der Rest der Anreise verläuft weiter glatt.
Während am Kuala Lumpur International Airport die Sonne aufgeht und ich meine verdrückte Münchner Hauptbahnhof Käsesemmel verdrücke, geht das Boarding nach Bali an. Eingestiegen, abgeflogen und über eine wunderschöne Insellandschaft dann nach Bali angereist, das Gepäck vom Gepäckband gegriffen, Geld gewechselt (so schnell wird man Millionär: der kleinste Schein, den ich bekomme sind 100000!) und mit dem dick
Obwohl man die Distanz zum Hotel selbst mit meinem Rucksack hätte laufen können, schicken die nen Fahrer. Nett. So trage ich meinen Rucksack eben zum Auto, anstatt ins Hotel.
Nach 3 Stunden unruhigem Schlaf mach ich mich per Pedes auf und such mir ein Hotel im Zentrum vom Kuta. Meine Güte, die Stadt erliegt bereits jetzt einem Verkehrsinfarkt.
Kleine Strassen, die zweireihig überfüllt sind mit Autos, Mopeds und Pferdedroschken.
Gehwege gibt es wenig, wenn dann zerrissenes Kopfsteinpflaster mit wadenbeintiefen Schlaglöchern, so dass einem Angst und Bange wird, da nachts reinzutreten. Da reissen die Aussenbänder schon beim bloßen Hineinsehen.
Strassenbeleuchtung gibt es auch keine, sieht man von den unzähligen T-Shirt-, Massage, K-Marts, Mopedverleihern, Touristeninformationen und Tattooschuppen ab, die ihre Dienstleistungen beleuchten.
Je weiter rein ich nach Kuta komme, desto mehr steht der Verkehr. Ein Blick in die Nahverkehrsbusse zeigt mir, dass ich mir nen anderen Plan ueberlegen muss, wie ich über die Insel komme. Die Minivan Toyotas in der Grösse von VW Bullys sind zum Bersten voll. Auf dem Vordersitz neben dem Fahrer seh ich eine komplette 4 köpfige Familie sitzen. Wie ich da noch - inklusive Rucksack - rein und stundenlang über die Insel fahren soll? Ganz einfach: garnicht. Ich brauch nen Fahrer.
Zunächst besorg ich mir ne SIM Karte fuer mein iPhone, hat doch offensichtlich mein
Sonnenuntergang am Strand.
Dann weiter auf der Suche nach dem Hotel für morgen. Kuta ist laut, aufdringlich und hektisch.
"Transport?", "Massage?", "Marihuana?", "Young girls?" - das eifrige Geschäftsgebahren der Balinesen geht mir schnell auf den Zeiger. In einer Nebenstrasse stolpere ich durch einen kleinen Absatz in einer Mauer in eine grüne Oase. Es ist schlagartig still und man vergisst sofort, das man eigentlich in der Mitte des Aussie-Mallorcas ist... Ein verschlungener, sauber gepflasterter Weg windet sich an mehreren kleinen, sehr verwinkelt stehenden Block- und Steinhuetten vorbei und endet an einem kleinen aber feinen Überlaufpool.
Jede Menge Wasserspiele, dezente Beleuchtung. Wenn ich in dem Labyrinth hier die Rezeption finde, buch ich mich ein. Und so geschiehts. Die Hütten sind voll ausgestattet. Unerwarteterweise mit Flatscreen, Marmorbad(!) mit Buddhaschrein und Soundanlage. Frühstück wird vor der Hütte serviert. Und aus dem Hotel abgeholt werd ich auch noch. Wow.
Dann kann der naechste Tag ja kommen.
Und der kommt nach weiterem, unruhigen Schlaf. Unterbrechungen durch den Muezzin, der die Gläubigen zum Gebt ruft; die eiskalte nichtregelbare Klimaanlage, die mich erst zum Ausschalten und irgendwann dann wieder zum Wiedereinschalten der Klima ruft (ich liege im eigenen Saft). Dazwischen fiese Wachträume...
Ich packe meinen 17kg Rucksack, in dem jetzt auch meine Wanderschuhe, meine Jeansjacke und mein Pullover verschwinden. Alles Sachen, die ich in nächster Zeit erstmal nicht brauchen werde. Dann bringt mich der Fahrer in mein nächste Unterkunft. Das Poppies mitten im Zentrum Kutas. Für die Fahrt brauchen wir genausolang, wie ich gestern per Pedes benötigt habe. Mir fällt auf, dass der Fahrer die Spiegel seines Minivans nach vorne verlegt hat, um so an Breite seines Fahrzeuges zu sparen. Warum wird mir in den kleinen, verstopften Gäßchen klar, hier zählt jeder Zentimeter um weder den Strassenverkäufern, noch den "Massage" Mädchen über die Füßchen zu fahren. Und wehe es kommt jemand entgegen. Selbst die allgegenwärtigen Mopeds müssen in die Verkaufsstände ausweichen, damit wir vorbeikommen. Cool.
Den Vormittag verbringe ich am - laut Reiseführer -"weltberühmten" Strand und auf der Suche nach einer Surfschule - die Brandung sieht so aus als könnte ich mich nach 13 Jahren erneut auf ein Longboard stellen. Nicht zu viel los und die Wellen sind auch nicht so furchteinflößend. Nach der Westcoast USA ist jetzt also die Westcoast Bali dran. Ich flachse mit den Betreibern der Big Kahuna Surfschool rum und verhandle einen Discount, wenn meine 1,96cm nicht in ihre Surfshirts passen :-)
Dann setze ich mich auf meine Veranda und schmeisse meinen ersten beiden Vorsätze fürs neue Jahr über Board - ich trinke einen 640ml Humpen Bier und rauch eine während ich den Moskitos zuschaue, wie sie auf meiner Deet getränkten Haut aufsetzen und unverrichteter Dinge - wahrscheinlich sogar echt angeekelt - wieder abheben. Hinter mir an der Wand laufen die Geckos hoch und runter.
Die erste Urlaubslektüre ist ausgelesen. Wie der Polarforscher Shakleton seine Mannen in einem zweijährigen Überlebenskampf durch die Antarktis führt, passt irgendwie auch nicht in das subtropische Regenzeitklima von Bali. Das Buch ist grossartig, bleibt aber - meinem schweren Rucksack geschuldet - dennoch zurück in Bali.
Zum Sonnenuntergang fahr ich nach Pura Uluwatu, einem DER Tempel in Bali. Am Südzipfel der Insel direkt an der Steilküste gelegen. Traumhaft schön. Und ich ohne Photo damit mit kurzer Hose (damn!) - so muss halt das iPhone herhalten. Ich lass die Short baggy-style rutschen, so dass wenigstens anstandsmässig die Knie bedeckt sind und geh in das Gelände. Vor dem Tempel jede Menge kurzbehoste Touristen (ich fall also garnicht weiter auf) - und angefütterte Affen, die auf der Anlagenmauer die sie angaffenden Touristen angaffen.
Apropro Götter: während die Sonne entgültig in den Ozean kippt, läuft ein Gottesdienst der Hindus. Schöner Moment.
Dann ist es schlagartig dunkel und mein Fahrer bringt mich nach Nusa Dua, wo ich Ani treffe. Ani ist eine Freundin meines Bosses, der seit einigen Jahren seinen Urlaub in Bali verbringt.
Die Nacht in Nusa Dua ist nicht vergleichbar mit Kuta. Wir treffen uns in einer Open Air Shopping Mall. Sehr offen und sichtbar amerikanisch entworfen, verlauf ich mich in der weitläufigen Anlage. Vorbei an wohlhabenden Touristen die gediegen in den Restaurants dinieren, biege ich ab in den Starbucks, wo ich Ani und ihre Freundinnen treffe. Alle arbeiten irgendwie mit Touristen. Als General Manager, als Gärtner, als Souvenirverkäufer. Es wird ein netter Abend bis der Starbucks zu macht und ich mich mit einem Taxi zurück nach Kuta mache.
Es regnet in Strömen, bis wir an meinem Cottage ankommen.
Ich zieh mich um (lange Hose!) und schau mir das Nachtleben in Kuta an. Das spielt sich an der Hauptstrasse, einige Blocks entfernt vom Strand ab.
Während ich die genau diese Strasse langlaufe ändert sich die Ansprache. Das "Massage?" hör ich nicht mehr. Dafür sitzen jetzt auch keine Jungs mehr auf den parkenden Mopeds sondern balinesische Nutten. "Transport?" hör ich auch nicht mehr. Dafür - in der Reihenfolge - "Marihuana?", "Kokain", "Heroin?". Immer mal wieder werden mir komische Ampullen entgegengestreckt. Und daneben stehen die uniformierten Sicherheitskräfte der Bars, die das null interessiert. Krass.
Ich lauf an den Discos vorbei zu der Gedenkstätte wo 2003 eine Bombe 202 Leute in den Tod gerissen hat. An dem Monument wälzt sich eine Blechlawine von Taxis vorbei. Nebenan geht das Feiern unbekümmert weiter.
"Bounty": langgestrecktes Gebäude mit 3, 4 oder mehr Dancefloors. 95% besoffene Australier, davon bestimmt 80% Männer, viele oben ohne, in Shorts, Flipflops und racketendicht.
Auf Podesten tanzen Balinesen(häh?) in Trainingsanzügen und gelben ärmellosen Basketballshirts. Auf dem Klo ein Balinese der mir mit einem nassen Handtuch die Hände abrubbelt und auch noch Geld sehen will. Pfui deiwie.
Nicht viel anders in der "Apache Reggae Bar". Von Reggae spielenden Apachen keine Spur. Dafür stinkt der mit Lasern beleuchtete Eingangsgang nach Kotze.
Auf dem Weg nebenan zum "Sky Garden" wird der Asphalt des Gehwegs neu gegossen. Was eine Reihe von Kriegsgefangenenabkömmlingen nicht daran hindert über die Absperrung zu steigen und vor den Augen der irritierten, balinesischen Arbeitern im frischen Beton zu tanzen und somit einen eigenen australische "Walk of fame" zu produzieren...
Kopfschüttelnd geh ich rein in den "Sky Garden" und lass mich von Soldaten mit Uzis auf dem Rücken(!) sicherheitschecken. Meine Kaugummidose wirkt beim Abtasten verdächtig, bis ich das vermutliche Klappmesser zeige...
Hoppla, der dreistöckige Laden mit Feuershow und Rooftoptaussicht über Kuta ist anders.
Hier sieht man neben den Aussies auch noch Balinesen. Zumindest die einheimischen Damen im netten Schwarzen. Wobei ich mir nicht sicher sind ob die nicht Business hier drin machen.
Wer hier ganz sicher Business macht, sind die Vortänzerinnen in noch kürzeren Röcken, ja teilweise im uniformen, roten, japanisch anmutenden Stripperoutfit: rote Boleros über schwarzen BHs, winzige Röckchen über den Slips. Dazu High-Heels. Nett anzuschauen wie die durchweg gelenkigen Damen da tanzen.
Lustig auch ihre Mission: Leute auf die Tanzfläche ziehen. Was einige Herren der Schöpfung auch tun, nur das die nicht so nett anzusehen sind.
Unter anderem springt einer in Aussieuniform - also mit Flipflops und Shorts dafür mit dicker Pudelmütze(!) - auf die Tanzfläche und macht ein paar B-Boy Moves inklusive Downrocking (in Flipflops!) und Powermoves. Respect! Ghettofaust Alter ;-).
Anfassen darf er die Ladies trotzdem nicht ;-)
Ich schau mir das Ganze amüsiert mit nem Bier in der Hand an. Interessant auch, wie die Barkeeper hier arbeiten: Das Bier wird betont vor meinen Augen geöffnet und meine dafür abgegebe Kohle wird über den Kopf hochhaltend bei der Kassiererin nebenan abgegeben. Dasselbe gilt für das Wechselgeld.
Wieder draussen werd ich Zeuge wie ein kotzender Aussie von einem balinesischen Barangestellten von der Bar an der Hüfte rücklinks weggezogen wird, damit er doch bitte vor den Nachbarladen hinspeit :-)
Auf meinem Rückweg ins Poppies laufen mir die Dealer inzwischen hinterher und halten mir ihren Kanten zur Geruchsprobe sogar unter die Nase. Unglaublich.
Um drei bin ich in der Falle. Das wird wieder eine kurze Nacht, um 8.00 morgens hab ich doch nach langer Pause wieder ein Rendez-Vous mit dem Ozean.
Wie es mir mit dem Longboard ergangen ist, erzähl ich euch ein andermal. Bis dahin!
Liebe Grüße,
M.