligen Weiss gespenstisch Kurve um Kurve, bzw. Granitwand an Granitwand auf. Und die Sicht nimmt weiter ab, so dass ich zum Schluss beinahe in Schrittgeschwindigkeit zuckele. Es ist einfach nichts zu sehen und den schnellen Weg nach unten zu nehmen, hab ich keine Lust.

Holy Cow. So ein Ding bin ich in dieser Laenge (70km) noch nie gefahren.

Die Taiwanesen nehmen es sportlich. Zumindest die paar Wagen die mit mir auf der Strecke sind. In gleicher Richtung roehren kleine aufgemotzte Mittelklasse Sportwagen mit uebertriebendem Spoiler an mir vorbei. Entgegen kommend schneidet der ein oder andere mir dreist den Weg. Entweder ist der graue Toyota trotz Abblendlicht und Nebelscheinwerfern so schlecht in der Suppe auszumachen oder man faehrt hier einfach so…

Verrueckt.

Schliesslich stossen wir durch die Wolkendecke und der Spuk ist vorbei. Weiter nach oben. Der Toyota kommt ausser Puste, die Automatik fuehlt sich haeufig nur noch im ersten Gang wohl. Jetzt geht es durch blendenden Sonnenschein weiter dem Gipfel entgegen. Nach der Suppe eine Wohltat. Und auch die Aussicht rechts, bzw. nach der naechsten Spitzkehre links runter ist phaenomenal. Ein Meer aus Wolken. Laengst haben wir die Baumgrenze erreicht und dann sind wir auch oben.

Glaeschen Stop fuer Antonia dann geht es an den Abstieg. Auch hier quaele ich die Automatik um via Motorbremse die Bremsen des MIetwagens nicht heisslaufen zu lassen. Die winzigen Notauslaufflaechen (5m Schotterweg steil nach oben, dann ein Stapel alter Reifen…) kann ich so getrost rechts liegen lassen.

Langsam kommen wir ins Gruen zurueck und endlich kommen wir auch am Sun Moon Lake an. Grau, verregnet, kalt ists hier. Der See selbst ist unspektakulaer und touristisch voll erschlossen. Pinkfarbene kleine Faehren legen im kurzen Takt am Pier an und entlassen Massen an Touristen, die sich die kleine Hauptstrasse mit ihren unzaehligen Strassenstaenden hochfressen. Was es hier an den Staenden zu Essen gibt, ist wirklich sehenswert, beschreib ich hier aber nicht weiter. Wir trauen uns an einen, in einem Fass mit heissem Oel frittierten Teigklotz - eine Art Fruehlingsrolle - ran. Schmeckt einwandfrei!

Den Rest des Nachmittages bleiben wir in unserem heutigem, ziemlich schnuckeligen zweistoeckigem Hotel ganz aus Holz und versuchen die weitere Route in den Sueden abzustecken.

Donnerstag, März 25, 2010

Taroko Gorge

[Taroko Gorge, 25. Maerz, 2010]
Diese Zeilen kommen aus der Taroko Gorge, laut Reisefuehrer Taiwans #1 Top Tourist Destination. Der Grand Canyon Taiwans sozusagen, in der durch staendige vulkanische Aktivitaet/Hebung zusammen mit bestaendiger Erosion und einem schnell fliessenden Fluss ein wirklich sehenswertes Stueck Land entstanden ist.
Zunaechst sind wir aber mit dem Auto die Ostkueste runtergefahren. Erst ueber malerische Reisfelder, in denen sich Tempel an Tempel reiht. (Sanco laesst mich nach 6 fotografierten Tempeln am 7ten dann vorbeifahren, was das Reisetempo deutlich beschleunigt). Dann 130 km den Coastal Express Way Richtung Sueden. Von wegen Express Way. Hier schraubt sich in unzaehligen Kurven eine kleine Strasse die Berge hoch und runter direkt an der steil abfallenden Felskueste lang. Kurve an Kurve hoch und Kurve an Kurve wieder runter. Schoen anzusehen zwar aber hinter einem schweren LKW-Gespann mit heissgelaufenen und dadurch auesserst aromatischen Bremsen ist von Express wirklich keine Spur. Ausserdem sitz ich in unserem Toyota Vios eher drin wie auf einem Trecker. Das Lenkrad mangels Platz direkt zwischen den Knien. Hinter mir die 18 Monate alte Tochter im Kindersitz, die ihre Oberschenkelmuskulatur trainiert und mir damit durch meinen Sitz den Ruecken massiert.
Die Taroko Gorge macht den Hinweg aber dreifach bezahlt. Waren der Expressway schon interessant was Strecken und Kurvenfuehrung angeht, ist das winzige in und durch den Stein gehauene Stueckchen Weg durch die Schlucht hier einfach abenteuerlich. Immer wieder geht’s durch unbeleuchtete Tunnel, unter Felsueberhaengen durch, wo ich mich Frage wie das die Doppeldeckerbusse machen. Mal schnell einspurig, dann ne Spitzkehre. Und 100m direkt unter uns roehrt der Liwu River in seinen Stromschnellen. Woooah!
Wir quartieren uns die erste Nacht in eine Holzhuettensiedlung oberhalb von Bulowang ein. Malerisch auf einem Plateu mit bester Sicht in die Schlucht und auf die umgebenden Berghaenge sitzen wir auf der Veranda unseres Blockhauses und ziehen den View mit jedem Atemzug ein.
Auf dem Vorplatz vor der Hauptgebaeude kommt es zu der schon bekannten Heidi Show als ein Tourbus seine Insassen entlaesst die die Siedlung besichtigen wollen.
Die Situation beginnt total nett – ein Taiwanesisches Maedchen ist scharf auf Tonis LIebLIngspuppe, aber Toni will nur Haendchenhalten. Den dadurch erzeugten entsprechenden Menschenauflauf sind wir inzwischen gewoehnt, dennoch wird’s auf einmal unangenehm: Aus dem ganzen knippsenden Volk springt aus dem Nichts auf einmal eine Frau und reisst sich die Toni auf den Arm. So schnell kann ich garnicht schauen. Total verdattert schau ich zu wie sich Antonia selber hilft: Mit einem extrem schrillen Kreischer direkt unmittelbar in die Ohrmuschel der dreisten Tante verdirbt Toni der Dame die Lust auf jedes Foto. Bereitwillig reicht sie mir mein Kind zurueck - und auf meinem Arm wird der Mindestabsstand jetzt eingehalten. Wir drei haben dennoch die Lust verloren und gehen an unsere Huette zurueck.
So rustikal und einfach die Huetten aussehen, bieten sie dennoch allen Komfort: WLAN, Klimaanlage, auf einem Plateau angelegte Matrazen, kleine Teekueche, Kuehlschrank sowie einen fuer die Huette wirklich vulgaer grossen LCD Fernseher.Auch eine handtellergrosse Spinne gehoert anfangs noch zum Inventar. Sanco macht einen Satz zurueck. Toni und ich schauen interessiert.
Abends gibt es traditionelles Essen des ansaessigen Eingebohrenenstammes. Schmeckt gut, Reis aus dem Bambusrohr, die obligatorische Suppe, ein scharfes Pilz und Fischgericht, frittierter Fisch, Hammel, Papayasalat und frittierte Nudeln. Toni schmeckst auch gut, nur Sanco schaut nicht gluecklich.
Am naechsten Tag fahren wir weiter in die Schlucht hinein. Durchwandern den „Tunnel of 9 Turns Trail“. Mit dem Helm den wir verpflichtend aber umsonst ausleihen und aufsetzen muessen seh ich ein wenig aus wie Conehead. Antonia wie Calimero. Der Trail ist Teil des ehemaligen Cross Island Highwaya und daher betoniert. Hier wirkt Familie Kaufmann (Tochter in der Kraxe von Ingola, Marc in Bergschuhen, Sanco in Touringhosen) ein wenig overequipped, v.a. wenn man die aus dem Tourbus aussteigenden Taiwanesen sieht mit ihren Flipflops und Sonnenregenschirmen. Das tut der Schoenheit der Schlucht allerdings keinen Abbruch. Auf dem Teer sieht man allerdings diverse Einschlaege von richtigen Abbruechen. Da nutzt auch kein Helm mehr…
Mittags sind wir Grand Farmosa Hotel. In der Tat und ohne Zweifel ein Luxushotel. Aufgrund der beginnenden Saison allerdings leer und fuer uns zu einem Sparpreis zu haben. So geniessen wir den Rest des Tages die Annehmlichkeiten des Hotels. Ich trainiere im obersten Stock in einem Glasquarre mit 360Grad Rundumblick auf die Schlucht, die Berge, den tosenden Fluss und hoch oben auf einem Plateau: ein Schrein mit einem irritierenden Zeichen. Den Schrein ist markiert mit einem bewusst plaziertem, riesigem gespiegeltem Hakenkreuz.
WTF?
Mach mich schlau und erfahre das das eine Swastika ist, ein wichtiges buddhistisches Symbol und Gluecksbringer, von den Nazis zweckentfremdet.
Die Swastika ist auch aus den heissen Pools auf dem Dach gut zu sehen. Was sich fuer unsere Augen einfach nicht mit der ganzen anderen malerischen Szenerie in zusammenbringen laesst. Schon komisch. Hier in Asien wohl so normal wie das Kreuz in der Kirche ist und bleibt es fuer mich ein verbranntes, furchtbares Zeichen…
Zum Essengehen muss ich feststellen, das meine Tochter nun in Phase Zwei der Fortbewegung eingetreten ist: Rennen. Rennenrennenrennen. Selbst in ihren Havajannas. Wuerd ich in meinen so schnell flitzen wie sie wuerd ich mich langmachen.
Leider ist Madame auch im Restaurant dabei ihre motorischen Faehigkeiten weiter zu perfektionieren. Und so geht es Treppe hoch, Treppe runter, Treppe hoch, quer durchs Restaurant, Treppe runter. Grrrrrr.
Am naechsten Morgen geht es mit der Kleinen in der Kraxe den Lyushui Trail, da der eigentlich angedachte Trail wegen Steinschlag gesperrt ist. Und auch auf dem Lyushui Trail tuermen sich ueber uns fragmentierte Marmorfelsen auf, durch die bedrohliche Risse gehen. Ein Erdbeben jetzt, und die ganze Chose kommt runter. Mit der pennenden Toni, die auf halb acht in der Kraxe haengt, muss ich auf dem schmalen aber gut gesicherten in den Stein gehauenen Pfad aufpassen, dass ich sie mit ihrer rosa Haarspange nicht an der Felskante langziehe…
Es bieten sich phaenomenale Blicke auf die Schlucht und den geschwungenen Liwu River, der sich a la Colorado River Bend durch das Gestein unter uns zwaengt.
Es geht ueber ne kleine Haengebruecke und durch einen pechschwarzen gerade mal mannhohen und -breiten Tunnel. Wir laufen in das pechschwarze Nichts, gegen das nichtmal das Headlight was Ausrichten kann. Mach den naechsten Schritt, und einen weiteren. Und noch einen. Schliesslich umgibt uns das Schwarz. Boah. Gruselig. Nochmal nen Schritt ins Ungewisse und ein weiterer. Endlich gewoehnen sich die Augen ein wenig an die Dunkelheit und das Headlight kann zumindest die unmittelbar neben uns verlaufende Wand und Decke anleuchten. Es geht um eine Kurve und dann ist nach 30m der Spuk vorbei. Am Ende des Tunnels ist Licht.
Das letzte Licht im Zimmer mach ich jetzt aus, denn morgen geht es frueh los um den anstehenden Wochenendrush zu entgehen. Mir grausts wenn ich an die Doppeldeckerbusse aus beiden Richtungen auf dem engen Bergstraesschen denke…
Next Stop fuer uns: Sun Moon Lake.

Dienstag, März 23, 2010

Von heissen Quellen, hoehen Türmen und netten Unterschieden

[Irgendwo in Ilan County, 22. Maerz 2010]

Eins vorneweg: Torpedo hat mich keiner getroffen, obwohl wir das Vulkanwasser gut bebadet haben.

Jeder hat hier so seinen eigenen Weg mit dem Jetlag fertig zu werden. Meine Frauen wählen den Weg des intensiven Schlafens, solange bis der Koerper einfach keinen Bock mehr hat zu schlafen.
Ich beginne den ersten Tag mit Training im hoteleignen Gym. Die Geraete sind mir zwar alle zu klein, aber es gibt Freihanteln und ein Laufband mit englischer Menufuehrung und HBO auf dem Display.

So kommts, das Robert Redford zur letzten Festung blaest und ich mir – angestachelt vom Film – mehrere Kilometer zu viel genehmige und mir damit astreine Blasen lauf.
Ich Rindvieh. Wollen wir doch morgen Taipeh erkunden.

Mal schauen was die Hotsprings direkt innerhalb des Hotelkomplexes an heilender Wirkung auf meine Fuesse anzubieten haben. Die verpflichtend zu tragenden Pantoffeln sind schonmal eher kontraproduktiv, da mind. 4 Nummern zu klein. Die Haarhaube aus Plastik sorgt fuer subtropischen Klima am Haaransatz und der natuerlich viel zu kleine Bademantel fuer weitere Befremdlichkeit – sieht er an mir doch eher aus wie ein sexy Homo Neglige.

Das Quellwasser ist vor allem heiss. Und angenehm. Wir blicken in 40Grad warmen Wasser die Berge von Beitou runter in den Dunst von Taipeh und schauen dem heissen Dampf zu wie er nach oben steigt. Toni ist mit ihrer Giesskanne auf Mission und versucht einen Hektoliter grosses Basin in ein anderes umzugiessen. Energie hat die Kleine…

Abends erste Gehversuche mit typisch chinesischem Essen. Die schiere Anzahl der Teller und auch der Service ist ein wenig befremdlich. Auf welchem Teller ess ich jetzt? Welchen nimmt er mir jetzt weg? Was mach ich falsch, dass mir der Kellner das Besteck auf die Tischdecke knallt (Ich ess doch schon mit Staebchen…). Warum bringt er mir ein neues Bier und nimmt das alte nicht weg? Das Essen selbst ist nicht schlecht, obwohl der nur als Beilage bestellte Fried Rice am besten gefallen findet. Nicht nur bei Toni.

Am naechsten Morgen geht es mit der MRT in die Innenstadt. Die MRT funktioniert weit besser als die Muenchner U-Bahn. Besser getaktet, neuere Zuege, Hinweisschilder und Leitlinien auf dem Boden sorgen fuer einfaches Umsteigen.
Die Leute sind viel disziplinierter und halten sich strikt an die auf dem Boden gezeichneten Geh-und Stehflaechen. So gibt es auf jeder Plattform eigens bemalte Wartelinien auf denen sich die wartenden Leute aufreihen. Die ebenfalls markierten Haltestellen der Türen bleiben so frei.
Irre ist, dass das tatsaechlich funktioniert. Die Bahn stoppt exakt da, wo sie soll, die Leute stroemen raus ohne behindert zu werden, und die aufgereihten Wartenden stroemen rein. Tuer zu. Schotten dicht. Und weiter. Damit niemand in den Tueren der Bahn eingeklemmt und vielleicht mitgeschleift wird, sind manche Bahnsteigen mit eigenen Aussparungen und automatischen Tueren die mit den Tueren der Bahn korrespondieren, eingefasst. Bevor sich die Tueren der U-Bahn oeffnen und schliessen wird mit diesen Tueren vorgeschlossen und geoeffnet.

Ich bin beeindruckt. Muss bei den Massen wohl auch so organisiert sein. Obwohl wir an einem Sonntag fahren, sind die Bahnsteige ganz schoen voll. Unbeeindruckt bin ich von den Haltegriffen in der Bahn – die sind naemlich bei mir auf Brusthoehe montiert. D.h. ich komm hier sogar wenn ich sitze ran. Wenn ich aufstehe, schlackern mir die Griffe an den Schultern rum…

Ankunft Taipeh 101, das bis vor kurzem hoechsten Gebauede der Welt.

Ein Wahnsinnsbau aus gruenem Glas und Stahl. Einem Bambusrohr nachempfunden und das nicht ohne Grund. Muss das Ding doch 4 Taifune pro Saison aushalten und steht in einer der erdbebenaktivsten Regionen der Erde. Im 88 Stock daher eine massive Stahlkugel die bei Bedarf hydraulisch gesteuert die Schwingungen austariert. Wow.

Im Basement reiht sich ein – absolut austauschbares – Edelarrangement aus Markenshops auf fuenf Etagen aneinander. Auf den Luxus schaut durch die Glaskuppel das phaenomenale Gruen des Turms herab.

Rauf geht’s mit dem nach wie vor schnellsten Fahrstuhl der Welt. Mit 1000m pro Sekunde ist man in 37 Sekunden oben. In den Ohren ploppt es wie die Prosecco Korken der Münchner Schickeria.

Oben angekommen bietet sich ein Bild in weiss. Man sieht das man nichts sieht.

Hat man uns unten an der Kasse schon gesagt – und sich gleich fuers schlechte Wetter mitentschuldigt. Es liegt ein Sandsturm aus China ueber der Stadt.

Nun gut. Sieht man draussen vor lauter Diesigkeit nichts, sieht man drinnen mehr. Zum Beispiel die heimische Mode. Total in ist hier z.B. ein winziger Rock der am Oberschenkel endet in Kombination mit langen, schwarzen Struempfen die ueber dem Knie enden und gerne mit hohen Stiefeln getragen werden. Diese Schulmaedchenfantasie scheint zeitlos zu gelten da sie auch von aelteren Frauen getragen wird. Da reicht der Rock dann allerdings kurz vors Knie. Wuuu.

Da konzentriere ich mich lieber auf Toni, die – das kennen wir ja schon aus Brasilien – den Part Sehenswuerdigkeit gelassen verpennt.

Auf der Plattform draussen und an den hohen Zaeunen gelehnt erinner ich mich an was ich im Netz gelesen habe: 2007 ist hier ein Oesterreicher als erstes illegal mit einem Falschschirm runtergesprungen. Jetzt verstehe ich auch, warum ich mit dem grossen roten Rucksack von Jessy und Silvia auf dem Ruecken hier mit Argusaugen beobachtet und zweimal kontrolliert werde.

Keine Angst. Kein Fallschirm im Rucksack. Nur Windeln und Glaeschen fuer die Toni. Und runter geht es damit sowieso auf dem normalen Weg – was nicht unbedingt fuer die ein oder andere Windel von der Toni gilt...

Unten machen wir einen Abstecher zum Sun Yat Sen Memorial Center, das in Laufweite steht. Ein Riesengebaeude, aehnlich einem grossen Tempel gebaut, sieht man hier interessante Kontraste unmittelbar nebeneinander.

Innendrin sitzt eine monumentale Statue in Regentposition des Staaatsgruenders der Republik China. Davor zwei scheinbar in Stein gegossene Wachen die sich nichtmal fuer eine hingeworfene Muenze bewegen. Nur zur Wachabloesung fuehren sie eine Choreographie mit ihren Knarren auf, das schon mehr mit dem Schwingen eines Spielmannszugs-Stocks zu tun hat als mit einem repraesentativen Wachwechsel. Detlef „D“ Soost waer bestimmt schwer inspiriert.

Das Ganze ist begleitet von einem Blitzlichtgewitter vom Stile eines Robbie Williams Auftritt. Nur gekreischt wird nicht.

Direkt vor dem Haupteingang uebt draussen eine Gruppe in gelben Warnwesten Tai Chi – unmittelbar dahinter Breakdancer ihre Pirouetten. Wenn „D“ drinnen inspiriert ist, ist er hier draussen begeistert.

Ich bin fasziniert von diesem Kontrast und Toni von dem Beat, der an dieser Gedenkstaette von den Boomboxes der mehreren Dutzend(!) Breakdancern kommt, zeigt sie doch selbst ein paar von ihren Moves...

Auf dem weiten Vorplatz vor der Halle zeigt sich deutlich dass wir hier die Exoten – und Toni eindeutig der Koenig unter der Exoten - sind. Antonia Heidi Kaufmann macht ihrem zweiten Vornamen alle Ehre und wird zum Fotomodell. Selbst springt sie eigentlich nur zwischen den Fuessen der Leute rum, auf der Suche nach ihrem Ball. Die Leute aber bleiben stehen. Zuecken die Kameras und schiessen die Toni ab. Wuerden wir fuer jedes Bild einen Euro bekommen, waer der Rueckflug bald bezahlt. Krass. Antonia HEIDI ist es wurscht. „Ball“ ist das einzige, was sie dazu sagt.

Wir schauen uns als naechstes rundum Taipeh Main Station um. Elend lange Gaenge voll mit allerhand winzigen Laeden, dazwischen eine fast 1.90m grosse Untergrundmusikantin, mobile Nackenmasseure in orangenen Warnwesten, Bluetenverkaeufer im Rollstuhl – und wir. Ich kann ueber alle Koepfe ewig weit in die Gaenge reinschauen. Weit und breit kein Fressstand bis wir irgendwie in den Food Court im zweiten Stock finden. Hier gibt’s – wirklich interessant anzuschauen – das gesamte angebotene Menu in Bilderform an der Kasse ausgeschildert. Das Auge ist ja mit – und so landen wir beim Baecker.
Kaufen Rosinenbroetchen und gerollte Sandwiches statt Haehnchenfuss und Tintenfisch mit Spiegelei.

Abends dippen wir die Fuesse in unserem Hotspa und planen die naechste Station der Reise. Das Personal ist total nett und hilfsbereit. Schreibt mir wildes Zeug in chinesischen Lettern auf. Telefoniert mit dem als naechsten geplanten Hotel an der Ostkueste. Im Hintergrund rattert der alte Matrixdrucker mir taiwanesische Karten mit chinesischen Zeichen raus. Sieht so aus als wird man hier mehr gefahren (per Bus oder Bahn) – selber reisen wir wie es tun scheint weniger ueblich.

Ich bedanke mich und druecke die Daumen, dass der gestern gebuchte Mietwagen auch wirklich wie versprochen ein englisches Navigationssystem hat.

Am naechsten Morgen stehen die Zeichen auf weiterreisen: Aufstehen, packen, fruehstuecken und los geht’s. Der Mietwagen hat ein englisches Navigationssystem - nur tut sich eben dieses schwer mit den englischen Namen der Strassen. Laut Reisefuehrer ist die englische Bezeichnung der Strassen und Plaetze keineswegs durchgehend, geschweige denn binden. Dass merk ich gleich bei der Eingabe des ersten Ziels: das National Palace Museum in der Zhiashian Road 211, Section 2.

Haus und Herberge der Schaetze aus der verbotenen Stadt, hier gibt es bis zu 8000(!) Jahre alter Relikte aus der chinesischen Kultur.

Das aber ist dem Navi scheissegal. Erkennt es doch auf Teufel komm raus keine der Strassen Zhiasan, chiashian, zhiasan, o.ä. bis wir schliesslich Aufbrechen Richtung Zhiashian STREET weil nichts anderes bekannt – und prompt in einem Industriehof ankommen.

Uuups.

Immerhin scheint Zhiashian irgendwie eine Art Stadtviertel zu sein, denn ab hier ist das Navigationssystem 0.9 (per Hand und Fuss kommunizieren, sowie auf Schriftzeichen tippen) im Einsatz und das garnicht so ineffektiv. Nach einem erstaunlich kurzem, ungewollten Abstechern zur Universitaet stehen wir schliesslich vor dem Ort, der Laut Canna eines der Must Sees in Taipeh ist.

Wow. Also auf zum Geschichte Atmen. Rein in das Riesending.
Wow. In dem Riesending sind ne Menge Leute.

Und ne Menge Vasen.

Hmm.

Das „K“ in Kaufmann muss wohl wirklich fuer Kulturbanause stehen. Fang ich doch schon mit dem Geschirr im Untergeschoss vom Ikea nichts an - und muss leider auch bei den unzaehligen, winzigen Vasen in einer Vielzahl von angeblich massgeblich unterschiedlichen Designs passen. Am Ende haben sie alle oben ein Loch, in der Mitte einen geschwungenen Bauch und am Ende einen Boden.

Dazu kommt, dass es um mich rum wuselt wie in einem Ameisenstock. Vorneweg laeuft einer mit einer Fahne, danach kommen *Massen* hinterher, die nur so um uns rumspuelen.
Alle mit nem Kopfhoerer auf – und keineswegs ruecksichtnehmend.
Chinesen. Weiterweiterweiter der Fahne hinterher.

Toni wird’s noch vor mir zu viel – klar, ist die doch in ihrem Buggy unmittelbar drin anstatt nur dabei. Ich weiss nicht ob es an dem Gedraenge und/oder an den Leuten liegt, aber ich meine die Taiwanesen in der vollen U-Bahn gestern waren deutlich entspannter, haben mehr gelaechelt und waren hoeflicher…

Als ich meinen Audioguide zurueckgebe und mit dem Maedel am Empfang ueber den Andrang spreche entschuldigt sie sich prompt ueber die Masse an Chinesen… Suess.

Ich bin ich nicht boese und versuche nun unserem Navi die naechste Adresse beizubringen. Aus “No. 36, sec 4, Bin Hi Road, Tauchen, Yi Lan County” laut gestrigem Internetbesuch auf der offiziellen Internetseite des Hotels wird „Toucheng, Ilan County“. Der Rest uebernimmt Navigationssytem 0.9 plus Orientierungssinn 1.0 – liegt das Ding doch direkt an der Ostkueste.

Obwohl diese Adressunschaerfe wirklich schwierig ist muss man aber ganz klar sagen, dass wir ohne das Navi *total* aufgeschmissen waeren. Ist doch der fliessende Verkehr ziemlich hektisch (ueberall zischen die Scooter vorbei – Sao Paolo laesst gruessen), die Spurbegrenzung ist mehr Hinweis als wirklich Grenze und im Schilderwald der Leucht- und sonst. Reklame sind die winzigen englischen Uebersetzungen der Strassennamen extrem schwierig auszumachen…

Alternativ hatte ich eine Route mit dem in Taiwan bereits verfuegbaren Dienst Google Street View vorbereitet – das waer aber ziemlich sicher in die Hose gegangen…

Mit dem Navi schaffen wir es aber problemlos raus aus der Stadt, auf der 5 geht es durch den laengsten Tunnel Asiens. 17km. Anscheinend hat bei dem Bau jeder Kilometer der Baustelle durch diverse Unfaelle und Katastrophen mind. ein Menschenleben gefordert. Die Ingenieure waren wohl drauf und dran, das Projekt einzustellen.

Uns beschert der Tunnel auf jeden Fall einen easy Transit an die Ostkueste in unser heutiges Hotel. So wie es scheint sind wir die einzigen Gaeste, denn es schwirren beinahe staendig mehrere Leute des Personals um uns rum, und sei es nur, um sich mit Heidi, äh, Verzeihung, mit Toni fotografieren zu lassen.

Zum Abendessen wird uns dezent zum Seafood Menu geraten – alles andere waer aus. Wir probieren das acht Gaenge Menu fuer umgerechnet 15EUR – und sind begeistert. Toni haelt Contenaince bis zum 6. Gang was unmittelbar zum Erfolg des Menues beitraegt.

Wir wollen dezent aufs Zimmer verschwinden doch das Personal will fuer uns eine Laterne steigen lassen. So zieht uns das Personal an den heissen Quellen vorbei zum felsigen Strand, laesst uns unsere Wuensche („if it flies really high your wishes come true!“) auf die Laterne schreiben, bevor wir dem Ding Zunder geben.

Dann gehts aufs Zimmer, die Frauen ins Bett und ich ins (japanische?) Teezimmer, ein Separee, hoeher gebaut wo auf schwingenden Bastmatten ein niedriger Tisch steht. Das Ganze mit edlem Blick auf den Pazifik. Traumhaft schoen.

Wofuer das K steht, wisst ihr ja schon, denn bei bei mir gibt’s anstatt T(ee) TGMB - sprich: Taiwans Gold Medal Beer – zum Blogschreiben. Ich hoffe Euch gefaellts.

Beste Gruesse,
Marc