Donnerstag, Januar 19, 2012

[Sanur, 19. Januar]

Ich hab Liebeskummer - will zurück nach Gili T :-)


Sanur ist schön, ja, sehr schön aber eben auch anders.
Booking.com hat mich mit 60% reduction in eins dieser super duper Honeymoonhotels verfrachtet und da sitz ich nun mit Blick auf die Weddingplattform, wie sie da im absolut flachen Wasser des Ozeans dümpelt.

Zeit zu bloggen, zu lesen und Pläne für die Rückkehr zu schmieden ;-)

Ich lauf immer noch barfuss - meine Fußsohlen haben dank der Insel eine angenehme Konsistenz, die mich inzwischen meinen hundert Kilo würdig mit mehr Grazie über die abgebrochenen Korallenreste aus dem Wasser steigen lassen. ;-)

Endlich geht auch meine Surfwunde am Fuss zu. Die hatte sich auf Gili T trotz Jod und Antiseptikum aus meiner Rucksackapotheke bös entzündet, erschreckend dunkelrot umrandet und stetig vergrössert...

Sanur hat seinen Spitznamen "Schnarcher" aus meiner Sicht absolut verdient. Das Nachtleben ist total verschlafen - oder nicht vorhanden.
Der Nightmarket ist erstaunlich klein. Die Touristen kommen hier zum Foto machen her und nicht zum Essen. (Das Nasi Campur schmeckt allerdings so gut wie auf der Insel ;-))

Selbst der "Kunstmarkt-Trödel-Teil " des Nightmarkets ist leer - ich scheuche die ganze vor den Gassen versammelten älteren Frauen auf, als ich anstalten mache hineinzugehen. Ich bin der einzige Kunde - und kriege entsprechende "Best-Price", "Good-for-the-luck-of-my-family" Angebote. Ich kaufe für Toni ein Bintang Tanktop: die Uniform der Ozzie-Party Touristen. Ich verhandle schlecht, den mein Angebot (25.000 Rupia - 2€) wird sofort akzeptiert.
Bei der Kunst Mami eine Bude weiter werd ich besser, denn wir können uns auf keinen Preis einigen. Mal sehen ob ich das Bild heute abend mitnehme...

Der Speadboat Trip weg von der Insel war absolut easy. Die letzte Nacht ha
b ich durchgemacht und bin daher ohne Schlaf aufs Boot, das passenderweise vorm Sama-Sama ablegt. Ich bin der einzige Passagier bis wir auf Lombok ein amerikanisches Päarchen in den 50ern aufnehmen. Als die drei Mercury-Aussenboarder 5min. volle Fahrt machen, fällt der Dame auf, das sie ihren Foto im Taxi vergessen hat. Pure Panik.
Zu meinem Erstaunen dreht der Speadboat Captain um. Ein erheblicher Schaden an Sprit, denk ich. Ein absolut gutes Beispiel für die allgegenwärtige Gastfreundschaft der Balinesen.

Der Taxifahrer + zwei Leute aus ihrem Hotel stehen mit der Kamera bereits am Pier als wir zurückkommen - es hagelt amerikanische Dollars als Tip, so hoch, das es mir einen kompletten Tag (ohne Tauchgang) auf der Insel finanziert hätte.
Easy! Ich schau mir das Spektakel auf meinem Rucksack liegend an und verschlafe die volle restliche Fahrt zurück nach Amed.

Von Sanur aus geh ich an meinem letzten Abend dann nochmal mit Ani und ihren Freunden Essen, in eine lokale Seefoodkneipe direkt im Sand, ja fast schon in der Brandung von Jimbaran. Wie in Taiwan waehlst Du am Eingang im Schaufenster den Fisch, den Du essen willst - und den kriegst Du dann auch.
Es gibt Snapper, Krabben, Muscheln, Prawns, Gemuese, Reis, Kartoffeln - und Bintang :-)
Ein schoener Abend zum Abschluss.

Beim Auschecken am naechsten morgen kratz ich meine letzte Kohle zusammen, da die Kreditkarte schon wieder gesperrt ist; tja, und jetzt warte ich auf mein Taxi nach Jimbaran, dann Denpasar, dann Kuala Lumpur, dann Frankfurt, dann Muenchen, dann Zamdorf und dann Bett.
Bis dahin,
Marc

The Gili Experience

[Gili Trawangan, 17. Januar 2012]

Ooooh Mann, Ich hab Schmetterlinge im Bauch.
Ich hab mich verliebt.

In diese Insel.

Gili Trawangan.

Hier willst Du nicht mehr weg.

Was eigentlich nur drei Tage lang werden sollte, wird meinen ganzen restlicher Urlaub aufessen.

Ich werfe die zweitägige Wanderung auf den Mount Rinjani in Lombok, das Chillen auf Gili Meno oder Gili Air, das Kite-Surfen in Sanur und das Nachtleben in Semyak über Bord – und verbringe die restlichen Tage auf Gili T.

Es sind nicht so sehr die traumhaften, paradiesischen Strände mit ihrem türkisfarbenen Wasser, das Schnorcheln mit Meeresschildkröten direkt vor meinem Bungalow, das Surfen im Sunset am Shark Point, das Tauchen mit Riffhaien oder die langen und intensiven Parties nachts am Strand, die mich hierhalten; nein, es ist vor allem der Puls, der Takt, der Vibe der Insel, der mich gefangen nimmt.

Sicher, all oben Genanntes zählt mit, aber es ist vor allem dieser Puls, der die Menschen, die auf ihr leben vereinnahmt und einfach anders ticken lässt. Egal ob man nun für 3, 10 oder 365 Tage Gast ist.

Du lässt Dich einfach treiben, und schaust was der Tag so bringt.

Du stehst morgens auf, dann wenn Du aufwachst. Manchmal kriegst Du das Frühstück noch mit, manchmal ißt Du Dein Nasi Goreng, weil Du verschläfst, eben gleich am Strand.

Dann gehst Du tauchen, schnorcheln, surfen oder Du hängst einfach in den Kissen der in einer der vielen auf kleinen Stelzen gebauten Bars/Sit-Ins/Coffee Shops ab und schaust was noch so passiert. Wer von Deinen Buddies vorbeikommt, ein kleines Pläuschchen hält, sich mit dazusetzt oder weitergeht. Oder welcher Jemand neu dazukommt, wen Du heute neu kennenlernst, und welche Geschichten dieser Jemand erzählen wird.

Der Takt wird begleitet von den Gesängen des Muezzins, der die gläubigen Inselmoslems zum Gebet ruft. Vielleicht löst er ihn zum Teil auch mit aus, wer weiss.

Die Insel ist klein. Du läufst immer wieder in die gleichen Leute. Ein kleiner Chat, dann geht man weiter oder entschliesst sich was zusammen zu machen. Der Ein oder Andere trägt ein wissendes Grinsen der letzten Nacht auf seinem Gesicht, wenn er Dir begegnet..

Ich trag es die ganze Zeit :-).

Es gibt keine Scooter, keine Autos, keine Hunde, keine aufdringlichen Leute, keine Polizei.

Nachmittags nach dem Tauchen oder dem Tag in der Brandung schläfst Du vor für die folgende lange Nacht. Sunset. Du duscht in Deinem Open-Air Badezimmer an Deinem Bungalow und gehst auf dem Nachtmarkt für einen Euro zwanzig Essen. Sitzt mit den Locals, trinkst Bintang und triffst die ersten Leute. Dann schaut Du, wo heute am meisten los ist.

Die Parties rotieren von Nacht zu Nacht. Mal Live-Musik in der Sama-Sama Reggae Bar, mal Clubbing im Tir Na Nog oder Disco im Rudy's, welches unschlagbare Getränkepreise hat. Die Barbetreiber machen sich untereinander keine Konkurrenz. Jeder ist mal dran und kriegt sein Stück vom Kuchen ab.

Du triffst die Leute mit denen Du getaucht, gesurft, geschnorchelt oder in der Nacht zuvor gejossed hast und triffst neue Leute mit denen Du feierst und Dich für den nächsten Tag verabredest ohne eine Uhrzeit auszumachen. Man trifft sich schon irgendwann, irgendwo auf der Insel, so z.B.

Rod, einem Australier mit Dreads aus Darwin, der in Kanada lebt und einen fantastischen Wing abgibt. Chrissy, einem kalifornischem Surfergirl, die mehr in der Brandung als an Land ist und strahlt, besser: richtig leuchtet als sie zum ersten Mal Meeresschildkröten sieht; Andrea, die mit ordentlich Heimweh im Gepäck nach 6 Monaten Indonesien jetzt dann nach München zurückkehrt; Mick der auf Weltreise ist und gruselige Geschichten aus dem Knast in La Paz erzählt; Mareje und Bianca, wie festgenagelt auf ihren Barhockern im Irish; Tommo von den Kommodos; Nick(?), der einen der rahren Plätze in dem Freediving Kurs ergattert hat und den Freitauchgang an diesem Tag als die beste Erfahrung seines Lebens lobpreist; Lina und Aida aus Litauen; Sventzje, einem Houseproduzenten, der mit mir als Buddy taucht und einen Panikanfall kriegt; Babs, eine Tauchlehrerin teilt die besten Dive-Spots in und um die Gilis; Bianca, eine Yogalehrerin, versucht ergebnislos mir mitten im Reggaebeat des Sama-Sama eine Atemtechnik beizubringen; Josh und Gordon aus Kanada auf Mushrooms, Camel Toe Tattoed Josh mit einem tätowierten Schnurrbart auf der Innenseite seines Zeigefingers sowie einer Träne auf dem 2.ten Knöchel seines anderen Zeigefingers (reibt er sich mit dem Finger die Augen, sieht es aus als weint er); Cathrine, einer Unterwasserfotografin, die atemberaubende Bilder auf ihrem 19' Airbook mit sich rumschleppt, und und und...

Jeder der Leute ein Gesicht, viele Geschichten, so manche Weltanschauung, einen Haufen Eindrücke.

Viel Spass.

Eine gute Zeit.

Dienstag, Januar 10, 2012

Wracktauchen!

[Tulamben 10. Januar 2012]

Bevor ich Euch jetzt mit schauerlichen Tauchgeschichten vom Wrack der
US Liberty verwöhne, erst noch ein bißchen Werbung für meinen balinesischen Lieblingsfahrer Wayan. Der liebe Kerl, eigentlich ja nur für einen "Transport"von Ubud nach Tulamben gebucht, macht aus der Fahrt eine Sightseeingtour.

So komm ich weder an der Kherta Gosa, einem Königspalast längst vergangener Könige der Dewa Agung Dynastie, noch an dem Pura Goa Lawah, dem Fledermaustempel vorbei. Im Gegensatz zu der Elefantenhöhle vorgestern, gibt es in diesem Tempel tatsächlich Fledermäuse zu sehen.

An beiden Sehenwürdigkeiten schlag ich den Sarong-Verkäufern erneut ein Schnäppchen. Diesmal funktioniere ich das aus München aufgrund der kompakten Größe als Ersatzhandtuch mitgenommen Strandtuch-Souvenir aus Rio de Janeiro zum Sarong um. Das auf diesem Sarong der Corcovado sowie der Rest der Skyline der Copababana drauf ist, scheint niemanden zu stören. Schön bunt ist es ja.

Viel Zeit zum näheren Fledermaus-Watching ist nicht, der Himmel öffnet
- schon wieder - seine Pforten und so mach ich mich zurück zum Auto. Von Wayan keine Spur - der Gute hat sich seinerseits beim Einsatz des tropischen Regengusses mit zwei Regenschirmen aufgemacht, damit ich einigermassen trocken zurückkomme. Was für ein netter Kerl. Daher: Wenn Ihr mal in Bali einen Fahrer braucht. Wayan ist uneingeschränkt zu empfehlen! Sein relativ schlechtes Englisch macht er locker mit seinen Preisen, seiner Gastfreundlichkeit und mit sich selbst wett! (hier rechts die Visitenkarte)

Letzter Zwischenstopp ist der Wasserpalast Tirta Gangga, dann ist Tulamben erreicht.
Wow! Tulamben ist eine Strasse, an der sich Tauchschule an Tauchschule drängt, sowie ein paar Stichstrassen runter zum Meer. Das wars!

Zwischen den Tauchschulen findet man sogar noch das ein oder andere Gemüsefeld. Unglaublich.

Was wir zunä
chst nicht finden, ist mein Hotel, welches sich dann doch in einer diesen Stichstrassen direkt am Meer findet. Es giesst in Strömen. Das Hotel besteht aus 6 Bungalows und gefühlten 50 Angestellten, von denen ein Grossteil jetzt mit Schirmen aus der Rezeption eilt damit ich und mein Rucksack trocken in einen Bungalow direkt am Meer überwechseln können.

Dort angekommen, kann ich meine Kreditkarte entsperren. Das Tauchen ist gerettet. Ani bringt mich per SMS mit ihrem Bekannten zusammen, Sandy. Der ist Divemaster und hat in Tulamben eine kleine Tauchschule.
Ein Anruf später sitze ich in seinem kleinen, offenen Büro, trinke balinesischen Kaffee, rauche und fachsimple im Tauchjargon - so gut es nach 6 Jahren Pause eben geht ;-)

Sandy ist schwer - erinnert ein wenig an
Israel IZ Kamakawiwo'ole (ihr wisst schon: "somewhere over the rainbow"...) - und auch schwer in Ordnung. Macht einen guten Eindruck und mir einen Ani & Wieda Freundschaftspreis: die Hälfte des Üblichen :-)

Sandy erzählt, dass beide Mädels mit ihm - obwohl keinerlei Paddy oder CMAS Ausbildung - mehr als 25 Tauchgänge gemacht haben. Ani - so sagt sie selbst - kann nicht gut schwimmen und Wieda hat zunächst noch mit geschlossenen Augen getaucht, da sie die Blasen der Atemluft unter Wasser erst als böse Dämonen identifiziert hat :-)

Zwei Tauchgänge morgen vormittag sind also geritzt - ich geh einen Grillteller essen im Safety Stop - einem deutschen(!) Lokal an der Hauptstrasse, dann gehts mit Vorfreude und ein wenig Unsicherheit ins Bett. Wie das Tauchen nach 6 Jahren Pause morgen wohl funktioniert...?

Der nächste Tag kommt und bringt mein erstes Wrack. Die US Liberty wurde im zweiten Weltkrieg von einem japanischen Uboot torpediert und drohte zu sinken. Also wurde sie kurzerhand auf den Strand gesetzt. Ausströmende Lava eines Ausbruchs des Vulkans in den 60ern schob sie vom Strand 20m zurück ins Meer.
Dank der fruchtbaren Lava haben sich dann 50 Jahre lang die Korallen ausgetobt und ein Bild erschaffen, das wirklich sehenswert is
t. Alte Kriegstechnik, massive Bordkanonen, Flaks etc., überwuchert von neuem, marinen Leben. Schwärme von Jackfisch, erstaunlich viele Flötenfische, Papageienfische, Pufferfische und jede Menge weitere Korallenfische schwimmen da zwischen dem auseinandergebrochenen Kriegsschiff...

Aber zunächst heisst es Hinkommen zum Wrack.

Sandy und ich steigen über von der Brandung abgeschliffenes Vulkangeröll in die Fluten und ziehen in der Brandung unsere Flossen an.

Dann Abtauchen. Luft aus dem Jacket und aus der Lunge und runter gehts.
Mich durchströmt sofort ein Gefühl der Beklemmung und ich ziehe wie wild Luft durch meinen Regulator in die Lunge. Fast schon asthmatisch häng ich da in sich aufdrängender, beginnender Panik.
Come on, Marc! Du weisst doch wie's geht! Beruhige Dich!

Nix da. Die Schnappatmung will nicht weichen. Ich denke an nix anderes, als ausreichend Luft zu kriegen, doch davon will partout nicht genug aus der Flasche kommen.
Also wieder hoch. Konzentrieren. Und wieder runter.

Jetzt geht es schon besser, aber immer noch nicht genug um sich wirklich wohlzufühlen. Auch das routinemäßige Maske öffnen, mit Wasser volllaufen lassen und durch Abatmen wieder freimachen will nicht wirklich klappen.

Mann, ich geb hier einen blutigen Anfänger ab! Das kann doch nicht wahrsein!

Beim Abatmen der Maske zieh ich auch noch Wasser durch die Nase und muss unter Wasser husten. Keine gute Idee. Nochmal hoch. Beruhigen, Konzentrieren. Und wieder runter.

Wir beschliessen das Üben sein zu lassen, und einfach zu tauchen.

Eine gute Idee. Sobald ich ein paar Halfterfische ("Khan" aus findet Nemo) sehe, gibts das Aha-Erlebnis. Siehe da: die Fische beruhigen mich. Natürlich! Einfach nicht aufs Atmen konzentrieren. Dann geht alles schon von alleine! Genau. Luft ist genug da – und jede Menge Weiteres zu sehen.

Danke, Khan :-)

Die Zuversicht kommt zurück. Das Tarieren unter Wasser ist kein Problem und wir tauchen in einen riesigen Schwarm von Jackfish ab. Mehrere hundert, wenn nicht tausend unterarmlange Fische kreisen hier, wie eine Windhose um uns herum. Woooowww!

Im Auge des Unterwassertornados ein riesiger Jackfish, wohl 4 mal so gross, wie seine Artgenossen. Ohne Frage der Boss.

Im Schwarm läuft mir dann schon wieder die Maske voll mit Wasser. Aber diesmal weiss ich mir zu helfen und schiess das eingetrene Wasser mit einem Luftstoss aus der Nase wieder raus aus der Maske. Maske frei. Geht doch! Es kann weiter gehen.

Wir tauchen weiter ab. Auf 18m kommt das Wrack in Sichtweite. Wir tauchen vom Heck das Wrack an. Sandy zeigt mir das Ruder des auf der Seite liegenden Schiffes. Dann gehts durch einen großen Riss in den Laderaum hinein und oben durch eine weitere Abbruchkante wieder hinaus. Grossartig!


Wir schwimmen über ein Feld Korallenröhrenaale, die sich in dem das Schiff anschmiegenden Lavasand ihre Hausröhren gebuddelt haben. Auf dem Feld verschwinden bei unserem Auftauchen 2/3 der Aale in ihren Röhren. Das restliche Drittel bleibt draußen und wiegt sich weiter elegant in der schwachen Strömung.

Beim Safety Stop auf 3m machen wir der Rest der Übungen problemlos durch. Masken tauschen. Regulator tauschen etc. kein Problem mehr.

Wir quatschen 1h am Strand beim heissen Tee und schauen zu, wie die Taucher-Tagesausflügler ankommen. Sandy erzählt allerhand lustiges. Der Bursche ist ein Original mit mehr als 7000 geloggten Tauchgängen. Seit er 2005 sein Logbuch verloren hat, hat er aufgehört zu zählen. Inzwischen dürften es 8000 sein.

Beeindruckt schau ich zu, wie Sandy's kleine zarte Angestellte unsere neuen Flaschen bringt. Die Kleine hat zwei 12l Aluminiumflaschen + Ausrüstung auf dem Kopf. Gewicht bestimmt 40kg. Und das Mädel wiegt selbst bestimmt nur knapp 50kg. Halejulia.

Runter zum zweiten Tauchgang. Diesmal gehts vom Bug in das Schiff. Wir tauchen um die enorme Bordkanone – ebenfalls vollständig mit Korallen bedeckt – und tauchen durch einen engen Riss in den Maschinenraum des Schiffes. Wow, Sandy muss ja ganz zuversichtlich sein, also schein ich mich inzwischen garnichtmehr so blöd anzustellen.

Und – you know what – es macht wieder tierisch Spass. Das Tarieren ist wie fliegen. Wir "fliegen" an nem riesen Grouperfish vorbei, der uns gelangweilt an-"blubbt". Kleines und Feines gibt es auch zu sehen. An zwei Eisenstreben haften "Nudi Branch" – ein winziger, wie ein zweirotoriger Helikopter (wer damals "Ein Trio mit 4 Fäusten" gesehen hat, weiss, was ich meine) geformtes etwas, kommt uns da entgegen.

Beim Safety Stop schichtet Sandy ein wenig Geröllgestein um und macht damit ein einsiedlerartiges, daumennagelgrosses Spinnenmischmasch sichtbar. Eine Mischung aus Kreuzspinne und Box Jellyfish ("Mars attack"-mässige Wasserkopfkratur – wenn wir schon bei Filmvergleichen sind). Dazu eine seltene Seenadel. Niccceee!

Die Luft reicht knapp 50min – auch am folgenden Tag, an dem wir am Tulamben Reef Drop Off tauchen. Der Drop Off ist ein Korallengarten, der steil abfällt. Die heute deutlich stärkere Brandung macht es schwierig mit der Ausrüstung an über das Geröll rein ins Wasser und dann auch runterzukommen. Die Brandung schmeisst uns fast wieder zurück aufs Geröll. Schnell runter. Auf 2m Tiefe zwischen den Steinen viele Seeigel. Da will ich nicht reinkrachen und geb ein wenig zuviel Luft in die Tarierweste...

...und krach in die Flossen eines Tauchers über mir. Nanu, wo kommt der denn her?

Die Brandung sorgt für weniger gute Sicht bei beiden Tauchgängen heute. Die Korallen leuchten nicht so wie gestern – dafür die Papageienfische. Einen riesigen Napoleonsfisch und einen Mantarochen scheint das allerdings nicht zu stören. Mehrere Grouper und Snapperfische. In einer Korallennische verstecken sich ein Haufen Lionfische. Zwei grosse Barracudas sagen Hallo und auch Nemo begrüsst mich in einer Seeanemone. Schee ists in dem großen Aquarium.

Nach den Tauchgängen bringt mich Sandy in Kontakt mit einem Freund von ihm, der Speedboattrips zu den Gilis organisiert. Heisst übrigen Wayan, wie könnte es anders sein... ;-)

Am Nachmittag regnets erneut. Stört mich nicht, nach dem Tauchen pennts sich nämlich wunderbar :-). Als ich aufwache regnets immer noch, so dass ich mich auf die Nachbarveranda setze und mit Titziana aus Italien und Jen aus Australien quatsche, die Bali auf ihren Scootern bereisen. Beide reisen daher mit wenig Gepäck: als Unterwäsche halten zum Beispiel nur zwei paar Bikinis her. Amüsiert muss ich an meinen, nur zu deutsch gepackten 17kg Rucksack denken...

Abends ist in Tulamben tote Hose und so finde ich mich bei den balinesichen Jungs der an das Hotel angegliederten Tauchschule wieder. Die Buben trinken Arak aus ner riesigen 1,5l Wasserflasche. Arak wird, so wie ich das verstanden hab aus Palmensamen gebrannt und hat ordentlich Volt. Das scheint Jen nicht zu stören. Das zarte Mädel kann saufen. Mein lieber Scholli. Bei den Baliboys bin ich mir da nicht ganz so sicher. Lustig ist es allemal. Wir lernen indonesisch und die Jungs Deutsch und australische Sprichwörter. Wer da besser abschneidet, könnt ihr euch denken. (Ich bin so eine Null im Sprachen lernen: kann mich jetzt schon nicht mehr an das indonesische Pendant für Prost entsinnen, und das, obwohl es an dem Abend so oft fällt ;-))

Am nächsten Morgen hab ich nicht nur meinen Rucksack, sondern auch einen enormen Arakschädel auf, als es auf das Speedboot zu den Gilis geht. Obwohl das Meer relativ flach ist, peitscht das Speedboat sich auf jeder Wellen hoch und kracht mit Wucht in das folgende Wellental. Ein Gedicht für meine Bandscheiben und eine Freude für meinen Schädel...

Nach 1h Fahrt sind wir auf Gili Trawangan angekommen und das Speedboat wird – genauso wie beim Start in Amed – einfach auf den Strand gesetzt. Wozu braucht man einen Pier? Ich wade durch das türkisfarbene Wasser und mach mich auf die Suche nach meiner nächsten Unterkunft.


Die Gili Experience kann beginnen.

Montag, Januar 09, 2012

In und um Ubud herum

[Ubud, 9. Januar 2012]

So, ich bin zurück vom Vulkan Mt. Batur - und das ungeröstet. Bis auf mein Gesicht, aber das hab ich den Tag in den Wellen zu verdanken ;-).

Den gestrigen Tag in Ubud, oder besser: um Ubud herum habe ich mit Wayan Paket verbracht. Wayan hat - wie schon erzählt - im September bereits Tobi und Kern gefahren und kutschiert jetzt auch mich durch die kurvigen Landstrassen zu den Sehenswürdigkeiten im Umland.
Zuerst die Goa Gajah, die Elefantengrotte. Zum ersten mal heute entwinde ich mich dem örtlich ansässigen Textilbusiness der fliegenden Händler, die mir einen Sarong verkaufen wollen, und schreite energisch Richtung Eingang. Jungs ohne Sarong und Mädels mit Menstruation kommen nämlich nicht in die heilige Stätte.
Wayan's Rat spart mir ein balinesisches Kleidungsstück in meinem Rucksack: erstmal an der Kasse angekommen, kann man sich dort nämlich kostenlos einen ausleihen und umbinden lassen.

Die Elefantengrotte selbst ist unspektakulär, netter schon eher der kleine Abstieg von der Grotte aus durch den Dschungel an den Fluss hinuter. Von der hinduistischen heiligen Stätte hin zur buddhistischen Stätte. Der matschige Trampelpfad wird schnell enger, steiler und die paar in Beton gegossene Treppen sehen wenig Vertrauen erweckend aus. Geschätzte 100% Luftfeuchtigkeit lassen mich innerlich regnen. Sprich: ich schwitz mir den Arsch ab und bin froh als ich selbigen wieder in Wayan's Toyota schwinge.

Gunung Kawi. Neun steinerne, aus dem Felsen gehauene, imposante 8m hohe Schreine in einem wunderschönen, recht steilen Flußtal in das man über 270 Stufen hinabsteigt. Ich schwitze.
An dem Fluß ebenso imposante und wunderschön weitausladende, grüne Bäume. Eine kleine Steinbrücke verbindet die Schreine, die - laut Reiseführer - dem ehemaligen balinesischem König Anuk Wungsu, seinen Frauen und Konkubinen gewidmet sind.
Ein beeindruckender, spürbar magischer Ort, denk ich mir und steige in meinem erneut ausgeliehenen Sarong die steilen Treppen wieder empor.

Tirta Empul könnte man auch prima eingeenglischt als Tirta Im-pool ausweisen, handelt es sich hier doch um heilige Quellen, in der gläubige Hindus ihre rituelle Waschung vollziehen - und Busladungen voll Touristen machen davon Fotos. Was die Gläubigen nicht zu stören scheint.
Ich beobachte zwei Frauen in Kopftüchern beim gegenseitigen Foto machen und biete meine Hilfe als Fotograf an, die auch gerne wahr genommen wird. Nach kurzem Zusammenstehen fürs Bild wollen sie unbedingt lieber ein Bild mit mir, und so possiere ich da mit meinem - ihr wisst schon - wiederrum ausgeliehenen Sarong, der meine Knie nur wenig mehr bedeckt, als meine Shorts. Suess, die zwei hier rechts, oder :-)?

Als nächstes geht es hoch zum noch aktiven Vulkan Gunung Batur. Nach einiger Zeit fahren werden wir von einer Polizeisperre aufgehalten. Auf meine Frage, nach was die handvoll Polizisten denn suchen, meint Wayan nur: Geld für ihre Zigaretten. Wayan schmiert die Bullen, und wir fahren weiter.

Für die nächste Sperre bin ich dann zuständig. Die offizielle Mt.Batur Touristenbehörde will für die Einfahrt auf den Rim der Candera 15.000 Rupien. Ich hab nur noch 12.000 klein, was für den Uniformierten an der Strasse auch ok ist. Er lässt uns fahren.
Ich schaue auf das Ticket, auf dem 10.000 Rupien als Einlassgebühr aufgedruckt sind.
Sauhunde :-)!

Auf der Caldera angekommen ist der Blick auf den Mt. Batur wolkenverhangen, aber dennoch schön. "Vulkanexperten beschreiben den Gunung Batur als Doppelcaldera und meinen damit, dass ein Krater in dem anderen liegt" - so der Lonely Planet Reiseführer.
Das letzte Mal war der Volkan laut Wayan erst letztes Jahr aktiv. Letzter grosser Ausbruch liegt allerdings schon ein bißchen zurück: 15. März 1999 - laut Wikipedia.

Interessant und gut zu sehen: der Fuß des Vulkans ist mit einem Drittel mit erkalteter Lava bedeckt, die andere noch satt grün. Auf der Südseite - das letzte sichtbare Drittel ein pittoresker See. Schee :-)

Der Rim oben ist voll mit Verkehr und voll auf Bustouristen eingerichtet. Zumindest die zahlreichen Restaurants und Strassenverkäufer. Die Strassen selbst nicht, so dass ich selbst und der gesamte andere bis dahin fliessende Verkehr Zeuge werde, wie ein Reisebus auf nur zwei Fahrspuren wendet. Hätte nicht gedacht, das das geht... Wenden in 15 Zügen.
Auf den höchsten Tempel Balis, den Pura Puncak Penulisan (1745m), hab ich dann keinen Bock mehr. Tempel-Sättigung 100% sozusagen.

Wir fahren mit Blick auf wunderschöne Reisterrassen wieder hinab, Richtung Ubud.
Dort angekommen, nimmt mich Wayan auf einen Bali Kopi (Kaffee) mit zu sich nach Hause und zeigt mir, wo er wohnt. Entgegengesetzt hinein in eine Einbahnstrasse - der örtliche Cop winkt erst Wayan zu und räumt dann die Absperrung beiseite ;-), dann sind wir da.
Durch einen kleinen Eingang geht es auf ein erstaunlich weitläufiges Gelände, auf dem bestimmt ein dutzend Häuser stehen. Im hinteren Bereich wird für den täglichen Bedarf angebaut. Hühnerkäfige. Hasen flitzen um mich rum. Aus einer Stallung springt ein Schwein auf die Holzeinfassung und grunzt mich an.
In der Mitte der stattlich grosse Familientempel.
Mir wird starker, balinesischer Kaffee und eigene gebackene Süssigkeiten serviert. Dann stellt mir Wayan Nr. 5 seine Familie vor; wie ein großer Teil seiner Brüder heißt, könnt Ihr Euch denken, wenn er die Nr. 5 ist, oder ;-)?
Ich schüttele eine Menge Hände und bin von der Gastfreundlichkeit total berührt...

Nach dem Kaffee bringt mich Wayan zurück ins Hotel, wo ich zeitig ins Bett geh, schliesslich ist...

... die Nacht für mich um 02.00h zu Ende.
Camelbag füllen, Headlight, Regenschutz und Pulli ab in den Rucksack.
Bergschuhe an und pünktlich gehts mit einem Fahrer in einer Schrottkarre los zum Sammelpunkt, wo ich auf die anderen Wanderer treffe: Darcy und Scott, ein junges australisches Päarchen (beide zusammen genauso alt wie ich und süß verliebt) und Konrad aus Polen.

Zusammen steigen wir in einen Minivan um und ein anderer Fahrer jagt den Minivan förmlich hoch zum Vulkan. Das Ganze in einem Tempo, bei dem ich lieber nochmal die Augen zu mache und döse.
Zwischenstop kurz vor dem Vulkan. Frühstück in einem Kaffefeld. Der obligatorische Banana-Pancake und eigener Kaffee. Hier kann man auch den besonderen Luwak Kaffee trinken (und natürlich auch kaufen), dem teuersten Kaffee der Welt. Ich verzichte, hab ich doch Bucket List - einen Film mit Jack Nicholson und Morgan Freeman - gesehen und weiss, was es mit dem Kaffee auf sich hat: Er wird geröstet aus dem Dung des Fleckenmusangs, einem wieselähnlichen Vieh, das sich an den Kaffebohnen in der Plantage gütlich tut und eben wieder ausscheisst.
Aus Scheisse Geld machen können also nicht nur die Investmentbanker...

Weiter gehts zum Fuß des Vulkans wo der Aufstieg beginnt. Ich schau mir meine Mitwanderer ein bißchen genauer an. Gut ist, das keiner Flipflops anhat - zumindest leichte Slipper werden getragen. Konrad in Turnschuhen, Jeans und Regenjacke. Scott hat eine kurze Hose und T-Shirt, Darcy ein Hößchen + Trägertop an. Au, da wird jemand oben frieren, denk ich, als wir losmarschieren.

Ketut, der Bergführer, schickt mich als letzten Mann nach hinten und legt ein gutes Tempo an. Wir kommen schnell voran durch das erkaltete Lavagestein. Es ist eine Menge los, mitten in der Nacht. Wir ziehen, obwohl so schlecht besohlt, recht zügig an zwei Gruppen Osteuropäern vorbei, die schnaufend auf dem Geröllfeld sitzen.
Dann halten wir selbst an einem Schrein an, wo Ketut für die Gruppe betet und versucht, die Götter des Berges mit Opfergaben günstig zu stimmen.

Das scheint gut funktioniert zu haben, denn im nun folgenden, steilen Stück windet sich der inzwischen enge Pfad durch recht fest sitzendes Gestein Spitzkehre an Spitzkehre nach oben. Konrad tritt genau nach so einer Spitzkehre ein wenig zu weit links zum Hangabsatz hin - und tritt damit mehrere Felsen los, die polternd bergabwärts krachen. Ich hab ziemlich Glück, das ich direkt hinter ihm, und nicht weiter hinten vor der Spitzkehre unter ihm war...

Der Rest des Aufstiegs verläuft ohne Probleme, wobei ich - je grösser, steiler und felsiger die Absätze werden - mir mehr Gedanken um die Sneakersfraktion beim Abstieg mache. Das wird kein Spass...
700 Höhenmetern später, kommen wir auf den unteren Rand der inneren Caldera. Hier sind schon einige andere Gruppen, die zusammen mit uns auf den Sonnenaufgang warten. Die gesamte Caldera ist ordentlich in Wolken gehüllt. Wir selbst stehen im Nebel. Ich wechsel mein schweissnasses Tshirt und ziehe alles an, was ich dabeihabe. Es ist wie erwartet recht frisch.

Ich setze mich auf den Rand eines Absatzes und lass die Wartenden hinter mir. Dann kommt der Sonnenaufgang. Das Einzige was ich vom Sonnenaufgang wahrnehme ist, wie die Farben aus der schwarzweissen Nacht zurückkommen. Von Ruhe und Besinnlichkeit oder Sonne selbst - keine Spur. Wie damals am Uluru macht die Menge das Naturschauspiel zunichte. Wobei ich fairerweise sagen muss, das die dichten Wolken das Naturschauspiel selbst ebenfalls schwer eingrenzen ;-)

Cool dagegen ist, wie das hinter mir stattfinde Blitzlichtgewitter meine sitzende Gestalt anleuchtet und meinen Schatten auf die unter mir vorbeiziehenden Wolken wirft.
Das Blitzlicht erzeugt für Bruchteile von Sekunden einen riesigen Schlagschatten der aussieht, als würde ein Riese auf dem Berg sitzen und sich in das Tal hinabbeugen...

Nach dem Sonnenaufgang reissen die Wolken ein wenig auf und geben mehr von der Caldera und auch dem See im Tal frei. Einige Gruppen starten fuer den weiteren Aufstieg und müßen zunächst einen Absatz nach unten absteigen.
Ich schau zu, wie ein Mann mit Plastiktüte in der Hand stolpert und eben diesen Absatz Kopf voraus nach vorne über die Lavafelsen nach unten kracht. Sofort sind die Balinesen bei ihm und helfen ihm auf die Beine. Gestützt geht es für ihn weiter nach unten.

Schliesslich machen auch wir uns auf den weiter oben gelegenen Rand der Caldera zu besteigen. Das wäre eigentlich nicht im Preis drin, meint Ketut, aber wenn wir die 120 Höhenmeter weiter steigen wollen, können wir das gegen einen geringen Preis machen.
Ich fühle mich geneppt, will jetzt aber auch ganz nach oben.
Durch leichtes Geröll und feinen Lavasand sowie mit ein paar Rupien weniger geht es also auf den oberen Rand der inneren Caldera. Es pfeift der Wind. Dafür wird die Sicht besser.
Darcy hält sich tapfer in ihrem Trägertop. Respekt.
Als wir oben sind gesellt sich noch eine andere Gruppe zu uns: eine Horde wilder Affen ist ebenfalls aufgestiegen und spekuliert auf essbare Mitbringsel der Touristen...
Hier oben scheint jeder sein Business zu machen ;-)

Der innere Vulkankegel ist ruhig. Ein wenig Schwefeldampf steigt nach oben. Das wars.
Ketut erzählt uns von einem Schweden, der letztes Jahr hier abgestürzt ist, weil er rückwärtslaufend photographierend in den abschüssigen Kegel 250m abgestürzt ist...
Ein paar Meter in den Kegel hinabsteigend schauen wir uns eine heisse Quelle mit heiligem Wasser an, in dem wir unsere Hände waschen. Aus mehreren Gesteinsritzen kann man heisse Luft spüren.

Dann gehts wieder hinunter. Meine Bergschuhe geben mir guten Halt - trotz des leichten Regens in dem wir absteigen. Und: Niemand der drei Paar Turnschuhe in meiner Gruppe; halt: vier Paar Turnschuhe - Ketut trägt ebenfalls welche ;-) - verliert wie der Mann vorher wirklich ernsthaft das Gleichgewicht und so kommen wir alle heile wieder unten an.
Heimfahrt in strömendem Regen. In strömendem Regen ab ins Bett - und genauso wieder aufgestanden. Regenzeit.

In einer Regenpause mach ich mich auf, einen weiteren von Ani's Restauranttips auszuprobieren: Spanferkelessen im Warung Ibu Oka. Hmmm. Dann check ich mich im örtlichen Starbucks via Internet in meine nächste Location ein: Das Ocean View Dive Resort in Tulamben. Wayan hat morgen auch Zeit und will auch nur die Hälfte des Preises, das mir andere "Transport?" Leute genannt haben. Perfekt.

Weniger perfekt ist, das meine Kreditkarte gesperrt ist. WTF? Das könnte den weiteren Reiseverlauf deutlich einschränken, wenns dumm läuft. Im Hotel, checke ich meine Geldreserven. In meinen zwei Geldgürtel hab ich jeweils noch 2 Millionen Rupien und 300€ Cash. Wenn's dumm läuft, muss ich also aufs Tauchen in Tulamben und die Luxushotels im Süden verzichten...
Abwarten. Bier trinken. Sonntags erreiche ich bei der Bank sowieso niemand.

Stay tuned.

Samstag, Januar 07, 2012

Surfer's Almanach

[Ubud, 7. Januar 2012]

Ein Surfer Almanach wird das hier bestimmt nicht. Dennoch will ich kurz ein paar Worte zu meinem Tag auf dem Longboard loswerden.

Zuerst einmal: die Wette hab ich verloren. Ich passe in eins der Surfsheets, obwohl ich da ein wenig ausseh wie eine schwule Presswurst. Egal, hauptsache Sonnenschutz. Bei einem ganzen Tag im Wasser - bitter nötig.

Los gehts mit sage und schreibe 5 Minuten Theorie, zweimal trocken am Strand aufs Brett springen und dann - ab ins Nass.
Fürs Protokoll, hier die drei Schritte Regel zum Aufstehen:
Schritt 1: Stoss Dich mit Deinen Händen in den Liegestütz. Hintern hoch - für die Ungelenkigeren unter uns (inklusive mir). Die Hände dazu neben der Brust wie bei einem Short Benchpress. Zu weit vorne und Du drückst die Nose ins Wasser, was Dich dann sofort ebenfalls ins Wasser befördert. Zu weit hinten und Du machst den absaufenden Schwan.
Schritt 2: Zieh Dein hinteres Bein, bei mir Regular das Rechte, unter Deine Hüfte so daß Dein Fuß 90 Grad nach außen zeigt.
Schritt 3: Schwing Dein vorderes Bein nach vorne in den Duckstand (Füße parallel, also exakt meine Snowboard-Bindungseinstellung :-))
Das wars. Kein Wort gibts mehr vom Instructor ausser: "Surfing is 90% paddling, 10% surfing. Don`t be lazy with paddling."

Und so stehen wir dann in der Brandung. Maron, eine junge Spanierin, und ich, der weisse Wal. Keine weiteren Surfschüler heute.
Derek, der Surfinstructor steht ohne Brett im Wasser und schiebt uns auf bereits gebrochene Wellen in der Brandung.
Kein Wort zum Timing, kein weiteres Wort zum Aufstehen. Na das kann ja was werden, denk ich, während der erste Schub von Derek kommt. "Paddlepaddlepaddle, STANDUP!" das Kommando. Schritt 1, 2, 3 und:
ich steh auf meiner ersten Welle. Cooool.
Ich lass mich zum Strand fahren und spring zurueck in die Brandung. Weiter gehts.

Leider ist nicht jede Welle so einfach und schnell wird klar, das wird ne ganze Menge Arbeit bis ich die 3 Schritte wirklich intus habe. Die Koordination lässt mächtig zu wünschen übrig, obwohl ich das längste der langen Longboards unter mir habe. Durch das ständige Aufstehen reiss ich mir schnell den Fussrücken und die Knie auf. Das Paddeln auf dem Brett besorgt mir dasselbe auf der Innenseite meiner Oberarme. Auch donner ich kopfüber mit meinem Schlüsselbein in eine Sandbank so dass es ordentlich knirscht.
Irgendwie muss die Ebbe einsetzen, bei dem Wasserstand, den ich inzwischen wegschlucke sowie durch die Nase in meine Nebenhöhlen ziehe...
Anstrengend - aber es geht schon. Zumindest mit dem Anschieben von Derek. Ich frag mich nur, wie ich das Timing selbst lernen soll, wenn er nichts anderes macht, als die Kommandos auszuspucken. Egal. Spass machts wie sau, auch wenn meine Kräfte auf dem 2. Board (jetzt wesentlich kürzer) schnell nachlassen, und damit meine Koordination, und damit meine Balance; was mich allem in allem nur noch fertiger macht. Ich stürze mehr, was wiederrum mehr Kraft, Koordination und Balance kostet.

Nach den ersten 1 1/2 h bin ich off. Mein Kopf ist durch die vielen Nasenspülungen irgendwie doppelt so gross, und ich frag mich ob es gestern wirklich so schlau war, mich für den Nachmittag gleich wieder einzubuchen...
Mittagspause. Hoch in meine Hütte. Nasi Goreng. Ich brauch Kohlenhydrate.

Pünktlich um eins steh ich wieder vor der Schule. Allerdings ohne Instructor. Das Mädel am Empfang telefoniert und meint: "Es ist Ebbe, ich soll eine halben Stunde warten"
WTF? Ebbe-Flut Wechsel in einer halben Stunde? Nee, nee. Die sollen mich anrufen, wenn Flut ist, ich warte nicht in der Sonne, sondern wenn dann in, und um meine Hütte im Poppies. Vielleicht reichts ja auch noch mir ein eigenes Neopren-Surfshirt zu kaufen. Hygenietechnisch bestimmt eine gute Idee...
Also sehen mich meine "Massage?"-Mädels in der Gasse zum Poppies hoch heute zum vierten Mal an ihnen vorbeilaufen. Jetzt fragt mich nur noch gut die Hälfte. Immerhin. Kaum bin ich oben, krieg ich einen Anruf. Der Kurs könne jetzt starten. Also Runde 5 an den Mädels vorbei. Die und die ganzen fliegenden Händler drumrum halten mich inzwischen bestimmt für bekloppt...

2nd class Big Kahuna Surf School. Instructor jetzt: Eddie: Ein Typ, der wirklich nur aus Haut und Haaren besteht. Mann, ist der dünn! Aber nett. Und: gibt sich mehr Mühe. Sagt Dir Bescheid, was Du falsch machst - und so geht es schnell besser.
Obwohl mir der Vormittag ganz schön in den Knochen steckt und die Schwedin neben mir (die Spanierin sitzt im Flieger, dafür hat sich eine Schwedin eingebucht) macht eine deutlich bessere Figur als der weisse Wal im Presswurstkostüm. Die steht jede Welle, während ich mir immer noch wie eine besoffene Brieftaube vorkomme.

Mann bin ich kaputt. Ich brauch ne Pause. Die Knie sind inzwischen offen, bluten und die Oberarme blau. Vielleicht lass ich es auch einfach mal gutsein, denk ich mir. Bist ja keine 36 mehr :-)
Nix da! Der Schwabe und der Sportler schieben mich wieder in die Brandung.
Eddy schnappt sich jetzt selbst ein Brett und lässt uns selbst in die Welle starten. Zeigt nur noch an, welche Welle gut ist, und welche nicht.

Heiheiheiiii! Die Pause war gold! Es funktioniert - auch mit eigenem Start!
Ist das geillll!
Da ist es wieder, das Hochgefühl, wenn sich Theorie und Praxis finden!
Das Aufstehen funktioniert auf einmal. Nicht jedes Mal, aber vielleicht jedes vierte - oder auch jedes dritte Mal. Push! Step. Step. Gleiiiiiiitteeeeeennnn!

Das Ganze wird zum Selbstläufer. Die blutenden Füße und der Wasserkopf sind vergessen. Weiterweiterweiter....

Erschöpft und glücklich lass ich mich in den Sand fallen. Gotcha, mich hats erwischt! Das war wohl nicht das letzte Mal das ich (auf Bali) surfen war. Ich schlepp mich nochmal an den Massagemädels vorbei und geh mir nen Surfshirt kaufen. Ich schäker mit den Surfshopleuten rum, ob sie was in meiner Größe haben. Sehr bemüht bekomme ich eine Reihe L-Shirts angeboten, die ich grinsend ablehne und die auch grinsend zurückgebracht werden ;-)
Siehe da, es findet sich zumindest ein XL-Shirt. Keine große Auswahl, aber lieber nur blutige Knie als auch blutige Nippel... Und ein schönes Souvenir ists auch ;-)

Ich schenk mir das Nachtleben und geh mit einer Rotznase ins Bett. Die Nebenhöhlenspülung zeigt Wirkung.

Am nächsten Morgen bringt mich Gede, mein Fahrer heute nach Ubud.
Der spricht ausgezeichnet Englisch und wir verquatschen die gesamten 2h Fahrt wie im Flug.
Ich frag ihn nach den Anschlägen in Bali und nach ein bißchen herumdrucksen erzählt er mir, wie er sie erlebt hat. So hat er an jenem Samstag Abend in 2002 früher Schluss gemacht und ist gegen 23.00h nach Hause gefahren. Der Heimweg führt in direkt am Sari vorbei was ihn selbst fast das Leben gekostet hätte, war er doch zum Zeitpunkt der Explosion ca 200m von dem Nachtclub weg.
Die Explosion selbst hat er mit einem Riesenknall wahrgenommen, der seinen Ohren - obwohl in einen Helm eingepackt - einen irren Pfeifton beschert hat. Zeitgleich ist überall um ihn rum das Glas gesplittert...

Eine Gasexplosion vermutend, ist er näher hingefahren und ist dann mit der blutenden Menschenmenge die ihn umspült hat, umgedreht und in Panik hinunter zum Flughafen geflüchtet...
Am nächsten Tag war er bei seinem Onkel, der eine Wäscherei sowie eine kleine Pension betreibt und ist dort mit einem kanadischen Päarchen zusammen getroffen - beide voller Schürf- und Splitterwunden - die beide von dem Anschlag erzählt haben.
So erzählt der Kanadier, wie er kurz nach der Explosion seine Freundin aus dem unmittelbar zerstörten Sari über eine Mauer gehoben hat, um dann beim eigenen Hochklettern auf den Kamm der Mauer durch eine Gas-Folgeexplosion über selbige Mauer geschleudert zu werden. Beide haben durch diese Mauer überlebt. Über 200 andere nicht...

Wir fahren längere Zeit schweigend weiter, dann kündigt sich durch einen abrupten Wechsel der Strassenhändler Ubud, DAS künstlerische Zentrum der Insel an. In Massen stehen hier kleine und grosse Buddha Statuen, Schnitzereien, Holzgiraffen, Bilder, Spiegel, Deko-Geschirr in allen Farben, ja sogar ganze Esszimmer-Inneneinrichtungen auf der Strasse vor den Shops...
Und: das eine oder andere Didgeridoo seh ich auch ;-) Da sind sie also, die verpönten indonesischen Yidakis ;-)
Gede erzählt mir, dass sich hier viele amerikanische und europäische Inneneinrichter mit günstiger Ware eindecken um sie dann teuer in Übersee zu verticken.

In Ubud angekommen, entlässt mich Gede mit seiner Visitenkarte und den Hinweis, daß er für den gleichen Preis wie die örtlichen Fahrer in Ubud mich weiter nach Tulamben, meinem nächsten Ziel nach Ubud, an die Nordostküste zum Tauchen fährt - auch wenn er dafür aus Kuta anfahren muss.
Die geschäftstüchtigen Balinesen, denk ich und check mich in das aus Kuta reservierte Ubud Inn ein. Die Anlage ist traumhaft und direkt am Monkey Forest gelegen; die Zimmer selbst aber enttäuschend und ihren hohen Preis nicht wert. Egal, erstmal pennen, bevor ich mir dann den heiligen Affenwald anschaue.

Dann schlender ich durch Ubud über den großen Touristenmarkt und wunder mich über die reine Fülle an Nippes. Biercooler, Mützen, XS-Shirts, Regenschirme (es regnet), Holzschnitzereien, Holzgiraffen, ... "Wer soll das denn alles kaufen?" Denk ich mir und gehe an der nächten kleinen "Galerie" mit Gemälden vorbei, schau rein -
und bleib an einem kleinen, wunderschönen, handgemalten Dotpainting hängen.
Auf einmal heisst es nicht mehr: "Wer soll das denn alles kaufen?", sondern: "Wie soll ich das Schmuckstück nur transportieren??" :-)
Die Lösung der Verkäuferin ist es, das Bild in Zeitungspapier einzuwickeln.
Hervorragend. Zuhause schneid ich zwei 1,5l Wasserflaschen auf und bau mir eine eigene Bildercartouche. So muss es selbst in meinem vollgepackten Rucksack die nächsten 2 Wochen gehen...

Abends gehts in ein von Ani empfohlenes Restaurant, das Bebek Bengil. In dem hübschen, weitläufigen Lokal gibt es knusprige, balinesische Ente, die 36h in Gewürzen mariniert und dann heiss gebraten wird. Sehr lecker. Einen echten Bayer macht die magere Ente allerdings nicht satt.
Mich auch nicht ;-)
Beim Essen erinnere ich mich an Tobias' und Kerstin's Fahrer in ihrem Bali Honeymoon letztes Jahr im September und bekomme per SMS aus Deutschland (merci Tobi!) die Nummer von Wayan angeliefert.
Tja, Wayan hat morgen prompt Zeit mir die Umgebung zu zeigen - cool!

So, der Bericht über die Sehenswürdigkeiten des nächsten Tages und das Hotel mit meiner ersten balinesischen Massage(?) im angegliederten Spa haben noch Zeit. Ich muss ins Bett.
Nachher um 02.00h ist die Nacht schon wieder zu Ende. Ich hab für morgen einen Guide engagiert, der mit mir zusammen im Morgengrauen auf den noch aktiven Vulkan der Insel aufsteigt.
Gute Nacht.

Dienstag, Januar 03, 2012

Kuta

[Kuta, 03. Januar 2012]

der Rest der Anreise verläuft weiter glatt.
Während am Kuala Lumpur International Airport die Sonne aufgeht und ich meine verdrückte Münchner Hauptbahnhof Käsesemmel verdrücke, geht das Boarding nach Bali an. Eingestiegen, abgeflogen und über eine wunderschöne Insellandschaft dann nach Bali angereist, das Gepäck vom Gepäckband gegriffen, Geld gewechselt (so schnell wird man Millionär: der kleinste Schein, den ich bekomme sind 100000!) und mit dem dicken Bündel Geldscheine durch den Zoll raus in die Arme von meinem Fahrer.
Obwohl man die Distanz zum Hotel selbst mit meinem Rucksack hätte laufen können, schicken die nen Fahrer. Nett. So trage ich meinen Rucksack eben zum Auto, anstatt ins Hotel.

Nach 3 Stunden unruhigem Schlaf mach ich mich per Pedes auf und such mir ein Hotel im Zentrum vom Kuta. Meine Güte, die Stadt erliegt bereits jetzt einem Verkehrsinfarkt.
Kleine Strassen, die zweireihig überfüllt sind mit Autos, Mopeds und Pferdedroschken.

Gehwege gibt es wenig, wenn dann zerrissenes Kopfsteinpflaster mit wadenbeintiefen Schlaglöchern, so dass einem Angst und Bange wird, da nachts reinzutreten. Da reissen die Aussenbänder schon beim bloßen Hineinsehen.
Strassenbeleuchtung gibt es auch keine, sieht man von den unzähligen T-Shirt-, Massage, K-Marts, Mopedverleihern, Touristeninformationen und Tattooschuppen ab, die ihre Dienstleistungen beleuchten.

Je weiter rein ich nach Kuta komme, desto mehr steht der Verkehr. Ein Blick in die Nahverkehrsbusse zeigt mir, dass ich mir nen anderen Plan ueberlegen muss, wie ich über die Insel komme. Die Minivan Toyotas in der Grösse von VW Bullys sind zum Bersten voll. Auf dem Vordersitz neben dem Fahrer seh ich eine komplette 4 köpfige Familie sitzen. Wie ich da noch - inklusive Rucksack - rein und stundenlang über die Insel fahren soll? Ganz einfach: garnicht. Ich brauch nen Fahrer.

Zunächst besorg ich mir ne SIM Karte fuer mein iPhone, hat doch offensichtlich mein deutscher Handyprovider keinen Roamingvertrag mit Indonesien. Witzig: hier ist sogar der Handy-Datentarif Verhandlungssache und sinkt im Preis während des Gesprächs um 100%(!).

Sonnenuntergang am Strand.

Dann weiter auf der Suche nach dem Hotel für morgen. Kuta ist laut, aufdringlich und hektisch.
"Transport?", "Massage?", "Marihuana?", "Young girls?" - das eifrige Geschäftsgebahren der Balinesen geht mir schnell auf den Zeiger. In einer Nebenstrasse stolpere ich durch einen kleinen Absatz in einer Mauer in eine grüne Oase. Es ist schlagartig still und man vergisst sofort, das man eigentlich in der Mitte des Aussie-Mallorcas ist... Ein verschlungener, sauber gepflasterter Weg windet sich an mehreren kleinen, sehr verwinkelt stehenden Block- und Steinhuetten vorbei und endet an einem kleinen aber feinen Überlaufpool.
Jede Menge Wasserspiele, dezente Beleuchtung. Wenn ich in dem Labyrinth hier die Rezeption finde, buch ich mich ein. Und so geschiehts. Die Hütten sind voll ausgestattet. Unerwarteterweise mit Flatscreen, Marmorbad(!) mit Buddhaschrein und Soundanlage. Frühstück wird vor der Hütte serviert. Und aus dem Hotel abgeholt werd ich auch noch. Wow.
Dann kann der naechste Tag ja kommen.

Und der kommt nach weiterem, unruhigen Schlaf. Unterbrechungen durch den Muezzin, der die Gläubigen zum Gebt ruft; die eiskalte nichtregelbare Klimaanlage, die mich erst zum Ausschalten und irgendwann dann wieder zum Wiedereinschalten der Klima ruft (ich liege im eigenen Saft). Dazwischen fiese Wachträume...

Ich packe meinen 17kg Rucksack, in dem jetzt auch meine Wanderschuhe, meine Jeansjacke und mein Pullover verschwinden. Alles Sachen, die ich in nächster Zeit erstmal nicht brauchen werde. Dann bringt mich der Fahrer in mein nächste Unterkunft. Das Poppies mitten im Zentrum Kutas. Für die Fahrt brauchen wir genausolang, wie ich gestern per Pedes benötigt habe. Mir fällt auf, dass der Fahrer die Spiegel seines Minivans nach vorne verlegt hat, um so an Breite seines Fahrzeuges zu sparen. Warum wird mir in den kleinen, verstopften Gäßchen klar, hier zählt jeder Zentimeter um weder den Strassenverkäufern, noch den "Massage" Mädchen über die Füßchen zu fahren. Und wehe es kommt jemand entgegen. Selbst die allgegenwärtigen Mopeds müssen in die Verkaufsstände ausweichen, damit wir vorbeikommen. Cool.

Den Vormittag verbringe ich am - laut Reiseführer -"weltberühmten" Strand und auf der Suche nach einer Surfschule - die Brandung sieht so aus als könnte ich mich nach 13 Jahren erneut auf ein Longboard stellen. Nicht zu viel los und die Wellen sind auch nicht so furchteinflößend. Nach der Westcoast USA ist jetzt also die Westcoast Bali dran. Ich flachse mit den Betreibern der Big Kahuna Surfschool rum und verhandle einen Discount, wenn meine 1,96cm nicht in ihre Surfshirts passen :-)

Dann setze ich mich auf meine Veranda und schmeisse meinen ersten beiden Vorsätze fürs neue Jahr über Board - ich trinke einen 640ml Humpen Bier und rauch eine während ich den Moskitos zuschaue, wie sie auf meiner Deet getränkten Haut aufsetzen und unverrichteter Dinge - wahrscheinlich sogar echt angeekelt - wieder abheben. Hinter mir an der Wand laufen die Geckos hoch und runter.

Die erste Urlaubslektüre ist ausgelesen. Wie der Polarforscher Shakleton seine Mannen in einem zweijährigen Überlebenskampf durch die Antarktis führt, passt irgendwie auch nicht in das subtropische Regenzeitklima von Bali. Das Buch ist grossartig, bleibt aber - meinem schweren Rucksack geschuldet - dennoch zurück in Bali.

Zum Sonnenuntergang fahr ich nach Pura Uluwatu, einem DER Tempel in Bali. Am Südzipfel der Insel direkt an der Steilküste gelegen. Traumhaft schön. Und ich ohne Photo damit mit kurzer Hose (damn!) - so muss halt das iPhone herhalten. Ich lass die Short baggy-style rutschen, so dass wenigstens anstandsmässig die Knie bedeckt sind und geh in das Gelände. Vor dem Tempel jede Menge kurzbehoste Touristen (ich fall also garnicht weiter auf) - und angefütterte Affen, die auf der Anlagenmauer die sie angaffenden Touristen angaffen.

Ein Bulle von Russe mit zwei angerösteten Blondinen baut sich vor einem Bullen von Affen auf und will - ja was eigentlich? Wahrscheinlich seine Mädels beeindrucken - zumindest grunzt er den Affen an. Der Affe schaut, und beim zweiten mal russischen Anbrüllen, springt er den Russen an und brüllt zurück! Alle drei fallen rückwärts. Ein Bild für Götter :-)
Apropro Götter: während die Sonne entgültig in den Ozean kippt, läuft ein Gottesdienst der Hindus. Schöner Moment.

Dann ist es schlagartig dunkel und mein Fahrer bringt mich nach Nusa Dua, wo ich Ani treffe. Ani ist eine Freundin meines Bosses, der seit einigen Jahren seinen Urlaub in Bali verbringt.
Die Nacht in Nusa Dua ist nicht vergleichbar mit Kuta. Wir treffen uns in einer Open Air Shopping Mall. Sehr offen und sichtbar amerikanisch entworfen, verlauf ich mich in der weitläufigen Anlage. Vorbei an wohlhabenden Touristen die gediegen in den Restaurants dinieren, biege ich ab in den Starbucks, wo ich Ani und ihre Freundinnen treffe. Alle arbeiten irgendwie mit Touristen. Als General Manager, als Gärtner, als Souvenirverkäufer. Es wird ein netter Abend bis der Starbucks zu macht und ich mich mit einem Taxi zurück nach Kuta mache.
Es regnet in Strömen, bis wir an meinem Cottage ankommen.

Ich zieh mich um (lange Hose!) und schau mir das Nachtleben in Kuta an. Das spielt sich an der Hauptstrasse, einige Blocks entfernt vom Strand ab.
Während ich die genau diese Strasse langlaufe ändert sich die Ansprache. Das "Massage?" hör ich nicht mehr. Dafür sitzen jetzt auch keine Jungs mehr auf den parkenden Mopeds sondern balinesische Nutten. "Transport?" hör ich auch nicht mehr. Dafür - in der Reihenfolge - "Marihuana?", "Kokain", "Heroin?". Immer mal wieder werden mir komische Ampullen entgegengestreckt. Und daneben stehen die uniformierten Sicherheitskräfte der Bars, die das null interessiert. Krass.

Ich lauf an den Discos vorbei zu der Gedenkstätte wo 2003 eine Bombe 202 Leute in den Tod gerissen hat. An dem Monument wälzt sich eine Blechlawine von Taxis vorbei. Nebenan geht das Feiern unbekümmert weiter.

"Bounty": langgestrecktes Gebäude mit 3, 4 oder mehr Dancefloors. 95% besoffene Australier, davon bestimmt 80% Männer, viele oben ohne, in Shorts, Flipflops und racketendicht.
Auf Podesten tanzen Balinesen(häh?) in Trainingsanzügen und gelben ärmellosen Basketballshirts. Auf dem Klo ein Balinese der mir mit einem nassen Handtuch die Hände abrubbelt und auch noch Geld sehen will. Pfui deiwie.

Nicht viel anders in der "Apache Reggae Bar". Von Reggae spielenden Apachen keine Spur. Dafür stinkt der mit Lasern beleuchtete Eingangsgang nach Kotze.

Auf dem Weg nebenan zum "Sky Garden" wird der Asphalt des Gehwegs neu gegossen. Was eine Reihe von Kriegsgefangenenabkömmlingen nicht daran hindert über die Absperrung zu steigen und vor den Augen der irritierten, balinesischen Arbeitern im frischen Beton zu tanzen und somit einen eigenen australische "Walk of fame" zu produzieren...

Kopfschüttelnd geh ich rein in den "Sky Garden" und lass mich von Soldaten mit Uzis auf dem Rücken(!) sicherheitschecken. Meine Kaugummidose wirkt beim Abtasten verdächtig, bis ich das vermutliche Klappmesser zeige...

Hoppla, der dreistöckige Laden mit Feuershow und Rooftoptaussicht über Kuta ist anders.
Hier sieht man neben den Aussies auch noch Balinesen. Zumindest die einheimischen Damen im netten Schwarzen. Wobei ich mir nicht sicher sind ob die nicht Business hier drin machen.

Wer hier ganz sicher Business macht, sind die Vortänzerinnen in noch kürzeren Röcken, ja teilweise im uniformen, roten, japanisch anmutenden Stripperoutfit: rote Boleros über schwarzen BHs, winzige Röckchen über den Slips. Dazu High-Heels. Nett anzuschauen wie die durchweg gelenkigen Damen da tanzen.
Lustig auch ihre Mission: Leute auf die Tanzfläche ziehen. Was einige Herren der Schöpfung auch tun, nur das die nicht so nett anzusehen sind.
Unter anderem springt einer in Aussieuniform - also mit Flipflops und Shorts dafür mit dicker Pudelmütze(!) - auf die Tanzfläche und macht ein paar B-Boy Moves inklusive Downrocking (in Flipflops!) und Powermoves. Respect! Ghettofaust Alter ;-).
Anfassen darf er die Ladies trotzdem nicht ;-)

Ich schau mir das Ganze amüsiert mit nem Bier in der Hand an. Interessant auch, wie die Barkeeper hier arbeiten: Das Bier wird betont vor meinen Augen geöffnet und meine dafür abgegebe Kohle wird über den Kopf hochhaltend bei der Kassiererin nebenan abgegeben. Dasselbe gilt für das Wechselgeld.

Wieder draussen werd ich Zeuge wie ein kotzender Aussie von einem balinesischen Barangestellten von der Bar an der Hüfte rücklinks weggezogen wird, damit er doch bitte vor den Nachbarladen hinspeit :-)

Auf meinem Rückweg ins Poppies laufen mir die Dealer inzwischen hinterher und halten mir ihren Kanten zur Geruchsprobe sogar unter die Nase. Unglaublich.

Um drei bin ich in der Falle. Das wird wieder eine kurze Nacht, um 8.00 morgens hab ich doch nach langer Pause wieder ein Rendez-Vous mit dem Ozean.

Wie es mir mit dem Longboard ergangen ist, erzähl ich euch ein andermal. Bis dahin!
Liebe Grüße,
M.

Ab nach Indonesien

[Kuala Lumpur, 03.Januar 2012]
So. Der Reisefisch schwimmt wieder. Der Inselstaat Indonesien passt besser zur Metapher "Fisch" als das letzte Heliskiing Abenteuer in den Rockie Mountains letztes Jahr.

Vieles ist ein bischen anders dieses mal. Ein paar Sachen sind gleich geblieben. Zum Beispiel das ich alleine "schwimme". Sonst zu zweit und in Brasilien und Taiwan ja auch schon zu dritt, ists heuer wieder alleine. Wär schön wenn sich das bald mal wieder aendert.
Bis sich das aendert, verdraenge ich eben alleine als 100kg schwerer Reisefisch Schwimmwasser.

Die Anreise ist soweit prima. Aber lang. Die Nacht ist nach der Silvesternacht in München um 04.00h zu Ende. Zug um Zug nach Frankfurt wo mir eine recht hilflos dreinschauende Schlecker -Aushilfskassiererin die jetzt am Check-In Counter von Malyasia Airlines sitzt die ersten Sorgen um die Ankunft meines adrett eingepacktes Backpack Gepäck ins Ohr setzt. Hilflos sitzt sie vor ihrem Terminal murmelt Abkürzungen die ich nicht versteh, cancelled mein Gepäck, bucht es neu ein, checkt es durch - und kriegt es doch nur bis Kuala Lumpur in ihre Schlecker Aushilfskasse, bzw. FRA Rail&Fly Check-In Counter. Blöd wenn man nach Bali will, das Gepäck sich aber in Kuala Lumpur sonnt...
Dann fängt sie an, an meinem Travelbag um meinen Rucksack herum herumzuschnippeln, weil sonst der Aufkleber abgeht und ist ja bloed wenn das Gepäck sich in ... ihr wisst schon sonnt.
Irgendwie wird alles gut. Die Schlecker Leergutaushilfskasse spuckt die Travel Bags bis nach Denpasar aus und beide - die hinter dem Schalter und der vor der Leergutkasse sind erleichtert und trollen sich der Wege. Ich allerdings nur mit Boarding Paessen bis nach Kuala Lumpur. Mehr hab ich von der Dame nicht gekriegt und irgendwie in den ganzen Gepäcksorgen auch nicht verlangt und auch erst kurz vor Abflug dann gespannt.
Egal. Sonn ich mich halt in Kuala Lumpur.

Der Flug verlaeuft problemlos. Ich sitze erstaunlich bequem, die Sitzreihenabstaende sind - obwohl asiatische Airline - ueberraschend gross, so dass meine Knie unverhofft genug Platz haben und ich sogar phantastischerweise meine Beine ganz(!) unter dem Sitz meiner suessen Vorsitzerin durchschieben kann. Grossartig.

Ebenfalls grossartig sind die Bose Kopfhörer die ich mir zur Weihnachten geschenkt habe und deren Quiet Comfort Technologie die unzaehligen Nebengeraeusche und das Triebwerksdröhnen sowie das zwei Reihen weiter vorne rebellierende Baby problemlos ausblendet.

In Kuala Lumpur zwischengelandet besorg ich mir den fehlenden Boarding Pass und schreib Euch die Zeilen hier, waehrend ich mir die inzwischen 24h alte und schon einigermassen verknautschte Münchner-Hauptbahnhof-Käsesemmel reinziehe.
Nächster Halt: Denpasar, Bali.