Montag, Januar 09, 2012

In und um Ubud herum

[Ubud, 9. Januar 2012]

So, ich bin zurück vom Vulkan Mt. Batur - und das ungeröstet. Bis auf mein Gesicht, aber das hab ich den Tag in den Wellen zu verdanken ;-).

Den gestrigen Tag in Ubud, oder besser: um Ubud herum habe ich mit Wayan Paket verbracht. Wayan hat - wie schon erzählt - im September bereits Tobi und Kern gefahren und kutschiert jetzt auch mich durch die kurvigen Landstrassen zu den Sehenswürdigkeiten im Umland.
Zuerst die Goa Gajah, die Elefantengrotte. Zum ersten mal heute entwinde ich mich dem örtlich ansässigen Textilbusiness der fliegenden Händler, die mir einen Sarong verkaufen wollen, und schreite energisch Richtung Eingang. Jungs ohne Sarong und Mädels mit Menstruation kommen nämlich nicht in die heilige Stätte.
Wayan's Rat spart mir ein balinesisches Kleidungsstück in meinem Rucksack: erstmal an der Kasse angekommen, kann man sich dort nämlich kostenlos einen ausleihen und umbinden lassen.

Die Elefantengrotte selbst ist unspektakulär, netter schon eher der kleine Abstieg von der Grotte aus durch den Dschungel an den Fluss hinuter. Von der hinduistischen heiligen Stätte hin zur buddhistischen Stätte. Der matschige Trampelpfad wird schnell enger, steiler und die paar in Beton gegossene Treppen sehen wenig Vertrauen erweckend aus. Geschätzte 100% Luftfeuchtigkeit lassen mich innerlich regnen. Sprich: ich schwitz mir den Arsch ab und bin froh als ich selbigen wieder in Wayan's Toyota schwinge.

Gunung Kawi. Neun steinerne, aus dem Felsen gehauene, imposante 8m hohe Schreine in einem wunderschönen, recht steilen Flußtal in das man über 270 Stufen hinabsteigt. Ich schwitze.
An dem Fluß ebenso imposante und wunderschön weitausladende, grüne Bäume. Eine kleine Steinbrücke verbindet die Schreine, die - laut Reiseführer - dem ehemaligen balinesischem König Anuk Wungsu, seinen Frauen und Konkubinen gewidmet sind.
Ein beeindruckender, spürbar magischer Ort, denk ich mir und steige in meinem erneut ausgeliehenen Sarong die steilen Treppen wieder empor.

Tirta Empul könnte man auch prima eingeenglischt als Tirta Im-pool ausweisen, handelt es sich hier doch um heilige Quellen, in der gläubige Hindus ihre rituelle Waschung vollziehen - und Busladungen voll Touristen machen davon Fotos. Was die Gläubigen nicht zu stören scheint.
Ich beobachte zwei Frauen in Kopftüchern beim gegenseitigen Foto machen und biete meine Hilfe als Fotograf an, die auch gerne wahr genommen wird. Nach kurzem Zusammenstehen fürs Bild wollen sie unbedingt lieber ein Bild mit mir, und so possiere ich da mit meinem - ihr wisst schon - wiederrum ausgeliehenen Sarong, der meine Knie nur wenig mehr bedeckt, als meine Shorts. Suess, die zwei hier rechts, oder :-)?

Als nächstes geht es hoch zum noch aktiven Vulkan Gunung Batur. Nach einiger Zeit fahren werden wir von einer Polizeisperre aufgehalten. Auf meine Frage, nach was die handvoll Polizisten denn suchen, meint Wayan nur: Geld für ihre Zigaretten. Wayan schmiert die Bullen, und wir fahren weiter.

Für die nächste Sperre bin ich dann zuständig. Die offizielle Mt.Batur Touristenbehörde will für die Einfahrt auf den Rim der Candera 15.000 Rupien. Ich hab nur noch 12.000 klein, was für den Uniformierten an der Strasse auch ok ist. Er lässt uns fahren.
Ich schaue auf das Ticket, auf dem 10.000 Rupien als Einlassgebühr aufgedruckt sind.
Sauhunde :-)!

Auf der Caldera angekommen ist der Blick auf den Mt. Batur wolkenverhangen, aber dennoch schön. "Vulkanexperten beschreiben den Gunung Batur als Doppelcaldera und meinen damit, dass ein Krater in dem anderen liegt" - so der Lonely Planet Reiseführer.
Das letzte Mal war der Volkan laut Wayan erst letztes Jahr aktiv. Letzter grosser Ausbruch liegt allerdings schon ein bißchen zurück: 15. März 1999 - laut Wikipedia.

Interessant und gut zu sehen: der Fuß des Vulkans ist mit einem Drittel mit erkalteter Lava bedeckt, die andere noch satt grün. Auf der Südseite - das letzte sichtbare Drittel ein pittoresker See. Schee :-)

Der Rim oben ist voll mit Verkehr und voll auf Bustouristen eingerichtet. Zumindest die zahlreichen Restaurants und Strassenverkäufer. Die Strassen selbst nicht, so dass ich selbst und der gesamte andere bis dahin fliessende Verkehr Zeuge werde, wie ein Reisebus auf nur zwei Fahrspuren wendet. Hätte nicht gedacht, das das geht... Wenden in 15 Zügen.
Auf den höchsten Tempel Balis, den Pura Puncak Penulisan (1745m), hab ich dann keinen Bock mehr. Tempel-Sättigung 100% sozusagen.

Wir fahren mit Blick auf wunderschöne Reisterrassen wieder hinab, Richtung Ubud.
Dort angekommen, nimmt mich Wayan auf einen Bali Kopi (Kaffee) mit zu sich nach Hause und zeigt mir, wo er wohnt. Entgegengesetzt hinein in eine Einbahnstrasse - der örtliche Cop winkt erst Wayan zu und räumt dann die Absperrung beiseite ;-), dann sind wir da.
Durch einen kleinen Eingang geht es auf ein erstaunlich weitläufiges Gelände, auf dem bestimmt ein dutzend Häuser stehen. Im hinteren Bereich wird für den täglichen Bedarf angebaut. Hühnerkäfige. Hasen flitzen um mich rum. Aus einer Stallung springt ein Schwein auf die Holzeinfassung und grunzt mich an.
In der Mitte der stattlich grosse Familientempel.
Mir wird starker, balinesischer Kaffee und eigene gebackene Süssigkeiten serviert. Dann stellt mir Wayan Nr. 5 seine Familie vor; wie ein großer Teil seiner Brüder heißt, könnt Ihr Euch denken, wenn er die Nr. 5 ist, oder ;-)?
Ich schüttele eine Menge Hände und bin von der Gastfreundlichkeit total berührt...

Nach dem Kaffee bringt mich Wayan zurück ins Hotel, wo ich zeitig ins Bett geh, schliesslich ist...

... die Nacht für mich um 02.00h zu Ende.
Camelbag füllen, Headlight, Regenschutz und Pulli ab in den Rucksack.
Bergschuhe an und pünktlich gehts mit einem Fahrer in einer Schrottkarre los zum Sammelpunkt, wo ich auf die anderen Wanderer treffe: Darcy und Scott, ein junges australisches Päarchen (beide zusammen genauso alt wie ich und süß verliebt) und Konrad aus Polen.

Zusammen steigen wir in einen Minivan um und ein anderer Fahrer jagt den Minivan förmlich hoch zum Vulkan. Das Ganze in einem Tempo, bei dem ich lieber nochmal die Augen zu mache und döse.
Zwischenstop kurz vor dem Vulkan. Frühstück in einem Kaffefeld. Der obligatorische Banana-Pancake und eigener Kaffee. Hier kann man auch den besonderen Luwak Kaffee trinken (und natürlich auch kaufen), dem teuersten Kaffee der Welt. Ich verzichte, hab ich doch Bucket List - einen Film mit Jack Nicholson und Morgan Freeman - gesehen und weiss, was es mit dem Kaffee auf sich hat: Er wird geröstet aus dem Dung des Fleckenmusangs, einem wieselähnlichen Vieh, das sich an den Kaffebohnen in der Plantage gütlich tut und eben wieder ausscheisst.
Aus Scheisse Geld machen können also nicht nur die Investmentbanker...

Weiter gehts zum Fuß des Vulkans wo der Aufstieg beginnt. Ich schau mir meine Mitwanderer ein bißchen genauer an. Gut ist, das keiner Flipflops anhat - zumindest leichte Slipper werden getragen. Konrad in Turnschuhen, Jeans und Regenjacke. Scott hat eine kurze Hose und T-Shirt, Darcy ein Hößchen + Trägertop an. Au, da wird jemand oben frieren, denk ich, als wir losmarschieren.

Ketut, der Bergführer, schickt mich als letzten Mann nach hinten und legt ein gutes Tempo an. Wir kommen schnell voran durch das erkaltete Lavagestein. Es ist eine Menge los, mitten in der Nacht. Wir ziehen, obwohl so schlecht besohlt, recht zügig an zwei Gruppen Osteuropäern vorbei, die schnaufend auf dem Geröllfeld sitzen.
Dann halten wir selbst an einem Schrein an, wo Ketut für die Gruppe betet und versucht, die Götter des Berges mit Opfergaben günstig zu stimmen.

Das scheint gut funktioniert zu haben, denn im nun folgenden, steilen Stück windet sich der inzwischen enge Pfad durch recht fest sitzendes Gestein Spitzkehre an Spitzkehre nach oben. Konrad tritt genau nach so einer Spitzkehre ein wenig zu weit links zum Hangabsatz hin - und tritt damit mehrere Felsen los, die polternd bergabwärts krachen. Ich hab ziemlich Glück, das ich direkt hinter ihm, und nicht weiter hinten vor der Spitzkehre unter ihm war...

Der Rest des Aufstiegs verläuft ohne Probleme, wobei ich - je grösser, steiler und felsiger die Absätze werden - mir mehr Gedanken um die Sneakersfraktion beim Abstieg mache. Das wird kein Spass...
700 Höhenmetern später, kommen wir auf den unteren Rand der inneren Caldera. Hier sind schon einige andere Gruppen, die zusammen mit uns auf den Sonnenaufgang warten. Die gesamte Caldera ist ordentlich in Wolken gehüllt. Wir selbst stehen im Nebel. Ich wechsel mein schweissnasses Tshirt und ziehe alles an, was ich dabeihabe. Es ist wie erwartet recht frisch.

Ich setze mich auf den Rand eines Absatzes und lass die Wartenden hinter mir. Dann kommt der Sonnenaufgang. Das Einzige was ich vom Sonnenaufgang wahrnehme ist, wie die Farben aus der schwarzweissen Nacht zurückkommen. Von Ruhe und Besinnlichkeit oder Sonne selbst - keine Spur. Wie damals am Uluru macht die Menge das Naturschauspiel zunichte. Wobei ich fairerweise sagen muss, das die dichten Wolken das Naturschauspiel selbst ebenfalls schwer eingrenzen ;-)

Cool dagegen ist, wie das hinter mir stattfinde Blitzlichtgewitter meine sitzende Gestalt anleuchtet und meinen Schatten auf die unter mir vorbeiziehenden Wolken wirft.
Das Blitzlicht erzeugt für Bruchteile von Sekunden einen riesigen Schlagschatten der aussieht, als würde ein Riese auf dem Berg sitzen und sich in das Tal hinabbeugen...

Nach dem Sonnenaufgang reissen die Wolken ein wenig auf und geben mehr von der Caldera und auch dem See im Tal frei. Einige Gruppen starten fuer den weiteren Aufstieg und müßen zunächst einen Absatz nach unten absteigen.
Ich schau zu, wie ein Mann mit Plastiktüte in der Hand stolpert und eben diesen Absatz Kopf voraus nach vorne über die Lavafelsen nach unten kracht. Sofort sind die Balinesen bei ihm und helfen ihm auf die Beine. Gestützt geht es für ihn weiter nach unten.

Schliesslich machen auch wir uns auf den weiter oben gelegenen Rand der Caldera zu besteigen. Das wäre eigentlich nicht im Preis drin, meint Ketut, aber wenn wir die 120 Höhenmeter weiter steigen wollen, können wir das gegen einen geringen Preis machen.
Ich fühle mich geneppt, will jetzt aber auch ganz nach oben.
Durch leichtes Geröll und feinen Lavasand sowie mit ein paar Rupien weniger geht es also auf den oberen Rand der inneren Caldera. Es pfeift der Wind. Dafür wird die Sicht besser.
Darcy hält sich tapfer in ihrem Trägertop. Respekt.
Als wir oben sind gesellt sich noch eine andere Gruppe zu uns: eine Horde wilder Affen ist ebenfalls aufgestiegen und spekuliert auf essbare Mitbringsel der Touristen...
Hier oben scheint jeder sein Business zu machen ;-)

Der innere Vulkankegel ist ruhig. Ein wenig Schwefeldampf steigt nach oben. Das wars.
Ketut erzählt uns von einem Schweden, der letztes Jahr hier abgestürzt ist, weil er rückwärtslaufend photographierend in den abschüssigen Kegel 250m abgestürzt ist...
Ein paar Meter in den Kegel hinabsteigend schauen wir uns eine heisse Quelle mit heiligem Wasser an, in dem wir unsere Hände waschen. Aus mehreren Gesteinsritzen kann man heisse Luft spüren.

Dann gehts wieder hinunter. Meine Bergschuhe geben mir guten Halt - trotz des leichten Regens in dem wir absteigen. Und: Niemand der drei Paar Turnschuhe in meiner Gruppe; halt: vier Paar Turnschuhe - Ketut trägt ebenfalls welche ;-) - verliert wie der Mann vorher wirklich ernsthaft das Gleichgewicht und so kommen wir alle heile wieder unten an.
Heimfahrt in strömendem Regen. In strömendem Regen ab ins Bett - und genauso wieder aufgestanden. Regenzeit.

In einer Regenpause mach ich mich auf, einen weiteren von Ani's Restauranttips auszuprobieren: Spanferkelessen im Warung Ibu Oka. Hmmm. Dann check ich mich im örtlichen Starbucks via Internet in meine nächste Location ein: Das Ocean View Dive Resort in Tulamben. Wayan hat morgen auch Zeit und will auch nur die Hälfte des Preises, das mir andere "Transport?" Leute genannt haben. Perfekt.

Weniger perfekt ist, das meine Kreditkarte gesperrt ist. WTF? Das könnte den weiteren Reiseverlauf deutlich einschränken, wenns dumm läuft. Im Hotel, checke ich meine Geldreserven. In meinen zwei Geldgürtel hab ich jeweils noch 2 Millionen Rupien und 300€ Cash. Wenn's dumm läuft, muss ich also aufs Tauchen in Tulamben und die Luxushotels im Süden verzichten...
Abwarten. Bier trinken. Sonntags erreiche ich bei der Bank sowieso niemand.

Stay tuned.